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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sich in den letzten Tagen oder Wochen verändert? Hat er von irgendwelchen Problemen erzählt?«
    »Verändert? Probleme?«
    »So etwas in der Art.«
    »Ja, natürlich, Matthias hat …« Sie atmete geräuschvoll aus. »Er hatte sich verändert. Seit er in dieser verfluchten Schule unterrichtete. Dort gab es Probleme. Jede Menge Probleme.«
    »Du meinst, mit den Schülern?«
    »Natürlich, mit wem denn sonst?« Ihre Stimme bebte. »Die meisten hatten die Schüler doch überhaupt nicht mehr unter Kontrolle.«
    »Und dein Mann? Hatte er sie unter Kontrolle?«
    »Matthias tat immer so, als wäre alles nur halb so wild. Aber ich habe gespürt, dass das eine Lüge war. Oder jedenfalls nicht die ganze Wahrheit. Der Job hat ihn fertiggemacht. Er hat unter ihm gelitten.«
    »Und du?«
    »Ich habe mit ihm gelitten. Ich hatte Angst um ihn. Habe ihn gebeten, dass er sich krankschreiben lässt oder kündigt. Dass er sich eine neue Stelle sucht. Woanders. Nicht in Neukölln. Nach der Sache an der Rütli-Schule … Und dann der Amoklauf.« Es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben. »Ich habe gewusst, dass etwas passieren wird.« Jetzt flüsterte sie. »Aber natürlich geht man immer davon aus, dass es die anderen erwischt. Nicht einen selbst.«
    »Wie war eure Ehe?«
    Ihre Augen funkelten, aber diesmal nicht vor Trauer. »Wie soll sie gewesen sein? Ich sagte doch, wir wollten Kinder.«
    Er nickte.
    »Aber es hat nicht geklappt. Zuletzt haben wir auch nicht mehr …« Sie verstummte.
    »Wegen seiner Arbeit?«
    Sie nickte langsam. »Matthias hat das nicht mehr verkraftet. Diese Schüler. Der unglaubliche Druck. Dann noch die finanziellen Sorgen. Die Hypothek für das Haus. Vor drei Jahren hat er sich ein neues Auto gekauft, da lief auch noch ein Kredit über 10000 Euro. Das alles hat ihm zu schaffen gemacht. Es war, als würde ihm nach und nach sein Leben entgleiten. Der Arzt schrieb ihn krank, mehrere Monate. Er war deswegen sogar in Behandlung.«
    »Bei einem Psychiater?«
    »Nein, einem Psychotherapeuten. Vor einem Monat endeten die Termine bei ihm, und Matthias ging wieder zur Arbeit. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass ich darüber nicht gerade begeistert war.«
    »Hast du die Anschrift des Therapeuten?«
    »Was soll das bringen?«
    »Wir müssen jedem Hinweis nachgehen.«
    »Hinweis?« Judith sah ihn erwartungsvoll an. Weil er schwieg, ging sie zu dem Sekretär und klappte das Notebook auf. Mit einem leisen Surren startete das System. Kurz darauf nannte sie ihm Namen und Adresse des Arztes:
Dieter Winkels, Treptow.
Kalkbrenner notierte es sich. Als sie ihm wieder gegenübersaß, fragte er: »Von den Problemen mit den Schülern einmal abgesehen, gab es andere Vorfälle in der Schule, die deinem Mann Sorgen bereitet haben?«
    »Nein«, sagte sie, »davon hat er mir jedenfalls nichts erzählt. Nur von dem ständigen Stress mit den Schülern. Manchmal auch mit deren Eltern, die genauso schlimm waren wie ihre Brut …« Erschrocken über sich selbst riss sie die Hand vor den Mund. »Entschuldige, es war nicht so gemeint.«
    »Haben die Eltern ihn bedroht?«
    Sie legte die Hand zurück in den Schoß. »Es gab Streit mit einigen. Er hat ihnen vorgeworfen, ihre Kinder zu vernachlässigen. Sie dagegen wollten sich natürlich nicht in die Erziehung reinreden lassen. Aber ob sie ihn deswegen bedroht haben, weiß ich nicht.«
    »Und wie war sein Verhältnis zu den Kollegen?«
    »Na ja, kollegial. Zu einigen vielleicht sogar freundschaftlich, zumindest am Anfang. Mit der Zeit ist das eingeschlafen. Wenn man den ganzen Tag mit den Jugendlichen konfrontiert ist, will man sich nicht auch noch in seiner Freizeit über deren Probleme austauschen.«
    »Hatte dein Mann Freunde? Bekannte?«
    »Nicht sehr viele. Wenn er nach Hause kam, war er meistens erschöpft. Dann war er nicht mehr in der Verfassung, noch etwas zu unternehmen. Häufig musste ich alleine ins Theater oder ins Kino gehen. Ich habe mich oft mit Freundinnen zum Essen verabredet.«
    »Hatte dein Mann ein Arbeitszimmer?«
    »Ja, aber er nutzte es nicht oft.«
    »Kann ich es mal sehen?«
    »Meinst du wirklich?«
    »Bitte.«
    Sie führte ihn durch die Wohnung, öffnete eine Tür, blieb aber selbst im Flur stehen. »Ich kann da nicht rein. Noch nicht«, sagte sie. »Aber schau dich ruhig um. Ich warte vorne.« Langsam und fast apathisch kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.

39
    David Block spürte Hass in sich aufsteigen. Allerdings war er unschlüssig, gegen wen oder was sich sein

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