Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
Vom Netzwerk:
Gideon genauer an - und grinste.
Ich konnte einfach nicht anders. Auch wenn Madame Rossini nicht umsonst von
der Schönheit des meergrünen Stoffes geschwärmt hatte und der prächtige Rock
Gideons breite Schultern in faltenfreier Perfektion umschloss und er bis hinab
zu den Schnallenschuhen eine wirklich blendende Figur abgab, machte die weiße
Perücke das alles wieder zunichte.
    »Und ich
dachte schon, ich wäre die Einzige, die sich doof vorkommen muss«, sagte ich.
    Seine
Augen funkelten amüsiert. »Immerhin konnte ich Giordano überreden, Puder und
Schönheitspflästerchen wegzulassen.«
    Nun, er
war auch so schon blass genug. Für eine Sekunde oder so verlor ich mich im
Anblick der fein gezeichneten Linien seines Kinns und der Lippen, dann riss
ich mich wieder zusammen und guckte ihn möglichst finster an.
    »Die
anderen warten unten, wir beeilen uns besser, bevor es hier einen
Menschenauflauf gibt«, sagte Mr Whitman und warf einen Blick hinüber zum
Bürgersteig, wo zwei Damen mit Hunden stehen geblieben waren und neugierig zu
uns hinüberschauten. Wenn sie kein Aufsehen erregen wollten, dann sollten die
Wächter vielleicht unauffälligere Autos fahren. Und natürlich nicht andauernd
seltsam kostümierte Menschen durch die Gegend kutschieren. Gideon streckte
seine Hand aus, doch in dem Moment ertönte von hinten ein dumpfer Laut und ich
sah mich um. Xemerius war auf dem Autodach gelandet und lag für einen Moment
platt wie eine Flunder auf dem Blech.
    »Menno«,
keuchte er. »Hättet ihr nicht auf mich warten können?« Er hatte in Temple die
Abfahrt verpasst, wegen einer Katze, wenn ich das richtig mitbekommen hatte.
»Ich musste den ganzen Weg fliegen! Dabei wollte ich mich doch noch von dir
verabschieden.« Er rappelte sich auf, hüpfte mir auf die Schulter und ich
fühlte so etwas wie eine nasse, kalte Umarmung.
    »Also,
Großmeisterin des heiligen Häkelschweinordens«, sagte er. »Vergiss nicht, den
Wir-sagen-seinen-Namen-nicht«, er warf einen verächtlichen Blick auf Gideon,
»beim Menuett ordentlich zu treten. Und nimm dich in Acht vor diesem Grafen.«
Echte Sorge schwang in seiner Stimme mit. Ich musste schlucken, doch im selben
Moment fügte er noch an: »Wenn du Mist baust, kannst du zusehen, wie du in Zukunft
ohne mich klarkommst. Dann such ich mir nämlich einen neuen Menschen.« Er
grinste frech und sauste ohne viel Umschweife auf die Hunde zu, die sich einen
Moment später von ihren Leinen losrissen und mit eingekniffenem Schwanz das
Weite suchten.
    »Gwendolyn,
träumst du?« Gideon reichte mir seinen Arm. »Ich meine natürlich, Miss Gray!
Wenn Sie mir bitte ins Jahr 1782 folgen wollen.«
    »Vergiss
es - mit der Schauspielerei fange ich erst an, wenn wir da sind«, sagte ich
leise, damit Mr George und Mr Whitman, die vor uns hergingen, es nicht hören
konnten. »Vorher würde ich den Körperkontakt zu dir gern so minimal wie möglich
halten, wenn du nichts dagegen hast. Außerdem kenne ich mich hier aus - das ist
schließlich meine Schule.«
    Und die
lag an diesem Freitagnachmittag da wie ausgestorben. Im Foyer trafen wir auf
Direktor Gilles, der einen Golftrolley hinter sich herzog und seinen Anzug
bereits gegen karierte Hosen und ein Poloshirt getauscht hatte. Er ließ es
sich aber nicht nehmen, die »Laienschauspielgruppe von unserem lieben Mr
Whitman« ganz herzlich zu begrüßen. Und zwar alle einzeln - per Handschlag.
»Als großer Förderer der Kunst ist es mir ein Vergnügen, unsere Schule für Ihre
Proben zur Verfügung zu stellen, solange Ihr Probenraum nicht genutzt werden
kann. Was für entzückende Kostüme!« Als er bei mir angelangt war, stutzte er.
»Nanu! Das Gesicht kenne ich aber. Du bist doch eins von den bösen
Froschmädchen, nicht wahr?«
    Ich zwang
mir ein Lächeln ab. »Ja, Direktor Gilles«, sagte ich.
    »Nun, da
freue ich mich aber, dass du so ein schönes Hobby gefunden hast. Sicher kommst du
dann nicht mehr auf so dumme Ideen.« Er strahlte jovial in die Runde. »Dann
wünsche ich also ganz viel Erfolg oder was man beim Theater eben so wünscht,
toi, toi, toi, Hals- und Beinbruch ...« Gut gelaunt winkte er uns noch einmal
zu, dann verschwand er mitsamt seinem Trolley durch die Tür - hinaus ins
Wochenende. Ich sah ihm ein wenig neidisch hinterher. Ausnahmsweise hätte ich
gern mit ihm getauscht, selbst wenn ich dafür ein mittelalter Glatzkopf in
karierten Hosen hätte werden müssen.
    »Böses
Froschmädchen?«, wiederholte Gideon auf dem Weg hinunter in den

Weitere Kostenlose Bücher