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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sicher?«
    Ertappt lächelte er. Kurz darauf brachen sie beide in lautes Gelächter aus, das sie ein wenig von der Anspannung befreite.
    Ellen räumte die halb geleerten Schalen in die Küche, und Kalkbrenner trank noch ein bisschen Wein. Er betrachtete die Kerzen, deren Flammen vor seinen Augen auf und ab hüpften. Den schmalen, schmiedeeisernen Kandelaber hatten sie einige Monate nach ihrer Hochzeit auf dem Kunst- und-Nostalgie-Markt bei der Museumsinsel erstanden. Komisch, dass ihm das ausgerechnet jetzt einfiel.
    Als sich Ellen wieder an den Tisch setzte, sagte er: »Ich habe einen Fehler gemacht.«
    Sie wollte zu ihrem Weinglas greifen, hielt aber in der Bewegung inne.
    »Ich habe Jessy und ihren Freund zum Essen eingeladen.«
    Ellen blickte ihn erstaunt an.
    »Aber … eigentlich hab ich ja noch gar keine Wohnung.«
    Ihre Miene entspannte sich. »Dann koch doch einfach hier.«
    »Bist du sicher?«
    »Es ist noch immer dein Haus, genauso wie es meins ist.«
    »Und natürlich bist du auch zum Essen eingeladen. Schließlich bist du ihre Mutter.«
    Sie stießen miteinander an. Er spürte nicht nur den Alkohol in seinem Blut, sondern auch, wie er sich allmählich entspannte. Deshalb war er auch nicht böse, als Ellen fragte: »Wie geht es eigentlich
deiner
Mutter?«
    »Sie ist glücklich«, wiederholte er die Worte von Pfleger Peer.
    »Glücklich?«
    »In ihrer eigenen Welt.«
    »Und wie sieht diese Welt aus?«
    »Eben glücklich.« Mehr mochte er dazu nicht sagen, wahrscheinlich weil er es selbst nicht wusste. »Was ist mit dir? Was macht die Arbeit?«
    Ellen war seit einigen Jahren arbeitslos. Zwischenzeitlich hatte sie als Teilzeitkraft in einem Ausflugslokal an der Spree gearbeitet. Jetzt, da die Ferien vorbei waren und der Sommer sich dem Ende zuneigte, hatte sie die Kündigung erhalten.
    Sie ergriff ihr Glas und nippte an dem Wein. »Nichts.« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich fahr regelmäßig aufs Amt und habe inzwischen meinen eigenen
Fallmanager

    »Fallmanager?«
    »Lustig, oder? So nennt sich das jetzt. Als wäre man nicht mehr ein Mensch, sondern nur eine Akte, die es zu bearbeiten gilt. Stempel drauf. Fertig. Der nächste Fall.« Sie kicherte. Aber es klang nicht wirklich amüsiert. »Was hältst du davon, wenn wir rüber auf die Couch gehen?«

30
    Die Kanzlerin kam ohne Umschweife zur Sache. »Du warst nicht ehrlich zu mir.«
    Von Hirschfeldt schluckte. Er war sich keiner Schuld bewusst. »Ich weiß nicht genau, was du meinst.«
    »Bist du dir sicher?«
    Sie klang reserviert. So wie sie auftrat, wenn Reporter auf der Pressekonferenz im Kanzleramt allzu aufdringlich wurden.
    Von Hirschfeldt spürte einen Druck im Hals. Seine Zunge tastete sich verzweifelt am Gaumen entlang. Er schmeckte die Reste der Käsehäppchen. »Elisabeth, klär mich bitte auf.«
    »Die Sache mit Karl-Edmunds Sohn.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Du hast gesagt, alles wäre in Ordnung.«
    Von Hirschfeldt wagte nicht zu atmen.
    »Aber das ist es nicht, richtig?«
    »Es gibt da …«, er stockte, »… einige Unstimmigkeiten.«
    »Wie auch immer, ich möchte nicht noch einmal über Lars in der Presse lesen müssen.«
    »In der Presse?« Eine unheilvolle Ahnung brachte sein Blut erneut in Wallung.
    »Richtig, in der Presse. Allerdings nichts über die Sache heute Mittag in der Sozialeinrichtung, falls es das ist, was du befürchtest.«
    »Woher weißt du davon?«
    »Ich bin die Kanzlerin«, sagte sie, als würde das alles erklären.
    Er nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte.
    »Du solltest einen Blick in die Zeitung werfen«, fuhr sie fort.
    »In welche?«
    »Den
Kurier
von morgen. Wie wollt ihr den Wähler von Moral und Anstand überzeugen, wenn ihr selbst eure eigenen, privaten Verhältnisse nicht in den Griff bekommt?«
    »Was steht denn in der Zeitung? Ist es so schlimm?«
    »Schlimm ist gar kein Ausdruck!«
    »Es tut mir leid.«
    »Das glaube ich dir gern. Trotzdem müsst ihr die Sache mit Lars in den Griff bekommen. Und wenn das nicht gelingt, dann haltet sie wenigstens aus der Presse raus.«
    »Das werden wir!«
    »Frieder«, sagte sie, jetzt wieder einigermaßen besänftigt. »Du kannst dir so etwas in deinem Umfeld nicht erlauben. Gerade du, in deiner Position, mit deinen Plänen.« Sie gab ihm Zeit zum Nachdenken. Und plötzlich klang sie wieder weit entfernt. Und fremd. »Du verstehst, was ich meine, oder?«
    »Natürlich«, antwortete er hastig, aber die Kanzlerin hatte bereits aufgelegt.
    Er kehrte zurück ins

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