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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Sie schlenderte weiter den Korridor entlang in Richtung Küche. Dann klopfte sie an Johannes’ Tür.
    Kein Laut war von drinnen zu hören. Also drückte Sara sacht den Türgriff herunter und schaute in das Zimmer.
    Auf dem Fußboden lag eine E-Gitarre, deren Saiten zerschnitten waren. Konsequent in winzige Stücke. Ansonsten herrschte das gewöhnliche Chaos im Zimmer des Teenagers, aber Johannes Stiernmarck war nicht da. Sara setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und wartete. Die Zeit verging, doch der Junge tauchte nicht auf. Dann bewegte sie kurz die Maus über das Mousepad und sah, dass der Computer eingeschaltet war.
    Mit ein paar raschen Mausklicks durchsuchte sie seine Festplatte, bis sie zu einem Ordner gelangte, in dem Filmdateien abgelegt waren. Es waren viele. Und an der Art, wie Johannes die Dateien benannt hatte, war ziemlich leicht auszumachen, welche mit seiner eigenen Webcam aufgenommen worden waren. Außerdem waren sie datiert, und Sara hatte keine Probleme damit, eine Datei mit der Aufschrift »Februar« zu finden. Mit einer sie selbst verblüffenden Geschwindigkeit steckte sie einen USB-Stick in den Computer und startete den Kopiervorgang. Doch da war es vorbei mit der Geschwindigkeit, denn die Datei war überraschend groß, und der kleine Streifen auf dem Bildschirm, der sich langsam blau färbte, wurde nur allzu langsam größer. Zumal nun Schritte draußen auf dem Korridor zu hören waren, die immer lauter wurden. Sara sah sich gezwungen, einen schnellen Entschluss zu fassen. Sie schaltete den Bildschirm aus, damit er schwarz wurde, ließ aber den USB-Stick im Computer stecken. Dann stand sie auf und blieb mit dem Blick aus dem Fenster stehen.
    Johannes kam herein. Er starrte sie erstaunt an. Sara drehte sich zu ihm um und sagte freundlich: »Entschuldige, dass ich hier einfach so hereingeplatzt bin. Ich habe nach dir gesucht.«
    Â»Ich war oben und hab mir einen Film angeschaut«, entgegnete er verwirrt. »Mein Gott, wie Sie aussehen.«
    Â»Im Zimmer deiner Eltern?«
    Â»Ja. Aber ...«
    Â»Aber weshalb ich hier bin? Wir wollten nur nachsehen, ob ihr euch bereits an die Polizisten im Haus gewöhnt habt. Ob ihr damit zurechtkommt.«
    Â»Fuck, das ist ein verdammter Aufmarsch hier«, motzte Johannes.
    Â»Aber das ist noch nicht das Schlimmste, oder?«, fragte Sara und deutete auf die zerschnittenen Saiten der E-Gitarre.
    Johannes setzte eine trotzige Miene auf und hockte sich auf sein Bett. »Ich kann ja sowieso nicht spielen«, sagte er. »Who am I fucking kidding? Es ist das Beste, wenn ich mich an diesen fucking Guitar Hero halte. Ich bin nämlich ’n ziemlicher Amateur.«
    Â»Und hast du was von deinem Vater gehört?«
    Johannes sah sie mit einem scheuen Blick an, der von einem anderen Planeten zu kommen schien. Darauf war sie nicht gefasst, es setzte ihr ziemlich zu.
    Â»Nein, nichts«, antwortete er, nachdem er Sara eine Weile hatte leiden lassen. »Hier sagt keiner irgendwas. Aber man kapiert ja doch, worum es geht.«
    Â»Es ist keineswegs so, wie du glaubst, Johannes«, meinte Sara.
    Â»Ich habe gesehen, wie Sie sich mit ihm geprügelt haben«, erwiderte Johannes wütend. »Ich habe gesehen, wie die verdammten Fingernägel meines Vaters Ihnen diese Saw-Visage verpasst haben.«
    Â»Saw-Visage?«
    Â»â€ºSaw‹«, wiederholte Johannes resigniert. »Der Horrorfilm. Ihr habt in seinem Arbeitszimmer schließlich ein ziemliches Blutbad angerichtet. Und dann ist er verschwunden. Danach tauchten dann diese dämlichen Computerzombies auf, ohne irgendwelche Erklärungen abzugeben. Versuchen Sie erst gar nicht, mir vorzulügen, dass er unschuldig ist.«
    Â»Es hat jedenfalls nichts mit dem zu tun, an was du denkst.«
    Â»Nee, nee. Whatever.«
    Sara setzte sich auf den Schreibtischstuhl und warf einen raschen Blick auf den USB-Stick. Sie saß in der Klemme. Würde sie das kleine Ding mit der Filmdatei einfach herausziehen, und der Kopiervorgang wäre noch nicht abgeschlossen, dann würde der Computer wahrscheinlich aus Protest ein Signal von sich geben. Andererseits konnte sie den Stick auch schlecht hierlassen. Aber sie konnte auch nicht ewig in Johannes’ Zimmer herumstehen.
    Â»Ich weiß jedenfalls, was ich denke«, sagte der Junge.
    Â»Stell jetzt bloß nicht irgendwelche merkwürdigen Theorien auf«, entgegnete Sara. »Es

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