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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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drastische Codewörter wie ›morden‹, ›vergewaltigen‹ oder ›Kinderpornografie‹. Aber das, was gestern Abend geschehen ist, hat mich veranlasst zu handeln. Denn die Kategorien haben sich plötzlich überschnitten. Einer der Internetmobber hat nämlich angefangen, auf Kinderpornografieseiten zu surfen.«
    Â»Klingt dennoch so, als hätte es wenig mit den Arbeitsbereichen von Europol zu tun.«
    Â»Es war ziemlich merkwürdig, und ich habe beschlossen zuzugreifen. Man kann ja auch ohne die RaV in solchen Fällen agieren, notfalls muss man eben herumtricksen. Aber als wir dort ankamen, saß da keineswegs der Internetmobber selbst am Computer, sondern eine eingeschlossene chinesische Putzfrau namens Wang Yunli.«
    Â»Die auf der Suche nach Kinderpornografie im Internet gesurft hat?«
    Â»Mysteriös, oder? Hier, du kannst meine Vernehmungsunterlagen lesen. Du liest ja schnell.«
    Anderson reichte ihr ein paar zusammengeheftete Aktenblätter über den Schreibtisch. Holm nahm sie entgegen und überflog sie rasch.
    Â»Keine besonderen Auffälligkeiten, oder?«, fragte sie nach ein paar Minuten. »Ist sie wirklich so unschuldig, wie sie wirkte? Eingeschlossen, die Alarmanlage, Angst, ihren Job zu verlieren. Da entschließt sie sich, über Nacht zu bleiben, bis sich die Alarmanlage ausschaltet, und wirft in der Zwischenzeit einen Blick in den nicht ausgeschalteten Computer?«
    Â»Eigentlich spricht nichts dagegen«, antwortete Jon Anderson. »Aber ihr Schwedisch ist absolut mies, und dennoch hat sie den komplizierten Begriff ›Kinderpornografie‹ problemlos in die Suchmaschine eingetippt. Richtig buchstabiert und alles.«
    Â»Und dazu erklärt, Zitat: ›Es muss irgendwie von selber aufgetaucht sein.‹ Kann es so gewesen sein?«
    Â»Ja, in der Tat. Die Suchmaschine, die unser Internetmobber Carl-Henric Stiernmarck benutzt, schreibt automatisch zuvor gesuchte Begriffe zu Ende, wenn man beginnt, sie einzutippen. Ich habe bis jetzt allerdings noch nicht ausmachen können, wann das Wort zum ersten Mal eingegeben wurde.«
    Â»Stiernmarck, Adresse Hästhagen, Järla sjö, mit schwarzarbeitender Putzfrau und einer Villa, befindet sich für ein langes Wochenende in Paris – ist es voreingenommen, wenn ich in Kategorien der Oberklasse denke?«
    Â»Absolut«, entgegnete Jon Anderson. »Und zugleich vollständig korrekt. Carl-Henric Stiernmarck ist Direktor und Besitzer einer exklusiven Möbelfabrik, die allerdings mit der Finanzkrise ziemlich unter Druck geraten ist. Er fand offenbar ein Ventil für seine Frustration, indem er Hassmails an hochrangige weibliche Politiker geschickt hat. Einer der Damen wurde es schließlich zu bunt. Sie zeigte ihn an und erklärte uns gegenüber, dass sie nicht das Geringste dagegen hätte, wenn wir die RaV einschalten würden, um ihn festzusetzen.«
    Â»Aber dann hat die Konjunktur wieder Aufschwung bekommen ...«
    Â»Und die Hassmails haben aufgehört, erneut eine korrekte Schlussfolgerung, liebe ehemalige Chefin.«
    Â»Und wie lange habt ihr Stiernmarck ›getestet‹?«
    Â»Lediglich zwei Tage. Ich habe allerdings nicht vor, ihn deswegen aus Paris zurückzuholen. Wir gewinnen nichts damit, wenn die Sache aufgeblasen wird und sich zu einem gigantischen Rechtsfall entwickelt.«
    Â»Also ist das Ganze eher ein ziemlicher Scheißkram ...«
    Â»Na ja. Zum einen bin ich rein instinktiv der Auffassung, dass Kinderpornografie niemals bloß Scheißkram ist. Tja, und zum anderen habe ich noch etwas anderes gefunden. Es war gut, dass er verreist ist, dadurch hatte ich etwas Zeit, seinen Computer zu durchsuchen.«
    Â»Du hast ihn also beschlagnahmt?«
    Â»Ja, doch, oder wie man es nennen soll ...«
    Â»Es gibt, ehrlich gesagt, keine andere Formulierung«, erklärte Kerstin Holm. »Aber ich warte immer noch auf den springenden Punkt. Die Verbindung zu Europol. Was hast du also noch gefunden?«
    Jon Anderson wand sich ein wenig auf seinem Stuhl. Das Bewegungsmuster des Unbehagens.
    Â»Ja, also«, sagte er schließlich, »ich finde, es sieht zum Teufel noch mal ganz danach aus, als besäße Carl-Henric Stiernmarck Kontakte zur Mafia.«
    Â»Wie, zu den Russen?«
    Â»Nein, zur italienischen Mafia. Der Camorra, der ’Ndrangheta oder einer nahestehenden Organisation.«
    Kerstin Holm beugte sich

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