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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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(Menschenhandel):
    »Wer auf eine andere Person seines Vermögensvorteils wegen einwirkt, um sie in Kenntnis einer Zwangslage zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution zu bestimmen, wird mit Freiheitsstr
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e bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer auf eine andere Person seines Vermögensvorteils wegen einwirkt, um sie in Kenntnis der Hilflosigkeit, die mit ihrem Aufenthalt in einem fremden Land verbunden ist, zu sexuellen Handlungen zu bringen, die sie an oder vor einer dritten Person vornehmen oder von einer dritten Person an sich vornehmen lassen soll.«
    Friederike Strack von der Beratungsstelle Hydra e.V
.
in Berlin bestätigt: »Das ist durchaus ein wichtiges Thema, und es ist ebenso wichtig, dass man etwas dagegen unternimmt. Das Problem ist nur, dass immer gleich alle Migrantinnen Betroffene des Menschenhandels sind. Das ist nicht richtig!«
    Juanita Henning, Sprecherin der Hurenselbsthilfe Dona Carmen e.V. in Frankfurt, konkretisiert: »Es gibt ein Randphänomen innerhalb der Prostitution, dass Frauen mit Gewalt zur Prostitution gebracht werden. Aber das sind absolute Einzelfälle, das ist nicht strukturiert oder organisiert durch Mafiabanden oder dergleichen. Es sind Ausnahmeerscheinungen.«
    »Diese Extremfälle gibt es, aber es gibt sie sehr selten«, meint Christiane Howe, Soziologin bei der »Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung«, Agisra e.V
.
    Doch allen Beschwichtigungen zum Trotz, das Problem ist vorhanden. Und es sei längst »nicht so rosarot wie die Hurenverbände es sehen wollen«, behauptet Christian Steiof vom Landeskriminalamt Berlin, Abteilung Rotlichtmilieu.
    ~

Ein kleines Dorf, Polen, 2001.
    Anja wuchs bei ihren Großeltern auf. Mit ihrem Großvater, Dozent an einer Kunsthochschule, verband sie eine besondere Beziehung: Er war Maler, von ihm hat sie ihr zeichnerisches Talent geerbt. Die beiden konnten stundenlang über Bilder und Kunst reden. Als Anja 14 Jahre alt war, starb ihre Großmutter. Anjas Großvater, dem die Zeit für ihre Erziehung fehlte, gab Anja zu ihrer Mutter zurück. Anjas Mutter allerdings war Alkoholikerin, seit ihr Mann sich aus dem Staub gemacht hatte.
    Mehrmals riss Anja von zu Hause aus, ging nur noch unregelmäßig zur Schule, trieb sich mit Freunden herum. Mit 19 Jahren wurde sie schwanger – ein Unglück. Während ihre Mutter das Baby betreute, kümmerte sich Anja fortan um den Lebensunterhalt. Da sie jedoch keinen Schulabschluss besaß, bekam sie nur Aushilfsjobs. Ihr Verdienst war sehr gering. Mehrmals äußerte sie gegenüber Freunden ihren Unmut und was sie dafür geben würde, endlich einen gut bezahlten Beruf zu erhalten.
    Eines Tages wurde ihr von einem Bekannten ein Job in einer Bäckerei in Spanien versprochen. Anja war auf Anhieb begeistert von der Idee. Die erste Ernüchterung: Nicht nur die Reise nach Spanien würde sie Geld kosten, auch dass sie den Job überhaupt antreten dürfe, müsse sie entsprechend honorieren, mit 20.000 Euro. Anja war am Boden zerstört, Spanien rückte in unerreichbare Ferne.
    Der Bekannte wusste glücklicherweise Abhilfe: Es würde sie günstiger kommen, so klärte er Anja auf, wenn sie kurzerhand einen deutschen Mann heirate: 12.000 Euro. Anja, geblendet von den Verdienstmöglichkeiten, die der Mann ihr versprach, willigte ein: »Klar, warum auch nicht?« wird sie sich später im Gespräch mit Sozialarbeitern erinnern. »Ich hab’ zwar ein Kind, bin aber ledig! Was kostet die Welt?« Schließlich war ihre Familie auch nicht der Hort der Glückseligkeit.
    ~
    Der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess in Potsdam ( KOK e.V.) weiß in seinem »Schattenbericht« von einer Zunahme der vom Menschenhandel betroffenen Frauen zu berichten: »Im Zeitraum von 1996 bis 1998 wurden von den Organisationen, die an der Befragung teilgenommen haben, insgesamt 2.035 Klientinnen, die von Frauenhandel betroffen sind, betreut. Die Zahl der betreuten Frauen stieg. 1996 waren es 573, 1997: 630 und 1998: 845.«
    Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erklärt, der Deliktbereich des Menschenhandels stelle in Deutschland zunehmend ein Problem dar. Etwa 1.300 weibliche Opfer des Menschenhandels wurden 1999 polizeilich erfasst – meist anlässlich von Razzien in Bordellen oder bordellähnlichen Betrieben. Die Dunkelziffer liege erheblich höher. Die Frauen stammen überwiegend aus

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