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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Polen, der Ukraine, aus Tschechien, Russland, Lettland, Litauen und Rumänien (Reihenfolge nach Häufigkeit).« (Quelle: www.bmfsfj.de , Gewalt gegen Frauen hat viele Facetten, 3.1.2001)
    Das Bundeskriminalamt hat die Fälle von Menschenhandels-Opfern ausgewertet: Im Jahr 2000 gab es laut »Lagebericht Menschenhandel« des BKA 1.016 erfasste Fälle von »Menschenhandel«, im Jahr darauf 746 mit 923 »Opfern«. 9,9 Prozent davon stammen aus Afrika und Asien, 69 Prozent aber aus Osteuropa: davon aus Litauen 12,1 Prozent, aus Lettland 4,1 Prozent, aus Polen 8,5 Prozent, aus Russland 7,4 Prozent, aus Weißrussland 14,2 Prozent, aus der Ukraine 13,0 Prozent.
    Der Großteil der Opfer kommt aus Mittel- und Osteuropa. Was seine Gründe hat. Migration aus Lateinamerika, Afrika und Südostasien findet bereits seit den 70 er Jahren statt; seitdem haben sich gut funktionierende Netzwerke und Strukturen herausgebildet, mit Hilfe derer die Frauen ohne Dazutun dritter Personen nach Deutschland gelangen. Häufig sind es Verwandte, Bekannte und Freunde, die die Wege geebnet haben.
    Frauen aus Mittel- und Osteuropa dagegen fanden diese Strukturen nicht vor, als ihre politischen Systeme Ende der 80 er Jahre zusammenbrachen. Sie waren auf die Hilfe Dritter angewiesen – und das öffnete dem organisierten Menschentransport in Osteuropa Tür und Tor. Er funktionierte ganz einfach, wie bereits Mitte der 90 er Jahre Joachim Rieker in seinem Buch »Ware Lust« (Fischer Verlag, Frankfurt 1995) zu beschreiben wusste: »Kommt nun ein mehr oder weniger charmanter Schlepper und bietet einer jungen Frau die Chance, der tristen Wirklichkeit eine Zeitlang zu entfliehen und dabei auch noch Geld zu verdienen, trifft er meist auf wenig Widerstand. ›Die Aussicht auf harte Devisen vernebelt den Mädchen die Sinne‹, sagt Petr Vosolsobe, Vizepolizeichef von Prag. Und auch BKA -Experte Willi Fundermann wundert sich, mit ›welch unwahrscheinlicher Blauäugigkeit‹ viele Frauen zwischen Oder, Don und Donau auf die zwielichtigen Angebote hereinfallen. Wenn neben Abwechslung und Abenteuer auch noch ein wenig Wohlstand winkt, werden Zweifel und Skrupel rasch beiseite geschoben.«
    Die Strukturen, in die die Frauen dann geraten, sind unerbittlich: »Frauen werden von Zuhälterringen zum Zweck der Prostitution aus verschiedenen Regionen der Tschechischen Republik sowie aus mittel- und osteuropäischen Ländern in die Grenzregionen und in andere europäische Länder verkauft«, weiß man beim Sozialprojekt Karo in Plauen, Sachsen, wo entlang der Grenze ein soziales Spannungsfeld entstanden ist: »Dabei werden sie wie Ware transferiert.«
    Die Frauen werden in Grenznähe »geparkt«, in einem Bordell oder auf dem Straßenstrich, wo sie für einige Tage anschaffen müssen. Hier besuchen sie Bordellbetreiber oder Zuhälter aus ganz Deutschland, aus Köln
,
Frankfurt
,
Hannover oder auch München. Diese geben sich als Freier aus und »testen« Frauen, die ihnen lukrativ erscheinen. Fällt ihr Urteil positiv aus, kaufen sie die Frauen den Händlern ab. Inzwischen spricht Uta Ludwig vom Beratungsprojekt Bella Donna e.V
.
in Frankfurt/Oder sogar von »Leasing-Frauen«, die, sollten sie entgegen der Annahme doch nicht lukrativ sein, jederzeit zurückgegeben werden können.
    Seit dem Fall des »Eisernen Vorhangs« im Jahr 1989 gebe es in der Tat eine völlig neue Dimension des Menschenhandels, konstatiert ein Sprecher des Bundeskriminalamtes. Laut »New York Times« sollen in den 90 er Jahren rund 400.000 Ukrainerinnen unter dreißig Jahren nach Westeuropa gekommen sein. Vorsichtigen Schätzungen der EU -Kommission zufolge belief sich die Zahl der Opfer des Menschenhandels in Osteuropa bis 1998 auf 500.000.
    ~
    Kaum dass Anja ihm ihre Entscheidung mitteilte, erklärte der Bekannte, er habe bereits alles eingefädelt. Er stellte ihr ihren zukünftigen Gatten aus Deutschland vor, kontaktierte das Standesamt, auf dem er einen »Freund« sitzen hatte, wie er augenzwinkernd mitteilte.
    Plötzlich ein erneuter Schock: Anjas Zukünftiger war in einen Versicherungsbetrug verwickelt und wurde beim Grenzübertritt erwischt, verhaftet und weggesperrt. Damit war ihr Bräutigam futsch, die Hochzeit geplatzt. Und damit auch die Chance, viel Geld zu verdienen.
    Doch abermals unterbreitete ihr Bekannter eine Alternative: Diesmal wolle er ihr ein Touristenvisum ausstellen, mit dem sie nach Spanien einreisen könne. Anja war es inzwischen egal, wie und auf welchem Wege sie nach

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