Gier
»Dadurch haben wir die IP-Adressen erfahren. Navarro fand es merkwürdig, dass beide sich zum selben Zeitpunkt gemeldet haben. Er fragte, ob das nicht ein recht merkwürdiges Zusammentreffen sei. Es war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als der Einbruch im Ministerium geschah. Sie haben eine Falle gestellt, um Bergmanis zu belasten. Daraufhin haben sie ein paar belanglose Mails abgeschickt, um den Kontakt herzustellen.«
»Oh nein«, rief Chavez aus. »Dann wissen sie also, dass wir ihnen auf der Spur sind? Kennen sie etwa die Opcop-Gruppe? Wie konnte das denn passieren, verdammt noch mal?«
»Sie wissen, dass ihnen irgendjemand auf der Spur ist«, fuhr Laima Balodis beunruhigt fort, »aber nicht unbedingt, wer. Mist, ich glaube, sie haben sich Bergmanis ausgesucht, weil er ihr gröÃter Widersacher bei den Gifttransporten ist.«
»Respekt«, rief Chavez aus. »Aber warte mal.«
»Was?«
»Es gibt auÃerdem jemanden, der die Wasserproben manipuliert. Möglicherweise sogar im Ministerium.«
Balodis zog eine finstere Grimasse.
»Okay«, sagte sie. »Wir müssen herausfinden, wer die Wasserproben entgegengenommen hat. Und ob sich derjenige im Augenblick im Ministerium aufhält.«
»Darum werde ich mich kümmern«, sagte Bendiks Vanags und verwandelte sich in ein Wunder an Effektivität. Flugs hatte er sich ins hinterste Eck an einen Schreibtisch gesetzt und begann mit jeweils einem Hörer an jedem Ohr zu telefonieren. Sie hörten ihn im Hintergrund herumbrüllen und sahen, wie er wild gestikulierte.
Durch die Spiegelwand schauten sie in den Vernehmungsraum. Kristaps Bergmanis saà da und fingerte an seinem Portemonnaie herum, ohne es jedoch in die Hand zu nehmen. Er drehte es gedankenverloren mit einer äuÃerst nachdenklichen Miene auf dem Tisch.
»Jedenfalls«, meinte Chavez, »wirkt er smart genug, um ein doppeltes Spiel spielen zu können. Wir dürfen ihn jetzt nicht gehen lassen.«
»Das sehe ich auch so«, stimmte Balodis zu. »Erst müssen wir die Bestätigung haben, dass noch eine weitere Person im Ministerium infrage kommt. Jemand, der ein wahrscheinlicherer Kandidat ist. Jetzt gehen wir wieder rein, bevor er dieses Portemonnaie noch öffnet und irgendwelche kompromittierenden Papiere aufisst. Keine gute Idee, es einfach bei ihm liegen zu lassen.«
Sie zog die Tür zum Vernehmungsraum auf. Doch sie wurde unmittelbar mit einem lauten Knall wieder zugedrückt. Erstaunt drehte sich Balodis zu Jorge Chavez um, der seine Hand fest gegen das Holz drückte und ins Leere starrte.
»Und drittens«, sagte er dumpf. »Wenn sie in Riga eine Falle gestellt haben, haben sie in Potenza ebenfalls eine Falle gestellt.«
»Oh«, brachte Balodis nur hervor und wurde blass. »Ganz klar.«
Chavez hatte bereits das Handy in der Hand. Er deutete auf den venezianischen Spiegel zum Vernehmungsraum und sagte: »Nimm ihm jetzt das Portemonnaie ab.«
Balodis verschwand für einen Augenblick. Währenddessen lieà Chavez das Handy mehrere Male anklingeln. Er stampfte mit dem Fuà auf den Boden.
Doch schlieÃlich meldete sich eine ihm vertraute Stimme: »Tebaldi.«
»Fabio, zum Teufel«, rief Chavez. »Sie haben euch eine Falle gestellt. Haut ab, so schnell ihr könnt.«
»War nur ân Scherz«, fuhr Tebaldis Stimme fort. »Hier ist der Anrufbeantworter. Hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepton, okay?«
»Verdammt!«, rief Chavez aus und schlug mit der Faust an die Wand. »Fabio, ihr müsst da weg, sie haben euch eine Falle gestellt. Ruf mich sofort an, wenn du die Nachricht abhörst. Es ist extrem wichtig.«
Chavez klickte den Anrufbeantworter weg und wandte sich Balodis zu, die nur den Kopf schüttelte und düster dreinblickte.
»Ich hab mitgehört«, sagte sie. »Probier es auch bei Potorac.«
Chavez startete einen Versuch. Doch bei ihr meldete sich noch nicht einmal ein Anrufbeantworter. Er machte eine Andeutung, das Handy aus dem Fenster zu werfen. Doch Balodis legte ihre Hand auf seinen Arm, bis er sich wieder gefasst hatte.
»Im Moment können wir nichts weiter tun«, sagte sie. »Wir müssen uns beruhigen und zu unserem Staatssekretär zurückkehren.«
Sie gingen zu Kristaps Bergmanis hinein. Er schaute auf, als hätte er sich in einem anderen Universum befunden und sagte: »Ich bekomme
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