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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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transparent. Er konnte ihre Brüste erkennen, die von einem Push-Up mit Tigerfellmotiv in ihrer üppigen Form gehalten wurden. Mit einer fließenden Bewegung schloss sie die Tür hinter ihm. Sie war ohne Frage ein Profi. Das war ihm sofort aufgefallen, als er den Club betreten und die Frauen an der Theke aufgereiht sitzen gesehen hatte.
    In dem Zimmer, in dem sie sich nun befanden, war alles schwarz. Die Wände. Der Teppichboden. Selbst der Satinbezug der Matratze. Nur unter dem Bett lag ein leuchtend roter Teppich. An der Decke über dem Bett waren Spiegel angebracht.
    Er roch ihr Parfüm. Es kam ihm bekannt vor, aber er wusste den Namen nicht. Dann drehte er sich zu ihr um. Sie hielt ein Paar Handschellen hoch. Ja, sie war wirklich ein Profi.
    »Vorher sollten wir aber noch etwas klären«, sagte sie.
    Er hasste es, darüber zu reden, weil es ihm immer die Stimmung verdarb. Aber da es sein musste, zog er schnell zwei gelbe Scheine aus der Hosentasche.
    »Soll ich mich ausziehen?«, fragte sie, während sie die 400 Euro in eine kleine Schatulle steckte, die neben dem Bett stand.
    Er nickte.
    »Hier im Bett?«
    Wieder nur eine bejahende Kopfbewegung.
    »Du bist nicht sehr gesprächig, oder?«
    Schweigen.
    Sie zuckte mit den Schultern und begann sich zu entkleiden. Sie hatte glatte, vom Solarium gebräunte Haut. Als sie ihren BH abgelegt hatte, verharrten ihre Brüste trotz der Schwerkraft an Ort und Stelle. Offenbar trug sie Implantate, aber das machte ihm nichts aus. Es hätte ihn weitaus mehr gestört, wenn sie ihre Schuhe ausgezogen hätte. Doch weil sie schon lange in dem Beruf arbeitete, wusste sie, was das Auge des Kunden verlangte, und behielt die High Heels an.
    Er mochte den Anblick einer nackten Frau, deren Füße sich dem eleganten Schwung hoher Schuhe anpassten. Dadurch bekamen die Beine eine Länge, die sie in Wirklichkeit nie besaßen. Eine optische Täuschung. Aber war nicht alles nur eine Illusion?
    Mit den Handschellen fesselte er sie ans Bettgestell. Dann schlug er zu, nicht sehr fest, nur mit einem leichten Klaps.
    »Mein Po verträgt mehr«, sagte sie.
    Er dachte:
Ich brauche es nur zu tun.
    »Du willst es doch auch, oder?« Sie lächelte ergeben und professionell.
    Erneut holte er aus, und diesmal klatschte es lauter. Sie verzog den Mund, sagte aber keinen Ton. Noch spielte sie ihre Rolle perfekt.
    Dann schlug er noch einmal zu. Noch einmal. Und noch einmal.
    »Hör auf!«, japste sie jetzt.
    »Nein«, antwortete er. »Du willst es doch auch.«
    Wieder fuhr seine Hand auf sie hinab. Ihre Haut färbte sich rot unter seinen Schlägen. Sie jammerte. Dann platzte die Haut auf.
    »Du willst es doch auch«, wiederholte er und lachte. »Du bist doch ein Profi, oder etwa nicht?«
    Aber jetzt heulte sie. Es war immer das Gleiche. Er drosch weiter auf sie ein. Nichts war, wie es schien. Sie schrie. Alles nur eine große Lüge.
    Ein Lachen riss ihn aus seinen Träumen. Er hatte nicht wirklich geschlafen. Eigentlich konnte er schon seit Wochen nicht mehr schlafen. Er blickte in die Runde. Die Schüler waren mit allem beschäftigt, nur nicht mit der Aufgabe, die er ihnen vor wenigen Minuten gegeben hatte.
    »Geht es auch ein bisschen leiser?«, rief er.
    »Nein, Herr Brodbeck!«, erscholl es aus einem Dutzend Kehlen. Erneut brachen seine Schüler in ein lautes Lachen aus.
    Matthias Brodbeck konnte wohl kaum von ihnen Konzentration verlangen, wenn er selbst mit seinen Gedanken nicht beim Unterricht, nicht einmal bei der Schule war. So schlecht ihre Auffassungsgabe auch zu sein schien, wenn er Rechtschreib- oder Grammatikfragen stellte, die Jugendlichen hatten ein hervorragendes Gespür dafür, wenn ihr Lehrer nicht bei der Sache war.
    »Asim«, rief er in den Lärm der Klasse, »wie wäre es, wenn du uns einige Passagen aus deiner Interpretation vorliest?«
    »Hab keinen Bock.«
    »Und was ist mit dir, Lukaz?«
    »Ich hab meinen Hefter nicht dabei.«
    Brodbeck holte tief Atem. »Aber deine Drogen schon, oder?«
    »Mann, was soll die Scheiße?«, rief Asim.
    »Blöder Wichser«, sagte Lukaz.
    Mit einem Mal herrschte Stille. Sie schmerzte fast in den Ohren, weil sie so ungewohnt war. Die Schüler richteten ihre Blicke erwartungsvoll auf den Lehrer. Sekunden verstrichen. Vielleicht waren es auch Minuten. Dann ging die Pausenglocke. In das vielstimmige Gemurmel, das augenblicklich entbrannte, rief Brodbeck: »Lukaz, Asim, ihr bleibt hier!«
    Er wartete, bis die anderen Jugendlichen das Klassenzimmer verlassen

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