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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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einen Parteifreund nach dem anderen, bis er es schließlich auf die Bühne geschafft hatte. »Frieder, komm her!«
    Von Hirschfeldt stellte sich an seine Seite. Gemeinsam winkten sie ins Publikum, dessen Jubel nicht abebben wollte.
    »Wie viel?«, erkundigte sich Heiland durch den Trubel.
    »61 Prozent!«
    »Meine Güte, stehst du mit dem Teufel im Bunde?«
    »Dann stünde ich jetzt nicht hier, sondern würde bei der Linken meine Wunden lecken.«
    Heiland lachte. »Haben die es überhaupt in einigen Bezirken geschafft?«
    »Vermutlich wieder im Osten.«
    »Verflucht, da kannst du dir die Beine ausreißen, und es geht doch nichts.«
    »Vermutlich wird uns das die absolute Mehrheit kosten«, bedauerte von Hirschfeldt, ohne dass sein Lächeln erlosch.
    Nach und nach traten noch mehr Fraktionsmitglieder auf die Bühne. Irgendwann stand auch Patrizia neben von Hirschfeldt. »Ich bin so stolz auf dich!«
    Sie küssten sich, und die Fotoapparate der Reporter klickten in einem fort.
    Wieder ertönte eine Fanfare. Diesmal hielt die Kanzlerin Einzug in den Saal. Die Ovationen steigerten sich. Elisabeth Heynemann verharrte nicht lange beim Wahlvolk, sondern schritt zügig durch den Korridor, den ihr die Sicherheitsbeamten bahnten. Sie erreichte Heiland und gratulierte ihm, während die Presse ihre Objektive auf die beiden hielt. Sie wechselten einige Worte, die von Hirschfeldt nicht verstand, weil die Musik und der Applaus nach wie vor orkanartig durch das Adenauer-Haus brausten.
    Schließlich wandte sich die Kanzlerin von Hirschfeldt zu. »Heute ist es aber erlaubt?«
    »Wie bitte?«
    »Dir zu gratulieren!« Sie umarmte ihn und flüsterte: »Hast du alles in Ordnung gebracht?«
    »Selbstverständlich.«
    Sie griff noch einmal fest nach seiner Hand und demonstrierte Zufriedenheit in die Objektive der Journalisten. »Das hoffe ich für dich, wirklich, das hoffe ich.«
    Sie winkte noch einmal in die Menge, bevor sie sich kurz darauf von ihrer Security wieder zum Ausgang geleiten ließ. Langsam kehrte Ruhe in dem Saal ein. Heiland trat an das Mikrofon und kramte aus seiner Jackentasche sein Redemanuskript heraus. Die Fraktion formierte sich im Halbkreis hinter ihm.
    Nur Karl-Edmund stand mit seiner Frau Martina abseits. Zwar lächelten beide, aber es fiel ihnen sichtlich schwer. Aus einem Impuls heraus ergriff von Hirschfeldt ihre Hände und zog sie beide zu sich.
    »Alles wird gut«, raunte er Karl-Edmund ins Ohr.
    »Sicher?«
    »Hey, wir sind Freunde. Gemeinsam stehen wir das durch.«
    »Danke«, sagte Hönig, und aus seinem Augenwinkel löste sich eine Träne. Der emotionale Ausbruch fiel niemandem auf, und selbst wenn: Schließlich hätte es an diesem Tag auch eine Freudenträne sein können. Immerhin übernahm ihre Partei heute wieder die Regierungsarbeit im Berliner Senat.
    Heiland räusperte sich. Aus den Lautsprechern erklang ein donnerndes Krachen. Die Menschen im Auditorium brachen abermals in Begeisterung aus.
    Schmücker tippte von Hirschfeldt auf die Schulter. »Frieder, ich muss mit dir reden.«
    »Muss das jetzt sein?«
    »Ich denke schon«, bekräftigte sein Referent.
    »Was ist denn?«
    »Im
Hermano
 …« Das Gejohle der Menge schwoll an und verschluckte Schmückers Worte.
    Doch von Hirschfeldt hatte genug gehört. Das Lächeln, mit dem er in die Kameras schaute, erlosch zwar nicht, aber innerlich versteifte er sich. »Nicht schon wieder Lars?«
    Erneut wurde es lauter, als Heiland neue Wahlergebnisse bekannt gab. Demnach hatte die Partei auch in vormals sozialdemokratischen Bezirken an Stimmen zugelegt. Zu einer absoluten Mehrheit würde es nicht reichen, so viel war klar, aber Heiland verkündete, schon morgen in aller Frühe würden die Koalitionsverhandlungen mit der FDP beginnen, um schnellstmöglich den Regierungsauftrag anzunehmen.
    »Nein«, sagte Schmücker, als wieder etwas Ruhe eingekehrt war. »Noch schlimmer.«
    Von Hirschfeldt konnte sich nicht vorstellen, was an einem Wahltag noch schlimmer als das veröffentlichte Foto eines betrunkenen Politikersohns sein sollte.
    Kurz darauf wusste er es.

49
    Kaum dass sie auf den unbequemen Schemeln in der Kneipe unweit des
Hermano
Platz genommen hatten, begann Ludwig Harenstett, der Leiter der LKA-Abteilung Rotlicht: »Habt ihr eine Ahnung, was dieses Blutbad zu bedeuten hat?«
    Die Frage, die nun zwischen ihnen stand, war mehr als nur ein Verlangen nach Antwort. Sie war eine Warnung. Und eine Drohung.
    Weil aber weder Kalkbrenner noch Berger oder Dr. Salm

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