Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
Freiheit, etwas Neues zu beginnen.
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Sie umfuhren die regulären Grenzen und wählten Schleichwege durch Wälder und über Wiesen. Auf einem schmalen Bergpass ein paar Stunden hinter Wien geschah es. Neben der Straße befand sich ein Abhang. Plötzlich bog ein Traktor um eine Kurve.
Glatze schrie noch: »Pass auf!«
Zu spät. Der Wagen rauschte in die Leitplanke, durchbrach sie und flog in einem Looping durch die Luft. Glatze, der nach wie vor nicht angeschnallt war, wurde durch die Frontscheibe geschleudert. Kurz darauf landete der Wagen mit einem lauten Krachen etwa 30 Meter weiter auf einer Wiese. Der Aufprall riss das Dach weg.
Das Auto schlingerte rückwärts über Gras, Steine und schließlich wieder Asphalt. Der Kopf des Fahrers schleifte über den Untergrund. Ihm war nicht mehr zu helfen.
Nach 100 Metern kehrte Ruhe ein.
Er kauerte noch immer auf dem Rücksitz, jetzt kopfüber. Die Fesseln und die gekrümmte Haltung, zu der sie ihn genötigt hatten, hatten ihm das Leben gerettet. Sagte man nicht: Der Wahrheit liegt ein Zauber inne?
Wie ein aufgeschrecktes Huhn tanzte der Bauer, der dem abstürzenden Wagen gefolgt war, um das Wrack herum und stieß seltsame Laute in einem noch seltsameren Dialekt aus. Benzin lief aus dem Tank. Der Mann zog ihn aus dem Wagen und schleifte ihn an den Straßenrand. Er bemerkte die Fesseln an Händen und Füßen und gab weiteres unverständliches Gebrabbel von sich, während er die Seile mit einem Taschenmesser zerschnitt.
Glatze torkelte herbei. Es hatte ihn übel erwischt, aber er konnte noch laufen.
»Verdammte Scheiße«, stöhnte er, als er aufschaute.
Der Bauer wollte sich schon um den Schurken kümmern, doch er hielt den Landwirt zurück. Kaum stand er vor ihnen, da hämmerte er seinem Bewacher bereits eine Faust ins Gesicht. Glatze sackte in sich zusammen. Der Bauer betrachtete das Schauspiel entgeistert.
Er dagegen zuckte nur mit den Schultern. »Wo finde ich einen Bahnhof?«
Der Bauer deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Entschlossen marschierte er los. Er würde zurück nach Berlin fahren, um der Stadt die Wahrheit zu bringen.
Bemerkung
»Gier« ist ein Roman. Ein Roman ist Fiktion. Die Personen, Ereignisse und Dialoge entstammen der Fantasie des Autors. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen, lebenden oder toten Personen ist zufällig.
Wahr ist jedoch: Prostitution ist seit 2002 ein reguläres Rechtsgeschäft, also ein Beruf. Berlin ist die Hauptstadt der Prostitution, sie hat keinerlei Sperrbezirk. Berlin ist außerdem Dreh- und Angelpunkt des internationalen Menschenhandels. 80 Prozent der Spielhallen Berlins sind in russischer Hand und dienen der Russenmafia zur Geldwäsche. Jetzt weiten sie ihr Geschäft auf Bordelle und Clubs aus.
Danksagung
Bei der Arbeit an diesem Roman waren mir einige Menschen behilflich, denen ich danken möchte: dem Psychotherapeuten Wolfgang Lindemann, der mir Einblick in seine Arbeit gewährte – www.wolfgang-lindemann.de
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Dem Kriminologen Mark Benecke, der mich mit Details zu Schussverletzungen versorgte – www.benecke.com
.
Lothar Siebdraht, der mir Klarheit in einigen Bereichen verschaffte, die mir bisher verschlossen geblieben waren. Tan, meinem Lieblingsalkoholdealer in Berlin, der mich mit Neukölln und den türkischen Gepflogenheiten bekannt machte und für mich übersetzte.
Jegliche Fehler oder Übertreibungen gehen ausschließlich auf meine Kappe.
Ganz besonderen Dank schulde ich folgenden Menschen:
Anke Vosters, die sich immer wieder mein endloses Geschreibsel (und hiernach Gerede) anhörte, nur um mir zu sagen, dass es – entgegen meiner verzweifelten Annahme – doch außerordentlich gut gelungen sei. Ihrer Tochter Celina, die deshalb mehr als einmal kein Gehör bei ihrer Mutter fand, weil diese mir zuhörte.
Hannes Windisch, meinem Lektor, der mir immer ein offenes Ohr schenkte, sobald ich mich wieder in Handlung und Logik verrannte. Seltsamerweise erwiesen sich die Patzer als null und nichtig, sobald ich mit Hannes drüber geplaudert hatte.
Heiko Richter, Doktor der Naturwissenschaften, daher von Berufs wegen Realist, der mir klar und deutlich zu verstehen gab, sobald meine Figuren so agierten, wie es nur fiktive Personen tun können. Nach Hemingway, Sex on the Beach und Watermelonman waren viele meiner Charaktere dann wieder – vor allem am nächsten Morgen – verflucht bodenständig.
Meinen Eltern Thea und Heinz, die mir nicht nur in den ziemlich
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