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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich bei den beiden Kombinationen überhaupt um einen Webmail-Account.«
    Â»Ausgezeichnet«, lobte Hjelm sie. »Und wie lange, denkst du, wird die Suche dauern?«
    Â»Ein paar Stunden oder bis zu einer Woche«, antwortete Hershey. »Es geht leider nicht schneller.«
    Â»Und das andere, womit du dich – statt mit Asterion – beschäftigt hast?«, fragte Hjelm ein wenig undankbar.
    Â»Ich habe die Anzeigen durchsucht, die in der vergangenen Woche bei der Met eingegangen sind. Mithilfe der Stichworte ›Jalousie‹ und ›Vorhang‹. Neben all den idiotischen Einbrüchen und missglückten Brandstiftungen bin ich tatsächlich auf die Anzeige von einem Hotel in Bayswater gestoßen. Der Hotelgast hat nicht nur die Rechnung nicht bezahlt, sondern außerdem, Zitat, ›schwere Sachbeschädigung in Bezug auf die Jalousie des Zimmers und nicht zuletzt die Justierstange derselben begangen‹. Typische Polizeianzeige, um den Schaden von der Versicherung erstattet zu bekommen, nichts weiter.«
    Â»Umso besser für uns«, sagte Paul Hjelm. »Glänzende Polizeiarbeit, Hershey. Adresse?«
    Er bekam die Adresse und beendete das Gespräch mit den Worten: »Und vergiss nicht Asterion.«
    Als Antwort erhielt er nur ein vielsagendes Schweigen.
    Sie stiegen wieder ins Taxi und fuhren los. Hjelm wandte sich Bouhaddi zu und fragte: »Du hast also schon genügend Gespenster in deiner Kindheit gesehen?«
    Bouhaddi musterte ihn erstaunt. Dann wurde sie von einem völlig ungewohnten Gefühl befallen. Dem Gefühl, einen Mann unterschätzt zu haben. Sie antwortete: »Ja. Es gab eine Spukgestalt, die in Safi in Marokko unter den Berbern, wo ich aufgewachsen bin, ihr Unwesen trieb.«
    Â»Und die dich Tag und Nacht verfolgt hat?«
    Â»Ja, bis unsere Familie nach Marseille umgezogen ist. Sie hieß Aïsha Kandisha. Mir läuft immer noch ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich an sie denke.«
    Es war Samstag, und es herrschte kein besonders starker Verkehr. Aber die Fahrzeuge, die um sie herum auf der Straße waren, bewegten sich umso träger. Das Taxi umkurvte im Slalom trödelnde Sonntagsfahrer, legte eine halbe Runde um den Hyde Park gegen den Uhrzeigersinn auf zwei Reifen hin und ließ sie unerwartet schnell an der Queensborough Terrace in Bayswater wieder heraus.
    Das Hotel wirkte ganz passabel in diesem Viertel mit der größten Hoteldichte der Welt, in dem ein heruntergekommener Kasten neben dem anderen stand. Die Rezeption sah tatsächlich aus wie eine Rezeption, und die Lobby erinnerte zumindest vage an eine Hotellobby. Hjelm trug ihr Anliegen unmissverständlich, aber höflich vor, und der sri-lankische Portier antwortete ohne Umschweife, wenn auch wenig enthusiastisch. Das Zimmer sei wieder vermietet. Dementsprechend bekamen sie keinen Schlüssel, sondern wurden von einer etwas lustlosen burmesischen Putzkraft die Treppen hinaufbegleitet, deren roter Fußbodenbelag von Stockwerk zu Stockwerk einen staubigeren Eindruck machte. Wahrscheinlich wurden die Reinigungsleistungen in den oberen Stockwerken nicht genauer inspiziert.
    Je weiter die burmesische Putzkraft sie führte, desto stärker erinnerte das Gebäude an ein Labyrinth. Die Treppen gingen in alle erdenklichen Richtungen, und nach einer Weile hatte man keine Vorstellung mehr davon, wo man sich eigentlich im Verhältnis zur Queensborough Terrace dort draußen befand.
    Schließlich waren sie angekommen. Die burmesische Putzfrau drehte missmutig den altmodischen Schlüssel im Schloss und betrat das Zimmer.
    Hjelm und Bouhaddi blieben im Flur stehen. Für drei war schlicht und einfach kein Platz. Es musste eines der kleinsten Hotelzimmer der Welt sein, und es glich eher einer Abstellkammer als einem Zimmer. Aber es gab immerhin ein kleines Fenster. Und es gab eine Jalousie.
    Mit sanfter Gewalt zog Hjelm die Putzfrau aus dem Zimmer und ging selbst hinein. Er zwängte sich in den Spalt hinter dem Bett und machte somit Platz für Bouhaddi.
    Die Stange, mit der man den Winkel der Jalousie einstellen konnte, war ein halbsteifes durchsichtiges Plastikrohr. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie viel zu kurz war, lediglich gute zehn Zentimeter lang, und an ihrem unteren Ende waren deutliche Abbruch- oder eher Schnittspuren zu erkennen.
    Hjelm beugte sich zum winzigen Nachttisch

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