Gier
leider eine umfangreiche Liquiditätskriseâ¹Â«, las Sifakis vor. »Und dann die Fortsetzung: âºWährend früherer Kontakte ist bereits die Möglichkeit angeklungen, auch dafür eine Lösung zu finden. Können wir die Zusammenarbeit vielleicht erweitern?â¹ Mit dieser Formulierung begeht Carl-Henric Stiernmarck den gröÃten Fehler seines Lebens. Er lädt sie geradezu ein. Woraufhin sie ihn mit Haut und Haaren verschlucken. Was dann auch im nächsten Brief angedeutet wird.«
Er tauschte das Bild aus. Das nächste Buchstabengewirr erschien.
»November«, sagte Chavez. »Die Gelder von den Caymaninseln sind bereits transferiert worden. Die Verklappung des Gifts geht vonstatten. Die Mafia hält inzwischen dreiundfünfzig Prozent an Endymion . In dieser Mail werden zwei interessante Dinge erwähnt. Zum einen der leise Vorwurf, dass die Haupteigner sich Stiernmarck nicht zeigten und ihm nicht mitteilten, was sie mit dem Unternehmen vorhätten â es ist, als verstünde er nicht, dass er es mit der Mafia zu tun hat. Und zum anderen wird ein Schiff erwähnt. Angelos?«
Sifakis war informiert. Er sagte: »Die genaue Formulierung lautet: âºVermute, dass es sich um eine der letzten Stationen der langen Reise des Schiffes handelt.â¹ Es geht darum, wo genau das Gift aus der Endymion -Fabrik auÃerhalb von Nynäshamn deponiert werden soll. Nämlich auf einem bestimmten Kai vor dem Fabrikgebäude.«
»Was darauf hindeutet«, warf Laima Balodis ein, »dass es sich um ein groÃes Frachtschiff, beladen mit Giftmüll aus ganz Europa, handelt, der im Baltikum verklappt werden soll. Big surprise.«
»Das lässt die Verbindung Italien â Schweden â Lettland etwas logischer erscheinen«, warf Felipe Navarro ein. »Es ist nämlich nicht so, dass die Mafia das Gift von Endymion exklusiv entsorgt. Es handelt sich dabei lediglich um eine von vielen Stationen auf dem Weg, vermutlich zwischen einem süditalienischen Hafen und der lettischen Küste. Wir müssen dieses Schiff finden. Sie sammeln wahrscheinlich entlang der gesamten Küstenlinie Westeuropas Giftmüll ein.«
»Man stelle sich nur vor, dass das Ganze in irgendeiner Weise von der Regierung Lettlands gebilligt wird«, sagte Laima Balodis. »Ich kann es mir allerdings nur verdammt schwer vorstellen. Das können wir unseren Stränden doch nicht antun. Wie groà unsere finanziellen Probleme auch immer sein mögen.«
»Arme Ostsee«, merkte Arto Söderstedt an. »Arme Erde.«
Jutta Beyer warf ihm einen raschen verwunderten Blick zu und fragte: »Könnten Nynäshamn und die exakte Platzierung der Giftmülltonnen auf dem Kai ein Hinweis für uns sein? Könnte man nicht herausfinden, welche Frachtschiffe dort oben geankert haben â auch wenn wir nicht das genaue Datum der Abholung kennen?«
»Ich glaube nicht, dass sich dieses Schiff in irgendwelchen Häfen registrieren lässt«, wandte Lavinia Potorac ein. »Es fährt kreuz und quer über die Meere, ohne gesehen zu werden. Wie ein von der Pest heimgesuchtes Spukschiff.«
»Der Fliegende Holländer«, meinte Chavez, »allerdings mit Giftladung.«
»Und dann haben wir da noch die Mail vom Februar«, sagte Angelos Sifakis und klickte dieselbe an. »Die ebenfalls in Kopie in das Regierungsviertel von Lettland geschickt wurde. Sie wurde drei Tage, bevor Stiernmarck zu Hause Besuch von den beiden schlagkräftigen Herren bekam, abgeschickt.«
»Und darf wohl als direkter Grund für den Hausbesuch angesehen werden«, warf Chavez ein. »Stiernmarck beklagt sich unerwartet heftig über den Mangel an Direktiven. Man kann nicht behaupten, dass er ihnen droht, aber er deutet an, dass, wenn sich die plötzliche Preiserhöhung wiederholen sollte, er womöglich gezwungen sein werde, sich laustark zu beklagen. Schade, dass die Filmsequenz aus Nacka ohne Ton ist.«
»Warum allerdings ausgerechnet diese Mail in Kopie nach Riga geschickt wurde, ist schwer zu sagen«, meinte Sifakis. »Dann haben wir noch die Mail, die in den vergangenen Tagen vom Kulturzentrum in Stockholm aus abgeschickt wurde, deren Antwort Stiernmarck laut seiner Vernehmung eine Angst eingeflöÃt hat, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Er schreibt: âºIch bin in Bedrängnis. Die Blauen sind mir auf den Fersen. Ich
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