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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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darin und schluckte das weiche Brot halb gekaut runter. Sein schlechtes Gewissen würde auf diese Weise leider nicht verschwinden.
    »Frieder!« Patrizia war ihnen in den Garten gefolgt. »Dein Telefon im Arbeitszimmer klingelt!«
    »Wer ruft denn noch so spät an?«
    »Bestimmt hat einer der Gäste was vergessen«, sagte Hönig, der sich nach wie vor mies fühlte, weil er seinem Freund nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. Er setzte zu einer weiteren Erklärung an, doch Frieder befand sich bereits auf halbem Weg ins Haus.
    »Karl-Edmund, du findest alleine raus, oder?«
    »Natürlich, kein Problem.«
    »Dann grüß mir Martina.«
    Hönig durchquerte das Haus. Im Flur passierte er das Arbeitszimmer. Er blieb im Türrahmen stehen. Von Hirschfeldt hielt mit einer Hand den Telefonhörer ans Ohr, mit der anderen winkte er ihm zum Abschied zu. Hönig erwiderte den Gruß.
    »Elisabeth!«, rief Frieder gut gelaunt.
Die Kanzlerin.
»Was für eine Überraschung!«
    Jetzt empfand Hönig Stolz. Vor allem aber Freude. Wenn jemand Erfolg und Anerkennung verdient hatte, dann Frieder von Hirschfeldt, sein Freund.

29
    Kalkbrenners Frau servierte Lammkeule mit grünen Bohnen und Rösti. Es schmeckte hervorragend, und irgendwann sagte er: »Das ist lecker. So verdammt lecker.« Er blähte seinen Bauch, der in den vergangenen anderthalb Stunden um gefühlte zehn Kilogramm angewachsen war. »Aber ich glaube, jetzt bin ich satt für die nächsten zwei Wochen.«
    Ellen schenkte Weißwein nach. »Willst du mich betrunken machen?«, scherzte er. Der Alkohol stieg ihm allmählich zu Kopf. »Ich muss noch mit Bernie raus.«
    »Solange Bernie nicht mit dir rausmuss, verträgst du sicherlich noch einen Schluck.«
    Er spießte das letzte Stück Fleisch auf die Gabel und führte sie zum Mund. Während er kaute, erfüllte Schweigen das Wohnzimmer. Nur ab und zu wehte ein lauer Wind von der Gartenterrasse in die Stube und brachte die Kerzen zum Flackern, die zwischen ihnen auf dem Tisch standen. Vom Berliner Abendverkehr war nichts zu hören. Das Haus lag in Zehlendorf, weit entfernt von Mitte.
    Mit dem Messer kratzte er die Soße vom Teller, dann leckte er sie von der Gabel. Ellen nippte am Wein. Er legte das Besteck beiseite, griff ebenfalls zum Weinglas. Er trank langsam und bedächtig und überlegte, worüber er noch reden sollte.
    Der Bernhardiner rappelte sich vom Teppich hoch und kam zum Tisch. Er hockte sich neben Ellen, die ihm den Kopf tätschelte. »Schon komisch. Du warst nie für Hunde zu begeistern.«
    »Bernie ist kein Hund.«
    »Was ist er dann?«
    Kalkbrenner stellte das Weinglas zurück. Mit der Serviette tupfte er sich die Lippen ab. »Ein Kuscheltier. Ein Teddybär.«
    »Jessy ist ganz vernarrt in ihn.«
    »Ja, sie fand Hunde schon immer toll.«
    Sie sahen dem Vierbeiner dabei zu, wie er zurück zum Sofa trollte, sich zweimal um die eigene Achse drehte und dann mit einem Seufzer zwischen die Kissen fiel, die im ganzen Wohnzimmer verteilt waren. Sie waren Ellens Hobby. Es gab vermutlich kein Land auf dieser Erde, aus dem sie nicht ein handgesticktes, gehäkeltes oder geknüpftes Kissen besaß.
    Bernie stieß ein wohliges Knurren aus, und kurz darauf war er eingeschlafen. Kalkbrenner rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Es hatte in der Vergangenheit zu viel Stille zwischen ihnen gegeben, als dass ihr Schweigen jetzt vertraut hätte sein können.
    »Dann will ich mal den Nachtisch holen«, sagte Ellen. Er wollte ihr dabei helfen, den Tisch abzuräumen, doch sie lehnte ab. Die Teller schlugen klirrend aneinander, als sie sie in die Küche trug.
    In den Schalen, mit denen sie zurückkehrte, schwamm ein undefinierbares orangefarbenes Gelee. »Du siehst nicht so aus, als würdest du dich über mein Dessert freuen?«
    »Ich würde mich freuen, wenn ich erfahre, was dein Dessert ist.«
    »Laut Rezept ist das eine Pampelmusenterrine mit Teesoße.« Sie stellte eine der Schalen vor ihm ab. »Aber ich gebe zu, auf dem Bild im Kochbuch sah sie anders aus.«
    Er kostete davon. Es schmeckte süß und bitter zugleich, klebte am Gaumen und traf, anders als die Hauptspeise, nicht unbedingt seinen Geschmack. Allerdings wollte er Ellen nicht enttäuschen. Sie hatte sich viel Mühe gegeben, und er war selbst nicht sicher, ob er das wirklich verdient hatte. »Es schmeckt ausgezeichnet.«
    Sie nahm einen Löffel von der geleeartigen Masse, probierte, kaute und schluckte. Mit verkniffenen Lippen sah sie ihn an. »Bist du dir wirklich

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