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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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stimmt, dass dein Vater verhaftet wurde, aber es geht um Wirtschaftskriminalität. Am besten erklärt er dir das selbst, wenn wir genau wissen, wie die nächsten Schritte aussehen.«
    Â»Ich weiß, dass Sie so etwas in der Art sagen müssen«, brummte Johannes.
    In dem Moment klopfte es an der Tür, und Kerstin Holm warf einen Blick herein. Sie nickte Johannes kurz zu und hielt Sara einen kleinen Kontrollbildschirm hin. Darauf blinkte ein Punkt.
    Sara sah ihre Chance gekommen. Sie stand auf und stieß dabei mit dem Oberschenkel gegen den Schreibtisch. In derselben Bewegung zog sie den USB-Stick aus der Buchse und ließ ihn in ihre Jackentasche gleiten. Der Computer gab kein Signal von sich.
    Â»Ich muss jetzt los, Johannes«, sagte sie. »Du hast meine Nummer, für den Fall, dass irgendetwas ist.«
    Â»Und was zum Teufel sollte das sein?«, fragte Johannes mürrisch.
    Sara betrachtete ihn eine Weile. Sie hatte keine Antwort parat. Ihr fiel jedenfalls keine ein. Sie verließen sein Zimmer und gingen den Korridor hinunter.
    Â»Wang Yunli ist unterwegs«, flüsterte Kerstin.
    Sara nickte lediglich. Sie nickte Wictoria Stiernmarck zu, die auf der Schwelle zum Wohnzimmer stand und an ihren Fingernägeln kaute, und dem stummen Sicherheitspolizisten, der inzwischen Gesellschaft von einer weiteren imposanten Erscheinung bekommen hatte. Er sah aus wie sein Zwilling. Keinen der Anwesenden kümmerte es, dass das weibliche Polizistenduo die Villa verließ.
    Â»Und wie weit ist sie schon gekommen?«, fragte Sara, während das Auto aus Hästhagen herausfuhr.
    Â»Nicht weit genug, um das Land zu verlassen«, antwortete Kerstin. »Aber sie ist aus Västerhaninge weggefahren und befindet sich gerade auf dem Weg in die Innenstadt.«
    Â»Kann man irgendein Muster dahinter erkennen?«, fragte Sara und begann in den Tiefen ihrer überdimensionalen Handtasche zu wühlen.
    Â»Dafür ist es noch zu früh«, antwortete Kerstin und warf einen Blick auf den kleinen Bildschirm, der zwischen ihnen lag und hin- und herhüpfte.
    Sara Svenhagen zog schließlich ihren Laptop aus der Tasche und startete ihn.
    Â»Frag nicht«, kam sie Kerstin zuvor. »Wie lief es mit Wictoria?«
    Â»Sie ist unglaublich verwirrt«, antwortete Kerstin Holm. »Aber wir können ihr ja im Augenblick auch nicht gerade viel erklären. Allerdings hat sie ehrlich gesagt mehr Fragen über ihre finanzielle Situation als zu ihrem Mann gestellt. Und wie lief es mit dem Sohn?«
    Sara Svenhagen schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem hochfahrenden Laptop zu nehmen.
    Â»Ãœberhaupt nicht gut«, antwortete sie. »Johannes hat gesehen, wie sein Vater eine Polizistin misshandelte, und ist überzeugt davon, dass er wegen Kinderpornografie in Untersuchungshaft sitzt. Man kann sich gar nicht vorstellen, was im Augenblick in seinem Kopf vor sich gehen muss. Im schlimmsten Fall – oder zugleich im besten – hat er noch mehr gesehen ...«
    Sie steckte den USB-Stick in die Buchse des Laptops und kaute intensiv auf einem Fingernagel, während das Gerät die Datei lud. Sie drehte den Bildschirm bewusst von Kerstin Holm weg, die, nachdem sie erneut von einem Autofahrer lautstark angehupt worden war, diese Geste als fürsorglichen Wink nahm. Doch als sie sah, wie Sara plötzlich blass wurde, reckte sie den Hals, konnte aber nichts sehen.
    Â»Jetzt frage ich aber doch«, sagte Kerstin Holm schließlich.
    Â»Dann halt aber zuerst an«, bat Sara mit einer merkwürdig kraftlosen Stimme.
    Kerstin begriff, dass Sara es ernst meinte. Sie drehte eine Extrarunde im Kreisverkehr, bog in eine Querstraße, die zu Fredells Baumarkt hinaufführte, und ließ den Wagen an den Straßenrand rollen. Sara drehte den Laptop herum, sodass Kerstin auf den Bildschirm sehen konnte.
    Dort lief eine Filmsequenz. Und rechts unten wurden Aufnahmedatum und -zeit angezeigt: Mittwoch, 11. Februar, 12: 52 Uhr. Was der Film genau zeigte, wurde Kerstin Holm nur allmählich klar. Zwei Männer mit relativ dunklem Teint stießen einen bedeutend größeren, blonden sonnengebräunten Mann gegen einen Türpfosten. Schließlich fiel der Groschen.
    Â»Verdammt«, brachte sie hervor.
    Â»Ganz genau«, pflichtete ihr Sara Svenhagen bei. »Long shot ist nur der Vorname. Ich habe den Eindruck, dass Johannes weitaus mehr gesehen hat, als er hätte sehen

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