Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
Ergebnis. Oder was sagst du, Karl-Edmund?«
    Karl-Edmund, der sich den ganzen Abend schon ungewöhnlich still verhalten hatte, nuschelte. »Ja, du hast recht.«
    »Das wäre eigentlich einen Champagner wert«, schlug Vegatowski vor.
    »Nein, ich habe etwas Besseres!« Von Hirschfeldt holte eine der Flaschen vom Büfett, die er noch nicht entkorkt hatte.
    »Gib her!« Sadi Vegatowski streckte sich vor. Er war für seine Kenntnisse erlesener Weine bekannt. Von Hirschfeldt reichte ihm die Flasche. Noch ehe der Schatzmeister sie in den Händen hielt, stieß er einen Laut aus, der irgendwo zwischen grenzenlosem Erstaunen und überschwänglicher Freude anzusiedeln war. Beinahe andächtig fuhr er mit der Hand über das Etikett. »Ein 1959 Richebourg-Domaine de la Romanée-Conti Big.«
    »Ach?«, brummte der bodenständige Ehrenstein. »Kann man den etwa nicht trinken?«
    Vegatowski hielt ihm die Flasche wie einen wertvollen Pokal vor die Nase. »Es gibt Leute, die behaupten, dieser Tropfen sei das Beste, was im Burgund des 20. Jahrhunderts angebaut worden ist.«
    »Schön, aber meine Frage hast du damit nicht beantwortet.«
    »Dieser Burgunder wäre beinahe zu schade zum Trinken. Frieder, was hast du dafür bezahlt?«
    »Spielt das eine Rolle?« Von Hirschfeldt schmunzelte. »Erfreuen wir uns doch einfach an dem guten Tropfen.«
    Vegatowski ließ nicht locker. »Mindestens 1500 Euro, oder?«
    Die Mehrzahl der Gäste schnappte nach Luft. Nur Ehrenstein blieb unbeeindruckt. »Na, für diesen Preis muss der Wein aber auch schmecken. Wäre ja sonst wirklich schade ums Geld.«
    Von Hirschfeldt machte sich daran, die Flasche zu entkorken. Es war ihm unangenehm, über den Preis zu reden. Normalerweise hätte er auch niemals so viel Geld für Essen oder Trinken ausgegeben, erst recht nicht für eine einzelne Flasche Wein. Es geschah nicht selten, dass er die Haushälterin zur Besorgung der alltäglichen Güter zum Discounter schickte. Aber was Weine betraf, nun, die mochte er, ebenso wie er seine Freunde schätzte. Für einen besonderen Anlass, für einen guten Burgunder, na ja, da musste man eben ein bisschen mehr hinlegen. Er füllte die Gläser der Umsitzenden. Nur Karl-Edmund lehnte dankend ab.
    Vegatowski reagierte entsetzt. »Du verweigerst diesen guten Tropfen?«
    »Ich habe genug für heute.«
    »Aber der Abend fängt doch gerade erst an«, sagte Heiland.
    Von Hirschfeldt wechselte das Thema. »Thomas, was macht eigentlich die Arbeit im Fördererkreis?«
    Ehrensteins Sohn war seit dem Frühjahr im Fördererkreis Junge Politik e.V. Das Projekt war nach der Wende von der damals in Berlin regierenden CDU initiiert worden, um Jugendliche an politische Themen und Auseinandersetzungen heranzuführen. Nach der morgigen Wahl würde Thomas die Arbeit als Projektleiter übernehmen. »Ich plane die Sanierung zweier Studentenwohnheime. Das soll mein Einstieg sein«, erklärte er zuversichtlich.
    »Ja, davon hab ich gelesen«, sagte Heiland. »Die Presse hat da in Verbindung mit den Studentenprotesten im Sommer ein großes Thema draus gemacht. Insofern eine gute Idee. Pass nur auf, dass da nichts dazwischenkommt. Ansonsten zerreißt dich die Presse ebenso schnell wieder in der Luft.«
    »Das wird nicht passieren«, wehrte Thomas besonnen ab.
    »Wie weit bist du mit den Planungen?«
    »Alles unter Dach und Fach.«
    »Auch das Finanzielle?«, erkundigte sich Heiland. »Ich meine, der Verein ist nicht sehr groß.«
    »Nein, das ist er wahrlich nicht. Aber wir haben großzügige Fördermitglieder. Erst vor Kurzem ist uns eine enorme Summe versprochen worden, und damit steht das Projekt endlich auf sicheren Füßen.«
    »Wie sicher ist das Geld?«
    »Wir haben alles überprüfen lassen.«
    »Ja, das haben wir«, bestätigte Sadi Vegatowski. »Die Firma steht auf soliden Beinen und hat einen guten Ruf.«
    »Ich habe ihre Zusage schriftlich«, versicherte Thomas. »Sobald ich meine Arbeit aufnehme, fließt das Geld, und wir beginnen mit dem Bau.«
    »Sehr schön«, lobte Heiland. »Das wird direkt nach der Wahl ein gutes Zeichen sein. Berthold, du kannst stolz auf deinen Sohn sein.«
    »Das bin ich!«
    »Thomas, du hast doch mit Lars gemeinsam das Abitur gemacht, oder?« Heiland schnüffelte an dem Burgunder, atmete das Bouquet wie ein Kenner durch die Nase ein. Er schielte über den Rand des Glases. »Karl-Edmund, was macht dein Sohn jetzt eigentlich?«

27
    Das Zimmer lag still in der Dunkelheit. Eine kleine Stehleuchte brannte auf dem

Weitere Kostenlose Bücher