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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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zurück ins Schlafzimmer. Dort streifte sie die Pantoffeln von den Füßen und legte sich zurück ins Bett. »Die Schmerzen sind
immer
schlimm.«
    Dossantos’ Mobiltelefon verstummte. Kurz darauf läutete Claudios Handy. »Wenn ich dir nur helfen könnte.«
    Catharina sah ihm zu, wie er die Decke über ihren Körper ausbreitete.
    »Miguel?«, rief Claudio von unten.
    »Ich komme gleich.«
    Catharina verdrehte die Augen. »Du und dein Anwalt. Ihr und eure Geschäfte.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Dossantos das Schlafzimmer. Sina würde am frühen Abend wieder vorbeischauen und sich um Catharina kümmern. Die Pflegerin ertrug die Launen seiner Frau klaglos. Es war ein beruhigendes Gefühl – oder war es Erleichterung?
    Claudio wartete bereits am Treppenabsatz. »Miguel«, wiederholte er mit seltsam belegter Stimme.
    »Was ist mit dir?«
    »Es ist …«, stammelte Claudio und führte ihn ins Arbeitszimmer. Der Raum war beinahe so groß wie das Wohnzimmer und wurde von einem wuchtigen Mahagonischreibtisch, einer weißen Ledergarnitur und einem Aquarium dominiert.
    »Im
Hermano
 …«, sagte Claudio und schluckte schwer.
    Das Plätschern vom Aquarium erfüllte den Raum. In dem großen Behälter krochen Hummer umher. Eigentlich waren sie nur zur Zierde, aber manchmal, zu besonderen Anlässen, wurden sie auch schon mal gekocht.
    Dossantos hatte seinen Freund noch nie so verstört erlebt, noch nicht einmal nach dessen Scheidung. »Was denn? Was ist im
Hermano

    Miguel legte ihm eine Hand auf die Schulter. Und dann erzählte Claudio, was passiert war.

47
    Vor dem
Café Hermano
am Alexanderplatz blockierten Einsatzfahrzeuge der Berufsfeuerwehr den Gegenverkehr. In dem flirrenden Blaulicht, das von den Fenstern der umliegenden Läden hektisch in die Abenddämmerung zurückgeworfen wurde, bemühten sich Polizeibeamte, den stockenden Verkehr zu entwirren.
    Inmitten des Chaos machte Kalkbrenner die Transporter der Spurensicherung aus. Kurzerhand stellte er den Wagen auf dem Bürgersteig vor der Ruine des Palastes der Republik ab und legte die letzten Meter zu Fuß zurück. Er kam an einer Imbissbude vorbei, der Duft von Currywurst verfolgte ihn. Daheim saß seine Familie gerade zu Tisch und genoss die in Salz gebratenen Garnelen. Sein Magen rief sich knurrend in Erinnerung.
    Er zeigte den wachhabenden Beamten seinen Ausweis, bückte sich unter der Absperrung hindurch, umrundete die Löschzüge und stand kurz darauf vor dem berüchtigten Schickeria-Treff der Stadt
.
    Qualm stieg aus den Fenstern und Türen auf und ließ das Schlimmste erahnen. Über die Fliesen floss Löschwasser, das sich mit staubiger Asche vermengte, die wie Schnee durch das Gebäude wirbelte. Kalkbrenners Schuhe versanken in der grauen Schlacke. Seine Füße waren binnen Sekunden nass.
    Berger hetzte auf ihn zu. Auch seine Hosenbeine hatten sich voller Löschwasser gesogen, klebten schwer an seinen Schenkeln. »Das Feuer ist in der Restaurantküche ausgebrochen. Die Brandexperten haben vor wenigen Minuten mit der Untersuchung begonnen.«
    Der Nebel aus Qualm und Asche, der in der Luft hing, machte es beinahe unmöglich, die riesigen Ausmaße des
Hermano
zu erahnen. Trotzdem glaubte Kalkbrenner zu erkennen, dass der Schaden noch überschaubar geblieben war. Nur der hintere Teil des Restaurantbereichs war von den Flammen zerstört worden. Nach vorne zum Eingang hin lief lediglich die schmierige Melange aus Löschwasser und Asche ab.
    Doch wegen eines Feuers hatte Berger ihn ganz bestimmt nicht verständigt. Ein einfacher Brand erklärte auch nicht die Anwesenheit der Spurensicherung. Kalkbrenner vermutete, was ihn noch erwartete. Sein Hunger verflüchtigte sich. »Also, warum bin ich hier?«
    »Das Gleiche wirst du mich vermutlich auch fragen«, antwortete eine Stimme aus dem hinteren Teil des Gebäudes. Ludwig Harenstett, der stellvertretende Leiter der LKA-Abteilung 2, in deren Aufgabenbereich Schleusungs- und Rotlichtkriminalität in Berlin und Umland fielen, löste sich aus den Staubschwaden.
    Kalkbrenner tat ihm den Gefallen. »Was hast du hier zu suchen?«
    »Das habe ich ihn auch schon gefragt«, raunte Berger, »aber er wollte warten, bis du kommst.«
    »Ich habe ihn verständigt«, ließ sich Dr. Salm vernehmen, der nun hinter Harenstett erschien.
    Kalkbrenner konnte sich nur an wenige Einsätze erinnern, bei denen er den Chef an einem Tatort gesehen hatte – und noch dazu im Freizeitdress. Er trug Jeans, ein Poloshirt und Golfschuhe.

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