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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Matthias’ persönlichen Sachen zurückgegeben.«
    Kalkbrenner schaltete das Handy an, scheiterte aber an der PIN-Nummer. Er klappte das Notebook zu. »Hast du was dagegen, wenn sich einer meiner Kollegen den Computer und das Mobiltelefon anschaut?«
    Sie verneinte.
    Er zog sein eigenes Handy aus der Tasche und hatte kurz darauf Bernd Schöffel am Apparat, der in der Abteilung für Computerkriminalität beim LKA arbeitete. Er war ein alter Bekannter Kalkbrenners, ein ausgewiesener PC-Crack und erklärte sich bereit, einen Blick auf den Rechner zu werfen. Anschließend rief Kalkbrenner das Revier an und bat um die Entsendung eines Kuriers.
    Danach ging er mit Judith zurück ins Wohnzimmer. »Wer ist Christian?«
    »Wahrscheinlich Christian Ernst. Ein Kollege meines Mannes.«
    »Und Petra und Erich?«
    »Petra und Erich Mattuscheck. Ein befreundetes Paar. Was ist mit ihnen?«
    Doch statt zu antworten, fragte er weiter: »Kennst du jemanden, den dein Mann mit K. N. abgekürzt haben könnte?«
    Sie überlegte kurz. »Nein. Da fällt mir niemand ein.«
    Auch damit hatte er gerechnet. Sie verfielen in Schweigen. Er lauschte dem Ticken der Uhr, die auf einem Bücherregal stand. Sie zeigte noch immer die Winterzeit an und ging eine Stunde nach.
    Zeit verstrich.
    Es gab viel, was er von Judith wissen wollte, aber er musste schleunigst zu seiner Mutter. Und noch Zutaten für das Abendessen einkaufen und dann zurück nach Zehlendorf fahren. Zudem war die jetzige Situation sowieso nicht für persönliche Fragen geeignet.
    Judith durchbrach die Stille: »Ich verstehe das alles nicht … Ich dachte, es sei klar, dass die beiden Jungs Matthias auf dem Gewissen haben?«
    Sorgfältig wog er seine Worte ab. »Inzwischen haben wir Hinweise, die ein anderes Licht auf den Fall werfen. Und die müssen wir jetzt erst mal überprüfen.«
    »Überprüfen?« Sie sah ihn misstrauisch an.
    »Ja.«
    »Warum habe ich das Gefühl, dass du mir was vorenthältst?«
    Das Läuten der Türklingel rettete ihn vor einer Antwort. »Das müsste der Kurier sein.« Er reichte ihr seine Visitenkarte. »Wenn dir noch etwas einfällt, egal was, dann ruf mich bitte an.« Er erhob sich vom Sofa. »Du kannst mich jederzeit erreichen.«
    Judith hielt ihn am Arm zurück. Er roch ihr Parfüm.
Chanel No. 5.
Sie hatte den Duft schon damals getragen. Es war verstörend, dass er ausgerechnet in dieser Situation daran denken musste.
    »Paul«, bat sie leise. »Ich möchte, dass du mir etwas versprichst.«
    »Was?«
    »Wenn du sagst, dass es die beiden Jugendlichen nicht getan haben, glaube ich dir. Aber dann möchte ich, dass du den wahren Mörder findest. Kannst du das?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Ich weiß. Du hast dein Ziel erreicht.«
    »Mhm.«
    »Dann versprich mir, dass du Matthias’ Mörder zur Strecke bringst. Versprichst du mir das?«
    Er kämpfte mit sich. 90 Prozent aller Mordfälle in Deutschland wurden immerhin aufgeklärt, aber was, wenn dieser hier zu den restlichen zehn gehörte? Er wusste, was es für die Hinterbliebenen bedeutete, wenn sie ewig mit der Frage kämpften, wer ihren Partner oder Freund, ihr Kind oder ihren Vater auf dem Gewissen hatte. »Ich werde alles daransetzen, ihn zu finden.«
    »Du weichst mir schon wieder aus.«
    »Nein«, beharrte er.
    Sie sah ihn lange und durchdringend an.
    »Na gut. Wir finden ihn«, versprach er.

41
    »Ich hab dich nicht belogen«, widersprach Karl-Edmund Hönig.
    »Doch, das hast du«, schimpfte von Hirschfeldt. »Du hast mir gesagt, dass du mit Lars gesprochen hast.«
    »Das habe ich auch.«
    »Und du hast mir versprochen, dass es nicht wieder vorkommt.«
    Scheu betrachtete Hönig den
Kurier,
der wie eine stumme Anklage zwischen ihnen auf dem Stehtisch lag. Als Frieder ihn am Morgen angerufen hatte, war Hönig sofort zum Kiosk an der Ecke gelaufen und hatte sich die Zeitung gekauft. Er hatte eine Weile gebraucht, bis er Lars überhaupt erkannt hatte. Selbst jetzt konnte er immer noch nicht glauben, dass dieser verwahrloste, halbnackte Junge tatsächlich sein Sohn war. »Ich bin davon überzeugt, dass dieses Foto früher entstanden sein muss.«
    »Und wenn schon. Es ist
heute
in der Zeitung erschienen. Am Wahltag!«
    »Aber das ist nicht meine Schuld. Ich kann doch nicht …« Hönigs Worte wurden vom Jubel im Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Parteizentrale, übertönt. Der Bundesverband hatte ihnen den gläsernen Prunkbau für diesen feierlichen Tag zur Verfügung gestellt. Nach vielen Jahren als Opposition

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