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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Hand festklebte.
    Jutta Beyer hob aus eigenem Antrieb den Kopf vom Kissen und schaute ihn verwundert an.
    Â»Du?«, fragte sie.
    Â»Ich war schließlich derjenige, der darauf bestanden hat, die Spur eines überfahrenen Chinesen zu verfolgen«, antwortete Söderstedt. »Wenn ich mich nicht so daran festgebissen hätte, wäre Robbins nichts passiert. Aber ich habe deswegen kein schlechtes Gewissen. Nun ist es umso wichtiger, Zhang Sangs Mörder zu ergreifen. Außerdem ist er nicht einmal Chinese.«
    Â»Kein Chinese?«, fragte Beyer und setzte sich auf. Sie schlang ihre Arme um die Knie, lehnte sich gegen die Wand und starrte den blassen hellhäutigen Mann an.
    Â»Sieh ihn dir doch an«, sagte Söderstedt, nahm das Handy wieder hoch und klickte ein Foto an. »Seine Haut ist etwas zu dunkel, das Haar etwas zu dick, die Gesichtszüge etwas untypisch für einen Chinesen. Vermutlich ist er Tibeter.«
    Â»Und was bedeutet dann ›jiang‹ ?«
    Â»Ich gehe jede Wette ein, dass das tibetische Wort für Fluss irgendwo in diesem Satz steckt. Sowie eine Reihe anderer tibetischer Wörter. Sein letztes Wort war jedoch chinesisch. Vielleicht hat er gedacht, ich würde Chinesisch möglicherweise besser verstehen. Hast du Lust, dich mit der Sache zu beschäftigen?«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, heute ins Büro zu gehen«, antwortete Beyer.
    Â»Wir können ja auch von hier aus recherchieren.«
    Â»Ich weiß nicht ...«
    In dem Moment klingelte das Handy, sodass Zhang Sangs Gesicht durch das Vibrieren des Geräts für einen Moment zum Leben zu erwachen schien, bevor das Bild von einer Ziffernfolge abgelöst wurde. Söderstedt betrachtete das Display. Diesmal war es keine Nummer mit mehreren Fünfen. Er hielt Jutta den laut klingelnden kleinen Apparat hin. Sie warf einen Blick darauf, nickte widerwillig und murmelte trotzig: »Tebaldi ...«
    Söderstedt legte das Handy auf das Bett, drückte auf die Lautsprechertaste und meldete sich: »Ja, Fabio?«
    Â»Jetzt kommt zum Teufel noch mal endlich Leben in die Bude«, rief Fabio Tebaldi. »Komm sofort her, Besprechung. Wir haben sie. Sieh zu, dass du die Prinzessin auf der Erbse auch mitbringst. Du hast ja ein Händchen für sie, du Gauner.«
    Â»Sprichst du etwa von mir?«, fragte Jutta Beyer gedehnt.
    Â»Hab ich doch gesagt«, wieherte Tebaldi ohne eine Spur von Irritation. »Seht zu, dass ihr euch aus dem Bett schält, ihr Turteltäubchen, wir haben nämlich Fotos. Ich habe zum ersten Mal eine Filmsequenz mit dem Mann zu sehen bekommen, der mich mit dem Tod bedroht. Was wären wir nur ohne die Frauen, vor allem die schwedischen.«
    Â»Ja, du schwärmst ja immer so von uns Schweden«, entgegnete Söderstedt.
    Â»Jetzt bummelt nicht herum und macht euch auf die Socken.«
    Damit war das Gespräch beendet. Söderstedt warf Jutta Beyer einen Blick zu, besser gesagt der Wand, an der sie vor ein paar Sekunden noch gelehnt hatte. Er hörte sie von der Toilette her rufen: »Gib mir nur eine Minute.«
    Â»Damit hat sich die existenzielle Wahl wohl erledigt«, murmelte Söderstedt, lächelte und stand auf.
    Sie nahmen ein Taxi und kamen nur eine Viertelstunde nach dem Telefonat mit Tebaldi im Versammlungsraum des Europol-Gebäudes an. Angelos Sifakis stieg auf das Podium, schaltete den Computer an und ließ auf einem der in die Wand eingelassenen Bildschirme hinter seinem Rücken eine Filmsequenz laufen. Sie dauerte nicht länger als zwanzig Sekunden und war ohne Ton, aber sie wiederholte sich in einer Art Endlosschleife.
    Â»Hier haben wir also Carl-Henric Stiernmarck, wie er von der Mafia bedroht wird. Sie verpassen ihm außerdem Prügel. Der Film wurde mit einer Webcam von seinem Sohn Johannes aufgenommen, der am 11. Februar die Schule geschwänzt hat. Den Gewalttätigeren von beiden, den rechten, hat Fabio Tebaldi als Il Ricurvo, den Krummen, identifiziert, ein ebenso berüchtigter wie anonymer Auftragsmörder.«
    Â»Der wiederum die rechte Hand des noch geheimnisvolleren Il Sorridente, des Lächelnden, ist«, warf Tebaldi ein. »Im Unterschied zu Ricurvo, von dem es zwei Bilder gibt, ist es bisher noch keinem gelungen, den Sorridente zu fotografieren, der junge Signor Stiernmarck hat also mit seiner Webcam etwas Einzigartiges zustande gebracht. Dabei ist allgemein bekannt, dass

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