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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eigentlich nach einem langen harten Tag im
Büro zu Hause erwarten sollte — und es nie tut.
    Ihre Lippen formten ein O des
Erstaunens, während sie mich anstarrte. »Ich habe einen anderen erwartet«,
sagte sie verdutzt.
    »Wallace J. Miller?« erkundigte
ich mich.
    »Wenn Sie einer von Johnnies
Jungens sind«, fuhr sie mich an, »so können Sie ihm sagen, daß ich...«
    »Ich bin Lieutenant Wheeler«,
unterbrach ich sie, »vom Büro des Sheriffs.«
    Ihre Lippen formten erneut
dieses O. Es war reizend, und deshalb tat sie das wohl auch die ganze Zeit.
    »Ich wollte mich mit Ihnen über
Miller unterhalten«, sagte ich.
    »Wollen Sie nicht
hereinkommen?«
    Ich folgte ihr in die Wohnung,
warf meinen Hut auf einen kleinen Tisch, ließ mich in den danebenstehenden
Sessel plumpsen und zündete mir eine Zigarette an. Rita Keighley beobachtete mich mit finster drohendem Gesichtsausdruck.
    »Haben Sie vor, lange zu
bleiben, Lieutenant?« fragte sie.
    »Eine Weile«, sagte ich
leichthin. »Es gibt so viele Fragen. — Wollen Sie sich vielleicht erst fertig
anziehen?«
    »Nun — vielen Dank, Lieutenant!«
    Sie bückte sich, faßte mit
beiden Händen den Saum ihres Unterrocks, richtete sich wieder auf, zog ihn über
den Kopf und ließ ihn achtlos auf die Couch fallen. Darunter trug sie einen
weißen Büstenhalter und ein pfirsichfarbenes Höschen, das zum Unterrock paßte . Vielleicht hatte die tränenlose Witwe recht, und
Rita Keighley war wirklich Striptease-Tänzerin.
    »Zufällig«, sagte sie schroff,
»wollte ich mich nämlich eben duschen und habe mich deshalb ausgezogen.«
    »Das tun vermutlich die meisten
Leute in diesem Fall«, sagte ich höflich. »Nur weiter — lassen Sie sich nicht
stören.«
    Ihre Hände griffen nach hinten
und lösten den Verschluß des Büstenhalters. Die
Schulterbänder glitten über ihre Oberarme herab, und der Büstenhalter fiel auf
den Unterrock. Wie die Presseagenten schon immer sagen: Busen sind immer
Knüller — und der ihre war in jeder Hinsicht Schlagzeilen-Qualität für die
erste Seite.
    »Sie könnten übrigens die
Dusche für mich anstellen«, sagte sie nervös. »Sitzen Sie doch nicht einfach
herum!«
    Ihre Finger hakten sich im
Gummiband ihrer Höschen ein — und blieben dort.
    »Na?« fragte sie.
    »Na schön, okay.« Ich stand
zögernd auf. »Bestehen Sie unbedingt darauf?«
    »Unbedingt.«
    Ich ging zur Badezimmertür,
stieß sie auf und trat ein. Das war ein Fehler — aber in diesem Augenblick war
das letzte, woran ich dachte, ein Badezimmer. Ich war zu sehr mit der
Überlegung beschäftigt, ob ich warten sollte, bis sie wieder angezogen war, und
dann meine Fragen stellen oder ob ich ihrer Duschaktion beiwohnen und dabei
vielleicht versuchen sollte, ein paar hübsche eindeutige Antworten zu erhalten.
So oder so war es eine rein akademische Frage, denn irgend
jemand gab der Situation eine völlig neue Wendung, indem er die Decke
auf meinen Kopf fallen ließ.
    In den fünf Sekunden, die ich
brauchte, um meine Augen wieder zu öffnen, wurde mir klar, daß ich mit einem
dumpfen Aufprall auf dem Boden aufgeschlagen war, denn der ebenso dumpfe
Schmerz in meinem Hinterkopf paßte genau dazu. Die
Wohnung war leer, was nicht weiter überraschend war, aber nachdem ich mühsam
wieder auf die Füße gekommen war, sah ich, daß Ritas Büstenhalter und Unterrock
noch immer auf der Couch lagen, und das verblüffte mich. Ich hoffte um
ihretwillen, daß es draußen nicht zu kühl war. In jedem Fall würde ich keine
allzu große Mühe haben, sie wiederzufinden — welcher Augenzeuge würde wohl ein
ausschließlich mit einem Höschen bekleidetes, den Häuserblock entlangrennendes
Mädchen vergessen?
    Ich fand in der Küche etwas
Aspirin und nahm zwei Tabletten in einem Glas Wasser ein. Dann zündete ich eine
Zigarette an und ging leise ins Wohnzimmer zurück. Die Kommode schien mir das Nächstliegende
zu sein, also begann ich bei ihr. Abgesehen von der Tatsache, daß Ritas
Geschmack in Sachen Unterwäsche einen leicht exotischen Einschlag zu haben
schien, enthüllte die oberste Schublade keinerlei weitere Geheimnisse, ebensowenig die zweite. Aber die unterste Schublade
enthielt zwei interessante Fotos.
    Auf dem ersten war ein
lächelnder Wallace J. Miller zu sehen und außerdem die gekritzelte Inschrift: Meiner liebsten Rita von ihrem Wally. Und er mußte es auch noch ernst gemeint haben, dafür bot das sechsstellige
Vermächtnis genügend Beweise. Auf dem zweiten Foto stand die Inschrift:

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