Gier
über den Schreibtisch vor, fixierte ihren ehemaligen Untergebenen und fragte brüsk: »Und worauf gründet sich dein Verdacht?«
»Ich habe einen Treffer gelandet, eine süditalienische MAC-Adresse, die bereits zweimal in anderen Zusammenhängen in Verbindung mit der Mafia benutzt wurde. Nichts GroÃes, aber unverkennbar.«
»Einen Treffer? In welchem Register?«
Jetzt wand sich Jon Andersons langer Oberkörper wie ein Wurm, was auf dem kleinen Besucherstuhl recht eigentümlich wirkte.
»Im Register von Europol«, brachte er schlieÃlich hervor.
»Und welchen schwedischen Verbindungsmann bei Europol hast du kontaktiert, wie es die Regel vorschreibt?«
»Ich bin zum Teufel noch mal als Hacker angestellt«, zischte Anderson. »Stell dich nicht dümmer, als du bist, Kerstin. Ich will nicht, dass das hier zu einer offiziellen Sache wird. Noch nicht.«
Kerstin Holm unterdrückte ein Lächeln. »Und wie sicher bist du dir?«, fragte sie.
»Sagen wir zu achtzig Prozent.«
»Und in dem Moment, wo du die Sache an Europol übergibst, also an mich, bist du die Verantwortung los, kannst aber dennoch weiter daran arbeiten?«
»Ãbers Wochenende? Ich bin überzeugt davon, dass ich die Sicherheit auf fünfundneunzig Prozent erhöhen kann. Es gibt nämlich gewisse Indikatoren ...«
»Und Stiernmarck kommt erst am Montag nach Hause?«
»Montag gegen Mittag. Die Maschine aus Paris, Air France AF2062, landet um zehn nach zwölf. Wenn du willst, kann ich bis dahin seinen Computer vollständig klonen und wiederherstellen.«
»Seid ihr mit Blaulicht und Sirene nach Hästhagen gefahren? Und habt die Haustür eingeschlagen?«
»Was glaubst du denn?«, fragte Anderson, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Ich versuche nur, unseren Handlungsspielraum auszuloten«, entgegnete Holm todernst.
»Wir sind mit einem Zivilfahrzeug gekommen, haben ein Stück vom Haus entfernt geparkt und die Eingangstür aufgebrochen, nachdem wir die Alarmanlage gemäà den Instruktionen des Herstellers ausgeschaltet hatten. Wang Yunli hingegen hat gewisse Spuren hinterlassen. Sie hat sich im Schlafzimmer der Eheleute einen Film angesehen und Sachen aus dem Kühlschrank gegessen. Aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Nachbarn etwas bemerkt haben.«
Kerstin Holm nickte, warf erneut einen Blick auf ihre Armbanduhr und sagte: »Noch zehn Minuten bis zum Squash. Kannst du dich um eine Genehmigung kümmern, damit wir Wang Yunli vernehmen können?«
»Wir?«, fragte Jon Anderson und stand auf.
»Jorge ist gerade nach Den Haag abgereist«, erklärte Kerstin Holm. »Aber ich will Sara einweihen.«
»Du kannst ja Gedanken lesen«, sagte Anderson. »Gib mir heute noch ein wenig Zeit, damit ich den Computer weiter durchsuchen kann. Bevor ihr die Chinesin vernehmt, bekommt ihr von mir Unterlagen über alles, was sie an dem betreffenden Abend am Computer gemacht hat. Dann habt ihr etwas in der Hand.«
»Kannst du das bis drei Uhr heute Nachmittag schaffen?«
»Ja, das geht«, erwiderte Anderson, griff nach seiner Sporttasche und legte die Hand auf den Türgriff.
»Und was die Sicherheit angeht, Montagmorgen um sieben hier bei mir«, entschied Holm. »Ich will mindestens fünfundneunzig Prozent.«
Jon Anderson nickte und ging. Nach ein paar Sekunden stand er erneut im Türrahmen: »Yunli ist übrigens der Vorname«, erklärte er. »Ich habe den Fehler begangen, sie Wang zu nennen. Seitdem hat sie kein Vertrauen mehr zu mir.«
»Vergiss nicht, dich aufzuwärmen«, ermahnte ihn Kerstin Holm.
Eine Viertelstunde später saà Sara Svenhagen auf dem Besucherstuhl. Ihrer GröÃe schien er deutlich angemessener zu sein. Erstaunlicherweise hatte sie ebenfalls zwei Falten auf der Stirn.
»Also, ich bin nicht sicher ...«, sagte sie und massierte sich den Nacken.
»Ich weiÃ, was du denkst«, sagte Kerstin Holm. »Ich denke das Gleiche.«
»Ziemlich viele RegelverstöÃe, oder?«
»Aber auch viele Merkwürdigkeiten. Ich bin diese aggressiven Internetfeiglinge, ehrlich gesagt, leid. Aber das ist ja nicht das Entscheidende, und das weiÃt du auch.«
»Wenn eine Direktverbindung zur âNdrangheta besteht, dann ist das eine heiÃe Sache, da bin ich ganz deiner Meinung. Wie sagt dieser Teraldi,
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