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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Verkehrspolizisten unterhalten. Aber denk daran, in zwei Stunden wird das Fenster möglicherweise geschlossen.«
    Â»All work and no play«, erwiderte Corine Bouhaddi und nahm den Telefonhörer zur Hand.
    Â»Und was soll ich tun?«, fragte Miriam Hershey und stolperte über die Türschwelle. Ihre braunen Augen leuchteten zwischen den Mullbindenlagen ihres Kopfverbands hervor.

Long shot
Nacka, Stockholm, 11. April
    Kerstin Holm betrachtete ihre Untergebene mit skeptisch hochgezogener rechter Augenbraue. Den Blick so auf den Beifahrersitz gerichtet, steuerte sie den Polizeiwagen durch das diesige Aprilwetter in Stockholm, weshalb ihr Fahrstil ein wenig litt. Auf Höhe von Sickla schrie Sara Svenhagen panisch auf. Ein Sattelschlepper hinter ihnen hatte laut hupend ein Überholmanöver gestartet, Sara Svenhagen kauerte sich auf dem Beifahrersitz zusammen und zog den Kopf ein. Als sich der Sattelschlepper auf den Zentimeter genau auf ihrer Höhe befand, rief sie ihm zu: »Du schaffst es, du schaffst es.«
    Â»Also«, fragte Kerstin Holm noch einmal und senkte endlich ihre Augenbraue wieder. Sie war kurz davor gewesen, eine Gesichtslähmung zu erleiden.
    Â»Ich geb’s ja zu«, antwortete Sara Svenhagen, »ich habe einen Hintergedanken.«
    Â»Hier sind also zwei hochrangige Europol-Polizeibeamtinnen nicht gerade nach Hästhagen in Nacka unterwegs, Zitat, weil sie sich vergewissern wollen, dass der Polizeischutz eingetroffen ist?«
    Â»Du bist eine hochrangige Polizeibeamtin. Aber ich bin lediglich eine ganz gewöhnliche Kriminalinspektorin.«
    Â»Wer’s glaubt, wird selig«, meinte Kerstin Holm und lächelte, allerdings hauptsächlich, um zu prüfen, ob ihre Gesichtsmuskulatur wieder normal funktionierte.
    Â»Ich habe da eine Theorie«, sagte Sara, »allerdings ist sie ziemlich weit hergeholt und mir sogar ein wenig peinlich. Deshalb dachte ich, sie gewissermaßen nebenher zu überprüfen.«
    Â»Ohne das Okay von deiner Chefin einzuholen?«
    Â»Genau. Sie hat ihre Untergebene schließlich schon etwas zu oft in die Höhle des Löwen geschickt.«
    Â»Klug gedacht«, sagte Kerstin Holm und nickte. »Wie geht es deinen Wunden?«
    Â»Er hatte in der Tat bromierte Flammschutzmittel unter den Fingernägeln, die Wunden wollen nicht richtig heilen. Eigentlich müssten sie längst trocken sein, aber sieh nur, hier.«
    Sara Svenhagen fuhr sich mit der Hand über die Stirn und hielt dann ihrer Chefin einen blutverschmierten Finger unter die Nase. Kerstin Holm warf einen raschen Blick darauf und kam zu dem Schluss, sich den Rest der Strecke besser auf die Straße zu konzentrieren.
    Â»Die Kratzer waren ja auch ziemlich tief«, murmelte sie. »Du musst Geduld haben.«
    Â»Außerdem habe ich vor, mit Johannes zu reden«, sagte Sara.
    Â»Tu, was du geplant hast, dann versuche ich, Wictoria mit ihrer neuen Situation vertraut zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass sie im Moment ziemlich verwirrt ist.«
    Während der restlichen Fahrt nach Hästhagen herrschte Stille im Wagen. Sie parkten vor dem Haus. Noch bevor Kerstin auf die Klingel an der Haustür drücken konnte, öffnete ein kräftig gebauter Sicherheitspolizist in Zivil.
    Â»Ich sehe Sie schon seit einer halben Minute, Frau Kommissarin«, sagte er.
    Â»Gut«, entgegnete Kerstin Holm. »Die Kameras funktionieren also?«
    Â»In der Tat«, antwortete der Polizist.
    Â»Ausgezeichnet«, lobte Holm. »Und wie geht es ihnen?«
    Â»Das kann ich nicht beurteilen.«
    In dem Moment kam Wictoria Stiernmarck aus dem Wohnzimmer. Es war das erste Mal, dass sie die Hausherrin in anderer Kleidung als dem Sportdress sahen. Sie wirkte elegant. Ihre Alltagskleidung war so ausgesucht, dass sie Sara für einen festlichen Anlass genügt hätte. Die Polizistinnen begrüßten Wictoria Stiernmarck. Sie wirkte gefasst, aber erstaunt, als verharre sie in einem Zustand dauerhafter Verwunderung.
    Â»Ich kapiere immer noch nicht ganz, was hier los ist«, sagte sie.
    Â»Ich werde versuchen, es Ihnen so gut wie möglich zu erklären«, entgegnete Kerstin Holm und geleitete sie zurück ins Wohnzimmer.
    Sara Svenhagen warf einen raschen Blick auf den muskulösen Polizisten, der inzwischen zu seiner Überwachungsposition an einem großen zentralen Computer zurückgekehrt war, den man im geräumigen Flur aufgestellt hatte.

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