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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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übrigens, dass die heldenhafte Rechtsmedizinerin hier ebenfalls recht hat: Dein Zhang Sang sieht nämlich bei näherer Betrachtung nicht besonders chinesisch aus.«
    Â»Was? Für mich sah er verdammt chinesisch aus. Außerdem hat er mir einen langen blutigen chinesischen Satz ins Ohr geflüstert.«
    Â»Bist du dir sicher, dass es Chinesisch war? Deine Experten sind schließlich gescheitert. Wahrscheinlich deshalb, weil sie nicht an die tibetische Sprache gedacht haben.«
    Â»Aber ...«, brachte Söderstedt hervor. »Meinst du, er war Tibeter?«
    Â»Das ist nur ein Gedanke«, antwortete Hjelm. »Seine Haut ist nach Dr. Mallorys Aussage etwas zu dunkel, sein Haar etwas zu dick und seine Gesichtszüge etwas untypisch für einen Chinesen. Erzähl das Jutta, dann wird sie vielleicht wieder ein wenig aufblühen.«
    Â»Mich hast du auf jeden Fall dazu gebracht aufzublühen, du verdammter Besserwisser. Gerade kommt der Schlüsseldienst. Wir hören voneinander.«
    Â»Tot ziens«, sagte Hjelm in lupenreinem Holländisch und trat hinaus auf die Vauxhall Bridge Road. Es waren nicht viel mehr als einige Hundert Meter bis zum Gebäude von New Scotland Yard. Hershey und Dryden waren in das nächstliegende Krankenhaus eingeliefert worden. Zum Glück war alles gerade noch gut gegangen.
    Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen nahm er im Streifenwagen Platz und ließ sich die wenigen Meter fahren. Europol hatte dem armen Chief Inspector Ralph Dryden bisher wahrhaftig nicht gerade gutgetan. Und jetzt war es an der Zeit, seinen Vorgesetzten zu treffen.
    Die Zusammenkunft fand in einem Teil des Polizeigebäudes statt, den Hjelm bisher noch nie zuvor betreten hatte. Auf einem Schild an einer Tür stand in der Tat Drydens Name. Hjelm warf einen raschen Blick in Drydens eigentliches Büro. Es erinnerte ihn stark an das winzige Kabuff, das an den großen, eleganten Raum angrenzte, den die drei Mitglieder der Opcop-Gruppe zugewiesen bekommen hatten. Er ging weiter und erreichte eine weitere Tür. Er klopfte an. Dann hörte er ein gemurmeltes Herein und trat in ein bedeutend größeres Büro.
    Commander Andrew Crowley war ein robuster Herr in den Fünfzigern, eine Art Mischung aus einem Rocker und Old Etonian, allerdings mit dichtem weißen Haar. Sein Handschlag war fest, sein Blick noch fester und seine Stimme hart.
    Â»Sie bringen in der Tat Unglück über unsere Polizeibehörde, Hjelm.«
    Â»Möglicherweise bringen Sie sich auch selbst Unglück, Commander«, konterte Paul Hjelm.
    Crowley wies mit einer einladenden Geste in Richtung der Ledersitzgruppe inmitten seines geräumigen Büros, und sie setzten sich.
    Â»Tja«, begann Crowley. »Sie haben ja die panikartigen Reaktionen heute Nacht gehört. Darauf müssen wir nicht stolz sein, aber im Eifer des Gefechts reagiert man häufig sehr emotional. Mir ist kein Beispiel für einen derart schweren Übergriff in unserem Gebäude aus der Vergangenheit bekannt. Vermutlich wäre ein Treffen zwischen uns in der vergangenen Nacht ebenfalls nicht besonders angenehm für Sie gewesen. Jetzt wird es angesichts der langsam abflauenden Aufregung und der nachdenklichen Betrachtung der Ereignisse hoffentlich etwas leichter. Wie ist der aktuelle medizinische Stand bei Ralph?«
    Â»Er ist in ein künstliches Koma versetzt worden«, antwortete Hjelm. »Es war eine ziemlich komplizierte Operation, und er benötigt Unterstützung bei der Atmung. Die rechte Lunge ist vollständig kollabiert. Aber sie meinen, dass er schon bald wieder auf die Beine kommen wird.«
    Â»Vollkommen wiederhergestellt?«
    Â»Nach Aussage der Ärzte ja.«
    Â»Gott sei Dank. Und Sie halten daran fest, dass all das durch einen Mailwechsel mit einer Ihrer Mitarbeiterinnen in Den Haag verursacht wurde?«
    Â»Ich halte an der Tatsache fest, dass vieles darauf hindeutet.«
    Commander Andrew Crowley bedachte seinen Gesprächspartner mit einem speziellen, leicht goldenen Blick und sagte nach einer Weile: »Ich habe mir das Arbeitsgebiet von Tony Robbins bei der Abteilung Safer Neighbourhoods einmal etwas näher angesehen. Es ist durchaus nicht so, dass er sich dort keine Feinde gemacht haben könnte. Nicht zuletzt hat er das Unwesen diverser Gangs ernsthaft zu unterbinden versucht. Außerdem gibt es viele lokale Größen, die an seinem harten Durchgreifen Anstoß

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