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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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auf Besucher aber dennoch einen imposanten Eindruck machte. »Ich bin Miguel Dossantos, erfolgreicher Geschäftsmann mit sehr viel Einfluss.«
    »Glaubst du, dass dich das vor ihnen schützt?«
    »Claudio, ich verstehe dich nicht ganz.«
    »Ich will wissen: Glaubst du, du bist unverwundbar?«
    Dossantos öffnete die Finger, die er die ganze Zeit über zu einer Faust geballt hatte. Auf seiner Handfläche lagen noch immer die Bougainvilleen-Blüten, jetzt nicht nur vom Stängel abgebrochen, sondern auch zerdrückt. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Dann solltest du in Zukunft vorsichtiger sein.«
    »Mein lieber Claudio, ich habe keine Ahnung, was du von mir willst«, entgegnete Dossantos nicht ohne Spott und hängte sein Jackett über die Lehne eines antiken Stuhls.
    »Es ist kein Geheimnis, dass die Russen seit Jahren versuchen, in Berlin Fuß zu fassen. Es hätte dir klar sein müssen, dass sie früher oder später deine Wege kreuzen.«
    Dossantos hielt die Handfläche über eine der Ming-Vasen. Er drehte sie, und die Blütenblätter flatterten verspielt hinab. »Es wäre nicht das erste Mal, dass irgendwer versucht, mir meinen Platz streitig zu machen. Na und?«
    »Irgendwer? Du willst doch nicht etwa halbseidene Luden mit der Russenmafia vergleichen?«
    »Nein, aber trotzdem werden sie nicht so blöd sein und den offenen Konflikt suchen.«
    »Da gebe ich dir völlig recht, das werden sie nicht tun. Aber sie werden alles daransetzen, dich zu Fehlern zu verleiten.«
    »Fehler?«
    »Du selbst hast gesagt, dass du ein Geschäftsmann bist. Mit Einfluss.«
    »Deshalb werden sie auch keine Chance gegen mich haben.«
    »Aber genau darum geht es mir!
Gerade
deshalb sind sie gefährlich. Du stehst in der Öffentlichkeit, mehr denn je. Das macht dich angreifbar, in vielerlei Beziehungen. Denk nur an die Sache gestern mit Samuel. Und dann stell dir die Zeitungsschlagzeile vor:
Sohn von Wohltäter ein blindwütiger Mörder!
Glaubst du, dein Einfluss würde so ein Szenario unbeschadet überstehen? Von deinem Ruf ganz zu schweigen …«
    Dossantos’ Augen fanden den Alfredo Keil. Das mächtige Landschaftsporträt des portugiesischen Malers hatte er vor einigen Jahren in einer Galerie unweit des Ku’damms entdeckt. Es hatte ihn einige Mühen und noch mehr Geld gekostet, das Bild in seinen Besitz zu bekommen. Seitdem hing es am hinteren Ende des Foyers. Wann immer Dossantos die Finca betrat, fiel sein Blick auf das Bild. Es war für ihn der Inbegriff seiner Heimat: ein Land, das er selbst nie kennengelernt hatte, das er nur aus den Erzählungen seiner Mutter kannte.
    La Folia
fiel ihm wieder ein. Noch immer konnte er sich nicht an die Melodie erinnern, dafür aber an all das, was er mit der Musik verband: seine Mutter, die Geschichten, das Land. Genau wie dieses Bild. Es war ein Teil von ihm. Sein Traum und sein Stolz. »Glaubst du, wir sollten in einige, nun, Sicherheiten investieren?«
    »Es könnte nicht schaden.«
    »Okay.«
    »Generell täte dir aber auch ein bisschen mehr Achtsamkeit gut.«
    »Wie bitte?«
    »Na, zum Beispiel heute Mittag. Wo warst du mit deinen Gedanken?«
    »Red keinen Unsinn.«
    Boccachi lachte. »Bei der letzten Nacht?«
    Das Lachen seines Freundes entspannte auch Dossantos wieder. »Blödsinn.«
    »Wie war sie?«
    »Wer?«, drang eine Stimme von der Empore zu ihnen herab. Catharinas zerzauste Haare erschienen über der Balustrade.
    »Hallo, Catharina«, grüßte Boccachi.
    »Claudio«, sagte Catharina.
    »Ach, nichts«, meinte Dossantos und schickte seinen Anwalt ins Arbeitszimmer vor.
    »Für
nichts
bist du gerade aber ziemlich wütend ins Haus gestürmt.«
    Langsam erklomm ihr Mann die Stufen der Flügeltreppe. »Halb so wild.«
    »Hast du wieder Ärger mit einer Frau?«
    »Nein«, beteuerte er.
    »Du kannst es mir ruhig sagen. Ich weiß doch, dass du deinen Schwanz nicht bei dir behalten kannst.«
    Sie war krank, verbittert. Aber entschuldigte das alles? Zähneknirschend überging er ihre Bemerkung.
    Catharina trug einen senffarbenen Pyjama. Ihre Füße steckten in altmodischen braunen Puschen. Das Haar stand ihr vom Kopf ab, ohne Form und Farbe. Offenbar hatte sie sich bis gerade eben im Bett herumgewälzt. »Wie geht es dir?«
    »Als wenn dich das interessieren würde.«
    Unten in der Vorhalle klingelte sein Communicator. Vermutlich war es Samuel, der wissen wollte, warum sie, ohne sich zu verabschieden, das
Hermano
verlassen hatten. »Sind die Schmerzen wieder so schlimm?«
    Seine Frau humpelte

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