Gier nach Blut
und gleichzeitig lächerlich anmutenden Geste streckte sie beide Arme vor, als könnte sie das Fahrzeug so aufhalten.
Das schaffte sie nicht.
Plötzlich wuchs es gewaltig vor ihr auf. Dann kam es zur Kollision. Der linke Kotflügel wuchtete den Körper in die Luft, der sich noch im Fall drehte und hart auf den Boden klatschte.
Ich wollte hinter dem Fahrzeug herschießen. Es hatte keinen Sinn. Das wäre nur Munitionsverschwendung gewesen. Um den Reifen zu treffen, hätte ich viel Glück haben müssen, und ein Kunstschütze war ich auch nicht.
Der Wagen tauchte in die Einfahrt ein, wo die nackten Wände das Geräusch des hochtourig drehenden Motors als Geheul zurückwarfen.
Dann war er weg.
Auch die roten Rücklichter sah ich nicht mehr. Dafür aber Anita Marquez, den weiblichen Vampir. Ich hörte auch die lauten Rufe der Menschen.
Die meisten von ihnen hatte die Fenster aufgerissen, um zu schauen, was dieser Krach zu bedeuten hatte.
Und sie waren es dann auch, die das Drama mitbekamen, das sich zwischen dem weiblichen Vampir und mir anbahnte.
Ein normaler Mensch wäre nach diesem Zusammenprall verletzt liegengeblieben. Nicht so ein Blutsauger. Er mußte mit anderen Waffen ausgeschaltet werden, und Anita hatte sich wieder erhoben. Sie wollte den Schutz der Dunkelheit nutzen, um zu verschwinden, denn Lücken und Wege gab es sicherlich.
Sie kümmerte sich nicht mehr um mich. Ein Versteck war jetzt besser, denn irgendwann in der Nacht würde sie bestimmt noch an ein Opfer herankommen. Das wollte ich verhindern, deshalb jagte ich ihr nach.
Anita war noch nicht ganz auf der Höhe. Sie lief, als hätte sie zuviel getrunken, und so konnte ich aufholen. Ich war nicht leise, meine Tritte wurden auch von ihr gehört, denn mitten im Lauf fuhr sie herum, ohne großartig abzustoppen.
Diesmal griff sie an!
Und überraschte mich auch damit, denn ich hatte eher mit einer weiteren Flucht gerechnet, aber dieses Wesen wollte mein Blut, und es trat nach mir. Das Wesen erwischte mich etwas unterhalb der Gürtelschnalle, und ich spürte den Tritt wie einen Steinschlag. Mir wurde die Luft knapp, die Vampirfratze mit dem weit geöffneten Maul tanzte für einen Moment vor meinen Augen, dann sah ich sie nicht mehr, denn ich hatte mich unfreiwillig nach vorn gebeugt. Ein Schatten fiel über mich.
Die Untote hieb mir beide Fäuste gegen den Rücken. Ich brach in die Knie. Der Schmerz tobte durch die zuletzt getroffene Stelle, aber ich war trotzdem nicht fertig, streckte meine linken Arm aus, und die Finger verhakten sich im Stoff des Mantels. Ich hatte ihn am Saum zu fassen bekommen, zerrte daran, wobei die Untote kippte und es auch nicht mehr schaffte, sich aus dem Mantel zu befreien. Er wurde zu einem Hindernis. Zusammen mit meinem heftigen Ruck schleuderte er die Vampirin zu Boden.
Sie fiel auf den Rücken, knurrte wie ein Tier und kam sofort wieder hoch.
Auch ich war da.
Und diesmal schoß ich.
Die geweihte Silberkugel konnte nicht fehlen, dafür war das Ziel zu nah.
Ich sah nicht wo die Kugel traf, ich bekam nur mit, wie der Körper zuckte, als wollte er eine Brücke bauen, dann prallte er zu Boden, überrollte sich dabei, und schließlich blieb die Untote auf dem Bauch liegen und rührte sich nicht mehr.
Für manche Menschen mochte ich sie erschossen haben. Ich aber hatte sie nur von einem schrecklichen Dasein erlöst, und die Gefahr, daß sie andere Menschen zu Blutsaugern gemacht hätte, war in diesem Fall auch gebannt worden.
Eigentlich konnte ich zufrieden sein, steckte die Waffe wieder weg, drehte mich um und sah einige der Hausbewohner, die sich nahe der Tür versammelt hatten.
Manche hatten sogar Waffen mitgebracht. Sie trauten sich näher, wo sie meine Pistole nicht mehr sahen.
Ich zog sie sicherheitshalber und winkte mir einen breitschultrigen Mulatten heran. Der Mann trug nur ein Unterhemd und eine dreiviertellange schwarz und weiß gestreifte Hose. Er ließ seine Eisenstange fallen und hob beim Näherkommen die Hände.
»Können Sie lesen?« fragte ich ihn.
Er nickte.
»Das ist ein Ausweis von Scotland Yard. Ich bin Polizist. Sagen Sie das auch den anderen, und sorgen Sie dafür, daß alle wieder zurück in ihre Wohnungen gehen.«
»Ja, Sir, mache ich.«
Der Mann schaffte es tatsächlich, und ich konnte mich um Anita Marquez kümmern. Ich drehte sie wieder auf den Rücken und suchte nach dem Einschußloch.
Das geweihte Silbergeschoß steckte in der Brust, aber kein Tropfen Blut zeichnete sich an den
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