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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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austickt!«
    Von Hardy Sackowitz
    Berlin. Schule unter Schock: Lehrer und Schüler der Berthold-Hauptschule in Neukölln trauern um ihren Lehrer Matthias B., der am Dienstag einem Amoklauf zum Opfer fiel. Von den mutmaßlichen Tätern Lukaz V. (15) und Asim K. (17) fehlt jede Spur.
    Inzwischen weiß man mehr über die beiden jungen Verdächtigen: Das Vorstrafenregister von Lukaz V. listet Sachbeschädigungen, Raubdelikte und Körperverletzungen auf.
    »Es war klar, dass der irgendwann mal austickt, so wie der immer geredet hat«, sagt Mitschüler Volker (Name geändert) dem Berliner Kurier. Nach Beobachtungen anderer Schüler hat es mehrfach Streit zwischen Lukaz und seinen Lehrern gegeben. Die Schuldirektion verweigert bisher jeden Kommentar.
    Auch Asim K. ist für die Ermittler kein Unbekannter mehr. Erst vor einem Jahr musste er sich vor dem Jugendgericht verantworten.

1
    »Aufhören! Alle beide! Sofort!« Dr. Frieder von Hirschfeldt platzte der Kragen. »Was glaubt ihr eigentlich, wo wir hier sind?«
    Als hätte ein Blitz zwischen ihnen eingeschlagen, unterbrachen Karl-Edmund Hönig und sein Sohn Lars ihr unüberhörbares Streitgespräch. Auch alle anderen Anwesenden verstummten: Hönigs Frau Martina, von Hirschfeldts Gattin Patrizia sowie ihre Kinder Friederike, Frieder jr. und Patrick, der Älteste. Nur die dumpfe Rockmusik der Scorpions war noch zu vernehmen, die zwei Räume weiter auf der Bühne der Kamecke-Halle des Bode-Museums den Song
Wind of Change
intonierten. Dazu das Wimmern der kleinen Friederike, das Nesthäkchen der von Hirschfeldts, die sich, erschrocken über den Wutausbruch ihres Vaters, jetzt an das Bein der Mutter drückte.
    Ein dichter Haarschopf, unter dem kaum ein Gesicht zu erkennen war, erschien im Türrahmen. »Hat mich jemand gerufen?«, fragte Andreas Götting.
    »Nein«, entgegnete von Hirschfeldt.
    »Oh, ich dachte, ich hätte meinen Namen gehört.«
    »Dann hast du dich eben verhört.«
    »Es gibt wirklich nichts zu tun?«
    »Nein!«, sagte von Hirschfeldt nun entschieden und laut. Die kleine Friederike begann erneut zu schluchzen.
    Götting zog enttäuscht seinen Kopf zurück. Er war erst seit einigen Wochen Praktikant bei Bernd Schmücker, von Hirschfeldts persönlichem Referenten. In der Hoffnung auf eine mögliche Festanstellung nahm er seine Aufgabe übertrieben eifrig wahr.
    Von Hirschfeldt wandte sich den Umstehenden zu. Friederike heulte noch immer. Für den Moment zerrte ihr Weinen an seinen Nerven. »Geht doch bitte schon mal vor«, bat er möglichst ruhig.
    Lars hob trotzig sein Kinn. »Aber ohne mich!«
    »Genau, du bleibst hier. Und du, Karl-Edmund, du auch.« Von Hirschfeldt sah den Mann mit dem kantigen Gesicht an, der ihm während des Wahlkampfes Personenschutz gewährte. »Und Sie warten bitte mal kurz vor der Tür.«
    Dann widmete er sich wieder Lars. Der Sohn seines besten Freundes war in T-Shirt und Jeans gekleidet, trug dazu Turnschuhe und sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Student. Sein rundes, fast noch etwas kindliches Gesicht wirkte durchaus sympathisch. Von Hirschfeldt kannte den Jungen von Geburt an. Lars war sein Patensohn, viele Jahre hatte er ihn mit Onkel angesprochen, doch inzwischen flackerte etwas Wildes, Unbeherrschtes in den Augen seines
Neffen
. »Lars, warum fällt es dir so schwer, deinem Vater diesen Gefallen zu tun?«
    »Weil ich keine Lust habe.«
    »Ist es zu viel verlangt, dass du dich gleich, wenn wir raus auf die Bühne gehen, mit deiner Familie zeigst?«
    »Klar, schöne, heile Welt. Immer nett lächeln.« Lars rollte mit den Augen. »Eine verlogene Scheiße ist das!«
    »Ich weiß nicht, was daran verlogen sein soll!«
    »Weil es nicht um Familie geht, sondern nur um Macht.«
    Die Tür öffnete sich abermals. Schon wieder tauchte Göttings Kopf auf. »Möchte jemand was trinken?«
    »Danke«, sagte von Hirschfeldt. »Jetzt nicht.«
    »Aber wenn jemand was braucht, ruft er mich, oder?«
    »Ja, das machen wir.«
    Von Hirschfeldt seufzte und deutete auf einen Fernseher, auf dem das Geschehen aus dem großen Kuppelsaal des Bode-Museums übertragen wurde. Der CDU-Landesverband Berlin hatte das Gebäude für die finale Wahlkampfveranstaltung vor den Senatswahlen am kommenden Sonntag angemietet, sozusagen als symbolträchtiges Zeichen: Schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts hatten Stadtobrigkeiten Siegesfeiern in dem repräsentativen Bau auf der Museumsinsel abgehalten.
    Am heutigen Abend waren es immerhin Wahlkampfhelfer,

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