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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Jobangebot unterbreitete, während er seine Pfeife paffte.
    Leider war der erwähnte Job allerdings noch reine Zukunftsmusik, wodurch Kerstin Holm zum Abwarten gezwungen war und sich praktisch gesehen noch weiter von der operativen Arbeit entfernte. Die Zeit verging. Langsam kristallisierte sich eine Struktur heraus. Eine neue internationale Gruppe formierte sich, während alle Beteiligten nebenbei weiter ihrer gewöhnlichen Arbeit nachgingen. Jedenfalls diejenigen, die die Absicht hegten mitzumachen. Jan-Olov Hultin und Viggo Norlander waren mittlerweile in Rente gegangen, und Gunnar Nyberg war auf eine griechische Insel gezogen und wurde Schriftsteller. Ein Roman befand sich offenbar bereits im Druck.
    Zurück blieben vor allem Kerstin Holm selbst und ihr Lebensgefährte Paul Hjelm, aber sie hätten nie erwartet, dass die Arbeit in dieser neuen Gruppe sie räumlich trennen würde. Andererseits hatte das einen erstaunlich positiven Effekt auf ihre Beziehung. Denn wenn sie sich trafen, sprühten zwischen ihnen wirklich Funken. Blieb nur die Frage, ob es ihnen auch gelingen würde, wieder zusammenzuarbeiten – es war immerhin lange her. Damals waren sie noch kein Paar gewesen, und zwischen der Opcop-Gruppe in Den Haag und den nationalen Opcop-Einheiten hatte es bisher noch keinen näheren Kontakt gegeben.
    Zu diesem Zeitpunkt, an diesem frühen Freitagmorgen, hatte sie immer noch keine Ahnung, wie das alles funktionieren sollte. Arto Söderstedt und Paul Hjelm saßen in Den Haag, sie selbst, Sara Svenhagen und Jorge Chavez in Stockholm, und wie der Kontakt zwischen ihnen genau vonstattengehen sollte, war merkwürdig nebulös.
    Es gab außerdem noch zwei weitere Mitglieder der ehemaligen A-Gruppe. Lena Lindberg hatte einen Pfarrer geheiratet und eine Tochter bekommen, sie befand sich nun bis auf Weiteres in Elternzeit. Und dann war da noch ... sie suchte nach wie vor nach irgendetwas, womit sie sich ihre klitschnassen Haare abtrocknen konnte. In dem Moment klopfte es an der Tür.
    Â»Komm rein«, sagte sie.
    Kriminalkommissar Jon Anderson von der Abteilung Internetkriminalität der Reichskriminalpolizei trat ein, die Stirn in tiefe Falten gezogen.
    Â»Und dann war da noch Jon!«, rief sie spontan aus, ging zur Tür und umarmte das zehnte und letzte ehemalige Mitglied der A-Gruppe. Erst als sie sich mit ihrem platschnassen Haarschopf gegen sein gentlemanwürdiges Tweedjackett lehnte, wurde ihr wieder bewusst, wie groß er war. Sie fasste ihn an den Armen, trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn. Unterhalb seines Brustkorbs zeichnete sich ein großer dunkler Fleck ab. Etwas zerstreut begann sie, darüberzuwischen, als ob ein paar Handbewegungen ihn wegzaubern könnten. Sie wusste, wie sehr er auf seine Kleidung achtete.
    Aber er schien den Fleck zu ignorieren, stellte seine Sporttasche auf den Fußboden, fischte ein Handtuch heraus und reichte es ihr mit einem Lächeln. Die Falten auf seiner Stirn blieben allerdings.
    Â»Morgensquash«, sagte er nur. »Und keine Angst, es ist unbenutzt. Ich habe den Termin auf später verschoben.«
    Â»Weil du mich offenbar um jeden Preis vorher treffen wolltest«, ergänzte Kerstin Holm und frottierte sich dankbar die Haare.
    Â»Du musst eine Detektivin sein«, entgegnete Jon Anderson mit dem gleichen leicht schiefen Lächeln.
    Â»Und die Detektivin stellt darüber hinaus fest, dass du absolut trocken bist«, sagte sie, den Kopf unter dem Handtuch. »Oder zumindest warst, bis eine ältere Dame dir einen nassen Fleck verpasst hat. Was angesichts des Aprilwetters draußen bedeutet, dass du entweder extrem früh gekommen sein musst oder hier übernachtet hast. Wann beginnt das Spiel?«
    Â»Um neun.« Anderson lachte, während die Falten auf seiner Nasenwurzel nahezu völlig verschwanden.
    Â»In einer Dreiviertelstunde also«, stellte Kerstin Holm mit dem Blick auf die Uhr fest. »Reicht die Zeit?«
    Â»Gerade so«, antwortete Anderson.
    Sie lachte auf und gab ihm mit einem Nicken das Handtuch zurück. Während sie zu ihrem Platz hinter dem Schreibtisch ging, machte sie eine kleine Geste in Richtung des Besucherstuhls, der davor stand. Anderson faltete das Handtuch sorgfältig zusammen und legte es zuoberst in seine Tasche, bevor er sich setzte.
    Â»Es ist also etwas Wichtiges geschehen«, sagte Kerstin Holm, »was außerdem mit Europol

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