Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
Kollegen.«
    Berger zupfte verlegen an seinem Bart. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    »Ist schon okay. Du hast nicht ganz unrecht. Ist schon alles ziemlich verkorkst bei den Kollegen.« Kalkbrenner mühte sich ein Lächeln ab. »Und bei mir.«
    Ihm ging die Verabredung durch den Kopf, die er für den Abend mit seiner Frau hatte. Er freute sich auf das Treffen. Er wollte Ellen auch nicht warten lassen, trotzdem entschied er, dass das Essen mit ihr noch einige Minuten Aufschub vertrug. Zuvor wollte er einen anderen Besuch machen, der keine Verzögerung mehr duldete.

26
    Seine Frau Patrizia hatte von einem örtlichen Catering-Service Salami-, Käse-, Fisch- und Obsthäppchen herrichten lassen, und von Hirschfeldt entkorkte die besten Weine aus seinem Keller. Die Speisen und Getränke standen auf langen Tischen im Garten ihrer Villa, die etwas außerhalb von Grunewald lag. In einer Reihe stattlicher Anwesen stach sie trotzdem noch hervor. Die hohen gelben Säulen verliehen ihr einen italienischen Touch.
    Von Hirschfeldt schenkte sich gerade einen armenischen Kognak ein, als Berthold Ehrenstein neben ihm am Büfett erschien. Mit seiner tiefen, brummenden Stimme fragte er: »Weißt du, wer mich heute Mittag auf der Eröffnungsfeier angesprochen hat? Dieser Dossantos!«
    Obwohl Ärger in ihm aufflammte, verzog von Hirschfeldt keine Miene. Vorsichtig setzte er die Flasche ab. Erst dann schaute er seinen Freund an, einen gutmütigen, beleibten Endvierziger mit Glatze, um die herum ein schmaler Haarkranz stand. Ehrenstein war Beisitzer im Fraktionsvorstand, Bauunternehmer und Bausenator in spe. »Was wollte er?«
    »Er wollte unbedingt mit mir reden.«
    »Das wundert mich nicht.« Verstimmt versuchte von Hirschfeldt, eine Mücke wegzupusten, die vor seiner Nase schwirrte. »Ab morgen herrschen neue Verhältnisse im Senat, und dieser Gauner will weitermachen wie bisher.«
    »Ein widerlicher Kerl.« Ehrenstein holte mit der Hand aus, als wollte er ein imaginäres Abbild des Portugiesen verprügeln. Vielleicht schlug er aber auch einfach nur nach dem Insekt. »Wie ich hörte, bist du ja auch auf ihn getroffen. Dem Vernehmen nach war es eine sehr hitzige Diskussion.«
    »Ach ja?«, blaffte von Hirschfeldt.
    »Ja, das erzählt man sich jedenfalls.«
    »Seit wann gibst du etwas auf Gerüchte?«
    »Klingt nicht nach Gerüchten.«
    »Vergiss es einfach.« Blindlings griff von Hirschfeldt nach einigen Häppchen und ging zurück ins Haus. Vor dem Fernseher war kein freier Platz mehr. Sofas und Stühle waren besetzt. Angesäuert blieb er stehen und stopfte sich die Käsestückchen in den Mund.
    Obwohl Patrizia in ein Gespräch mit Claudia Kielinger, der parlamentarischen Geschäftsführerin des Fraktionsvorstandes, vertieft war, schaute sie kurz zu ihm auf. Sie hob erstaunt eine Augenbraue, als sie seine düstere Miene bemerkte. »Na, mein Großer!« Sie umschlang seine Hüfte mit dem Arm. »Schmeckt es dir nicht?«
    Weil er gerade an zwei Käseschnitten kaute, kam nur ein unverständliches Kauderwelsch über seine Lippen.
    »Normalerweise ist man klarere Aussagen von ihm gewohnt«, scherzte Kielinger.
    Patrizia zwickte ihn neckisch in die Leiste. Ihre fröhliche Stimmung dämpfte seinen Verdruss. Er ging zum Kamin, schmiss die Holzpicker in die Flammen und legte einige Scheite nach. Das Feuer knisterte und knackte. Die gesellige Runde im Zimmer bekam das anheimelnde Flair eines Beisammenseins am Lagerfeuer.
    »Ruhe!«, rief Anton Heiland, der Spitzenkandidat. »Die Ergebnisse der Umfrage kommen jetzt!«
    Alle starrten gebannt auf den Fernseher. Der
RBB
brachte eine Zusammenfassung der gestrigen Veranstaltung im Bode-Museum und im Anschluss daran das Resultat einer Blitzumfrage unter Berliner Wählern. Derzufolge hatte die CDU im direkten Anschluss an die impulsive Rede von Hirschfeldts zweieinhalb Prozent an Stimmen zugelegt.
    »Nur zweieinhalb Prozent?«, empörte sich Ehrenstein mit seinem Bariton-Organ, das das Haus erzittern ließ. »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«
    »Papa, denk an dein Herz!« Ehrensteins Sohn lachte. »Reg dich nicht so auf.« Thomas war ein engagierter junger Mann, dem von allen Seiten eine große Zukunft prophezeit wurde. Mit seinen 23 Jahren war er bereits in der Fraktion geachtet und ob seiner Meinung geschätzt.
    »Die müssen sich verrechnet haben«, erklärte Claudia Kielinger.
    »Leute!«, meldete sich Schatzmeister Sadi Vegatowski zu Wort. »Was wollt ihr eigentlich? Das ist doch ein super

Weitere Kostenlose Bücher