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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Parteimitglieder, Sympathisanten und Freunde, die das Ende vieler anstrengender Wochen feierten. Ein letztes Mal schwenkten sie Fahnen, Wimpel und Schilder, als müsste noch irgendjemand im Raum von seiner politischen Gesinnung überzeugt werden. »Lars, glaubst du, wir nehmen das alles auf uns, weil wir die Wahlen verlieren wollen?«
    »Ja,
ihr
! Aber was hab ich damit zu schaffen?« Hönigs Sohn drehte sich auf dem Absatz seiner Turnschuhe um und rannte aus dem Zimmer.
    »Lars!«, rief Karl-Edmund ihm hinterher.
    Göttings wilde Mähne zeigte sich. Noch bevor er etwas sagen konnte, blaffte von Hirschfeldt: »Nein, es gibt immer noch nichts zu tun.«
    »Aber …«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Herr Schmücker schickt mich. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie in zehn Minuten dran sind.«
    Während sie dem Praktikanten den Flur entlang zum Bühneneingang folgten, entschuldigte sich Karl-Edmund: »Es tut mir leid. Ich hätte Lars gar nicht erst fragen sollen, ob er mitkommt.«
    »Ja, das hättest du dir wirklich sparen können«, grollte von Hirschfeldt.
    »Ich weiß einfach nicht, was in ihn gefahren ist.«
    »Wenn du es nicht weißt, dann …«
    »Na endlich!«, rief Bernd Schmücker, ein Mittdreißiger in grauem Anzug, mit blassem Teint und gescheiteltem Haar. »Wo steckt ihr denn so lange?«
    Der Praktikant trug ein Tablett mit Sektflöten heran. »Möchte jemand einen Schluck?«
    Karl-Edmund griff nach einem Glas und leerte es fast in einem Zug. Von Hirschfeldt begab sich zu seiner Familie, die bereits vor dem Aufgang zur Bühne wartete. Die kleine Friederike hatte sich inzwischen wieder beruhigt, lugte aber trotzdem noch skeptisch zwischen Patrizias Rockschößen hervor.
    Von Hirschfeldt ging vor ihr in die Hocke und zupfte an ihrem kleinen bunten Kostümchen, das mit lustigen Blumen gesprenkelt war. »Wenn wir heute Abend nach Hause kommen, verspreche ich dir einen besonders großen Eisbecher.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Wirklich, Papa?«
    »Versprochen, mein Sonnenschein.«
    Sie strahlte ihn an. Er konnte nicht anders und drückte sie an sich. Seine Tochter war einfach ein bezaubernder Engel.
    Patrizia vergrub ihre Hand in seinem Nacken, um ihm das Haar zu kraulen. Er mochte es, wenn sie das tat. Es beruhigte seine Nerven und flößte ihm Kraft ein. Dann spürte er, dass da jemand war, der zu ihm stand und der wusste, was ihm gerade in Zeiten allerhöchster Anspannung guttat.
    »Wo ist denn Lars?«, erkundigte sich Martina Hönig.
    Karl-Edmund setzte eine angesäuerte Miene auf, kippte den letzten Rest von seinem Sekt die Kehle hinunter, sagte aber keinen Ton. Auch von Hirschfeldt unterließ es, darauf zu antworten.
    Anton Heiland erschien mit seiner Familie und einem Tross von Beratern, Referenten und Personenschützern im Backstage-Bereich. »Sind alle so weit?«
    »Ja«, bestätigte von Hirschfeldt, während er sich erhob und den Anzug glatt strich.
    »Also, ich gehe jetzt auf die Bühne, halte meine Rede und hole dich dazu, Frieder. Dann kommt dieser Schunkelsänger … wie heißt er noch?«
    »Peter Pander«, warf Praktikant Götting ein.
    »Danke, junger Mann, und dann kommen unsere Familien.«
    Die Jazzband auf dem Podium spielte einen Tusch. Der Conférencier Carel Becker, ein stadtbekannter Theaterschauspieler, der keinen Hehl aus seiner politischen Einstellung machte, brüllte ins Publikum, forderte Begeisterung und noch mehr Applaus. »Liebe Parteifreunde, begrüßt mit mir Anton Heiland, unseren Spitzenkandidaten und künftigen Regierenden Bürgermeister von Berlin.«
    Noch ein Tusch. Anton Heiland marschierte auf die Bühne. Ein Blitzlichtgewitter ging auf ihn nieder. Der Beifall wollte nicht enden. Nach mehreren erfolglosen Anläufen konnte er endlich seine Worte ans Publikum richten.
    Hinter der Bühne brachte ein Fotograf seine Kamera vor von Hirschfeldt in Stellung. Obwohl dieser nicht in Stimmung war, warf er sich in Pose. Vor Jahren schon hatte er von einem guten Freund, der Dozent an der Akademie der Künste war, professionelle, ausdrucksstarke Mimik und Gestik gelernt.
    Es gab einige in seinem Umkreis, die von Hirschfeldt – freilich hinter vorgehaltener Hand – sogar mehr Charisma bescheinigten als Anton Heiland. Viele konnten beim besten Willen nicht verstehen, warum er sich nicht selbst zum Spitzenkandidaten der Berliner CDU hatte aufstellen lassen. Von Hirschfeldt wäre der Aufgabe als Regierender Bürgermeister durchaus gewachsen gewesen. Die Wahrheit allerdings

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