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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Temaldi, Tevaldi immer?«
    Â»Fabio Tebaldi von der Opcop-Gruppe sagt, dass er für eine Verbindung in den inneren Kreis der ’Ndrangheta seine rechte Arschbacke hergeben würde.«
    Â»Was wahrscheinlich so oder ähnlich auch bald geschehen wird. Er hat immerhin üble Morddrohungen erhalten.«
    Â»Wir können die ganze Angelegenheit auch auf sich beruhen lassen. Wir bringen unbemerkt den Computer zurück, und Wang Yunli kann ihren Job behalten. Wir müssen sie nicht einmal als illegale Immigrantin anzeigen. Und wir vergessen Stiernmarck. Wir haben nicht gegen Regeln verstoßen, und es ist nichts passiert.«
    Â»Zum Teufel auch«, sagte Sara Svenhagen und stand so abrupt auf, dass der Besucherstuhl nach hinten flog und eine Schramme an der Tür hinterließ.
    Das war am vergangenen Freitagmorgen gewesen. Heute war Montag, und Kerstin Holm betrachtete die Schramme an der Tür mit dem merkwürdigen Gefühl, dass sie ein Zeichen war. Es war acht Uhr, sie wartete. Für einen kurzen Augenblick dachte sie ans Wochenende zurück: herrliches Frühlingswetter. Der Spaziergang mit ihrem Sohn Anders und ihrer Stieftochter Tove auf LÃ¥ngholmen und dann über Reimersholme am Årstavik entlang bis hin zum Eriksdalsbad. Das Mittagessen auf dem eigentümlichen Thaiboot, das pünktlich zum Saisonbeginn wieder geöffnet hatte. Das Telefonat mit Paul in Den Haag. Die wohltuende, entspannte Stimmung.
    Die Ruhe vor dem Sturm.
    So kann es durchaus sein, dachte sie, und im selben Augenblick schneite der Sturm in Gestalt einer winterlich gekleideten Sara Svenhagen herein.
    Â»Mein Gott, heute haben wir ja fast schon Sommer«, sagte sie, schloss die Tür hinter sich und begann, ihren vier Meter langen rosafarbenen Schal abzuwickeln und sich aus ihrem Mantel zu schälen. Dann ließ sie sich schwitzend und mit rosigen Wangen auf den Besucherstuhl vor Kerstin Holms Schreibtisch fallen, fuhr sich mit der Hand durch das kurze blonde Haar, beugte sich dienstbeflissen vor und fragte: »Ist Jon hier gewesen?«
    Kerstin Holm nickte.
    Â»Und?«, fragte Sara Svenhagen und machte eine stürmische Geste.
    Â»Mindestens fünfundneunzig«, entgegnete Holm und lehnte sich zurück. Drei unzureichend gelöschte Mails, die Verbindungen nach Italien belegen. Außerdem irgendein Kontakt ins Baltikum.«
    Â»Ins Baltikum?«
    Â»Nach Lettland. Ich erkläre es dir später. Sollen wir uns vorher die Vernehmung ansehen und sie ein wenig unter die Lupe nehmen?«
    Der Sturm, den Sara Svenhagen mitgebracht hatte, legte sich. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, lüftete ihren Pulli unter den Achselhöhlen etwas, kam langsam zur Ruhe und nickte schließlich.
    Kerstin Holm klickte den Vernehmungsfilm auf dem Computer an.
    Eine klein gewachsene Chinesin im Alter von ungefähr vierzig Jahren saß allein an einem Tisch. Die Kamera war von schräg oben auf sie gerichtet, offenbar von der Decke aus. Die Frau stützte ihr Kinn in die Hände und machte einen vollkommen niedergeschlagenen Eindruck. Als wäre die Welt untergegangen und sie ganz allein zurückgeblieben. Die Sequenz dauerte so lange an, dass man meinte, ein Standbild zu sehen.
    Dann veränderte sich mit einem Schlag die Szenerie. Die Tür wurde aufgestoßen, und drei Frauen kamen herein, eine hellhaarige, die deutlich größer war als die nachfolgende dunkelhaarige, die wiederum deutlich größer war als die dritte, die unverkennbar chinesisch aussah und eine Polizeiuniform trug. Die drei Neuankömmlinge nahmen auf der anderen Seite des Tisches Platz. Aus den Lautsprechern ertönte ein scharfes Geräusch, als die Stühle über den Betonboden schrappten. Wang Yunlis Miene blieb jedoch unverändert. Sie verharrte in exakt derselben Position, das Kinn schwer auf die Hände gestützt. Als ginge sie das alles nichts mehr an.
    Die Dunkelhaarige sagte: »Ich bin Kriminalkommissarin Kerstin Holm, das ist Kriminalinspektorin Sara Svenhagen und dies Polizeiassistentin Lin Gaoping, die für uns dolmetschen wird. Wir haben das Protokoll Ihres Berichts gelesen, Yunli, das aber auf Schwedisch und Englisch abgefasst ist. Um sicherzugehen, dass keine Missverständnisse aufgetreten sind, würden wir es gerne noch einmal in Ihrer Muttersprache durchgehen.«
    Sie verstummte, und Lin Gaoping übersetzte. Wang Yunli saß immer noch in derselben Position da,

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