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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Stimme der alten Frau. »Das ist eine Sache, die nur die beiden etwas angeht.«
    Wie recht sie doch hatte. Die neunzigjährige Frau stieg immer höher in meiner Achtung.
    Für mich gab es nur Anita.
    Und für sie gab es nur mich. Nur war ich am längeren Hebel, und das wußte sie.
    Ihr Maul stand offen. Ich sah die Zähne sehr deutlich, aber der Mund war auch schief, und aus dem rechten Winkel sickerte der mir stinkend vorkommende Speichel.
    »Du weißt, daß du verloren hast, Anita! Du als Untote wirst gegen diese Macht in meiner rechten Hand nicht ankommen. Sie vernichtet dich, noch bevor du deine Zähne in den Hals des ersten Opfers hast schlagen können.«
    Sicherlich hatte sie mich verstanden, nur zeigte sie mir das nicht. Dieses Wesen blieb eiskalt und stumm.
    »Wer?« fragte ich. »Wer steht alles hinter dir? Zu wem hast du Kontakt? Ich würde dir raten, den Mund aufzumachen.«
    Sie lachte, was aber mehr einem Krächzen glich. »Sie ist da. Sie ist zurückgekehrt…«
    »Sarah Helen Roberts?«
    »Ja.«
    »Wo finde ich sie?«
    »Sie wird dich finden! Du brauchst sie nicht zu suchen. Sie wird sich dein Blut holen.«
    »Darauf warte ich. Das möchte ich sogar sehr.«
    »Ja…?«
    »Du wirst mich führen, Anita. Du wirst mich zu ihr bringen! Hast du verstanden?«
    Sie hatte verstanden, aber sie hielt sich mit einer Antwort zurück. Zuerst mußte sie nachdenken. Wahrscheinlich überlegte sie, wo sich da die Falle befand.
    »Denk nicht zu lange nach!« warnte ich sie. »Auch meine Geduld ist nicht unerschöpflich, und die meines Kreuzes ebenfalls nicht.«
    Anita schob die Zunge aus dem Mund, die aussah wie ein grauer Lappen. Selbst aus ihr war das Blut gesaugt worden. Da hatte jemand ganze Arbeit geleistet. Die Zunge fuhr wieder zurück, rollte sich für einen Moment im Mund zusammen, dann endlich hörte ich die Antwort. »Sie ist nicht weit entfernt. Sie wartet mit den anderen auf mich.«
    »Wo?«
    »In der Nähe!«
    »Dann wirst du mich hinbringen!«
    »John, sind Sie lebensmüde?« schrie Elvira aus dem Hintergrund.
    »Himmel, das ist eine Falle, das ist eine verfluchte Falle. Sie müssen es doch ahnen.«
    »Laß ihn, Kind!«
    »Und wenn es eine Falle ist, so kann ich direkt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Schließlich ist Sarah Helen Roberts ebenso wichtig wie Ihre Mutter.«
    »Ich drehe noch durch«, flüsterte Elvira. »Ich… ich… kann das nicht packen. Das ist doch alles nicht wahr!«
    Sie irrte sich. In dieser Küche erlebte sie ein uraltes Grauen, und ich wollte endlich zu einer Lösung kommen. »Du wirst mich also zu ihr bringen, und du wirst vor mir hergehen. Ganz normal, als wäre nichts geschehen. Aber du wirst immer daran denken müssen, daß ich mein Kreuz bereithalte. Solltest du versuchen, mich reinzulegen, wird dich mein Kreuz berühren und anschließend verbrennen. Hast du mich verstanden?«
    »Alles.«
    Ich nickte ihr zu. »Gut, dann wirst du vorgehen. Immer hübsch langsam, keine dumme Bewegung.« Noch während des Sprechens war ich zur Seite gegangen, ihr den nötigen Platz zu schaffen, wobei ich sie nicht aus den Augen ließ.
    Natürlich beinhaltete mein Plan Risiken. Ich konnte sogar davon ausgehen, wenn ich mir Sukos Bericht vor Augen hielt, den er Sir James gegeben hatte, daß diese beiden Untoten nicht allein unterwegs waren.
    Sie hatten auf starke Helfer gesetzt, auf die Familie Ruiz, und die würde ihre Helfer mit Klauen und Zähnen verteidigen.
    Anita ging auf die Außentür zu. Rechts standen ihre Mutter und ihre Tochter. Elvira wurde von der alten Ricca festgehalten, weil sie einfach zu stark zitterte. Sie kam überhaupt nicht mehr damit zurecht, was sich hier in ihrer kleinen Welt abspielte. Es war einfach zu irrational. Sie hatte geweint, jetzt zuckte nur mehr der Mund.
    Ricca war ganz ruhig.
    Als Anita den Kopf drehte und ihre Mutter anschaute, da schlug die alte Frau ein Kreuzzeichen, was bei der Untoten zu einer wütenden Reaktion führte, denn sie stieß einen Schrei aus.
    Ich drückte ihr die flache Hand in den Rücken. »Geh weiter und denk daran, daß du ihr Blut nicht bekommen wirst.«
    Sie lachte leise, setzte den Weg aber fort. Sehr bald stand sie vor der Tür. Ich drückte ihr von hinten den Schlüssel in die Hand. Die Haut war trocken wie altes Laub oder Papier. »Schließ auf!«
    Die Untote zögerte.
    »Mach schon!«
    Endlich bequemte sie sich und nahm sich dabei noch Zeit, was jetzt keine Rolle mehr spielte. Sie zog die Tür auf.
    Ich stand hinter ihr

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