Gier, Kerstin
Säbelhiebe mit dem Degen, aber schon nach wenigen Sekunden hatte
Gideon ihn in eine Zimmerecke getrieben.
Ich sah,
wie verbissen die beiden sich duellierten, auch wenn das Klirren der Waffen
hier oben etwas gedämpft erschien.
Der Lord
machte einen Ausfallschritt und versuchte, unter Gideons Linken durchzutauchen,
aber Gideon durchschaute seine Absicht und stieß fast im gleichen Moment mit
aller Macht in den ungedeckten rechten Oberarm des Lords. Alastair blickte
seinen Gegner erst ungläubig an, dann verzerrte sich seine Miene zu einem
stummen Schrei. Die Finger öffneten sich und der Degen fiel scheppernd zu
Boden: Gideon hatte den Arm des Lords an die Wand genagelt. Derart kaltgestellt
begann er - trotz der Schmerzen, die er ohne Zweifel hatte -, wüste
Beschimpfungen zu zischen.
Gideon
wandte sich von ihm ab, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen, und
warf sich neben mich auf den Boden. Das heißt, neben meinen Körper - ich selber
schwebte ja nach wie vor nutzlos in der Luft herum.
»Gwendolyn!
Oh mein Gott! Gwenny! Bitte nicht!« Er presste seine Faust auf die Stelle unter
meiner Brust, wo der Degen ein winziges Loch im Kleid hinterlassen hatte.
»Zu
spät!«, hallte Darth Vader. »Seht Ihr nicht, wie das Leben aus ihr
herausrinnt?«
»Sie wird
sterben, daran könnt Ihr nichts ändern!«, rief auch Lord Alastair von seinem
Platz an der Wand, sorgsam bedacht, seinen festgenagelten Arm nicht zu bewegen.
Blut tropfte herab und bildete eine kleine Pfütze neben seinen Füßen. »Ich
habe ihr dämonisches Herz durchbohrt.«
»Haltet
Euren Mund«, fuhr Gideon ihn an, der nun beide Hände auf meine Wunde gelegt
hatte und mit seinem ganzen Körpergewicht dagegenpresste. »Ich werde nicht
zulassen, dass sie verblutet. Wenn wir nur rechtzeitig ...« Er schluchzte
verzweifelt auf. »Du darfst nicht sterben, hörst du, Gwenny!«
Noch hob
und senkte sich meine Brust und meine Haut war mit winzigen Schweißtröpfchen
überzogen, aber es war nicht auszuschließen, dass Darth Vader und Lord Alastair
richtiglagen. Schließlich flog ich ja bereits als glitzernder Staubpartikel
durch die Luft und in meinem Gesicht dort unten war nicht mehr der leiseste
Hauch von Farbe zu erkennen. Selbst meine Lippen waren grau geworden.
Gideon
liefen jetzt die Tränen über das Gesicht. Immer noch presste er mit ganzer
Kraft seine Hände auf die Wunde. »Bleib bei mir, Gwenny, bleib bei mir«,
flüsterte er und plötzlich sah ich nichts mehr, aber dafür spürte ich wieder
den harten Boden unter mir, den dumpfen Schmerz in meinem Bauch und die ganze
Schwere meines Körpers. Rasselnd holte ich Luft und wusste, für einen weiteren
Atemzug würde ich keine Kraft mehr haben.
Ich wollte
meine Augen öffnen, um Gideon ein letztes Mal anzusehen, aber ich schaffte es
nicht.
»Ich liebe
dich, Gwenny, bitte verlass mich nicht«, sagte Gideon, und das war das Letzte,
was ich hörte, bevor ich von einem großen Nichts verschluckt wurde.
Tote
Gegenstände aller Arten und Materialen können problemlos in der Zeit
transportiert werden, und zwar in beide Richtungen. Grundbedingung: Der
Gegenstand darf im Augenblick des Transportes zu nichts und niemandem Kontakt
haben außer zu dem ihn transportierenden Zeitreisenden. Der größte bisher in der
Zeit transferierte Gegenstand war ein vier Meter langer Refektoriumstisch, den
die de-Villiers-Zwillinge im Jahr 1900 aus dem Jahr 1805 bewegten und auch
wieder zurück (s. Band 4, Kapitel 3, Experimente und empirische Untersuchungen,
S. 188 ff.). Pflanzen und Pflanzenteile sowie Lebewesen aller Arten können
nicht transportiert werden, da eine Zeitreise ihre Zellstrukturen zerstört bzw.
gänzlich auflöst, wie in zahlreichen Versuchen anhand von Algen, div.
Setzlingen, Pantoffeltierchen, Kellerasseln und Mäusen bewiesen wurde (s. auch
Band 4, Kapitel 3, Experimente und empirische Untersuchungen, S. 194 ff.). Der
Transport von Gegenständen, außer unter Aufsicht oder zu Versuchszwecken, ist
strengstens verboten.
Aus
den Chroniken der Wächter, Band 2, Allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten
10
Sie kommt mir seltsam bekannt vor«, hörte ich jemanden sagen.
Ganz klar der blasierte Tonfall von James.
»Natürlich
tut sie das, du alter Holzkopf«, antwortete eine Stimme, die nur Xemerius
gehören konnte. »Das ist Gwendolyn, allerdings ohne Schuluniform und mit einer
Perücke.«
»Ich habe
dir nicht erlaubt, mit mir zu sprechen, ungezogene Katze!«
Wie bei
einem Radio, das
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