Gift vom Mars
naturwissenschaftlichen Studien?«
»Nun, ein paar Chemiekurse und einen Zoologiekurs.«
»Aha. Ich hatte gedacht, daß Mr. Makian vielleicht erlauben würde, daß Sie mir im Labor helfen. Viel würde das ja nicht nützen, da Sie keine wissenschaftliche Ausbildung haben, aber jedenfalls wäre das etwas Besseres als die Arbeit, die Hennes Ihnen geben würde.«
»Vielen Dank, Mr. Benson. Und was ist mit den Marsianern?«
»Oh, ja. Es ist ganz einfach. Sie wußten das vielleicht noch nicht, aber unter der Oberfläche des Mars gibt es ausgedehnte Höhlen, vielleicht in ein paar Meilen Tiefe. Die Seismographen haben das bewiesen. Manche Leute behaupten, daß diese Höhlen einfach natürliche Wasseradern waren – zu der Zeit, als der Mars noch Ozeane hatte – aber dann hat man wieder Strahlungen aufgefangen, die von dorther kommen und die auf irgendwelche intelligente Wesen deuten.
Wenn man sich das einmal überlegt, klingt das ganz vernünftig. In der Jugend des Planeten waren genügend Wasser und Sauerstoff vorhanden, um Leben zu erhalten, aber bei der geringen Schwerkraft, die wir hier haben, diffundierten die beiden Stoffe bald ins All. Wenn es intelligente Marsianer gegeben hat, müssen sie das vorhergesehen haben. Vielleicht haben sie riesige Kavernen gebaut, um sich einmal dorthin zurückzuziehen. Wenn Sie jetzt annehmen, daß diese Marsianer festgestellt haben, daß auf der Oberfläche ihres Planeten wieder intelligentes Leben herrscht – Leben von einem anderen Planeten –, dann kann man sich leicht vorstellen, daß sie damit nicht einverstanden sind. Was wir also Lebensmittelvergiftung nennen, könnte ebensogut eine Art von Bakterienkrieg sein.«
David nickte langsam. »Ja, ich glaube, ich verstehe.«
»Aber würden die Syndikate das auch verstehen? Oder der Rat der Wissenschaften? Aber egal – Sie werden bald mit mir zusammenarbeiten, und vielleicht gelingt es uns dann gemeinsam, sie zu überzeugen.«
Er lächelte und hielt David die Hand hin, die dieser ergriff.
»Ich glaube, jetzt wird man Sie hinauslassen«, sagte Benson.
5.
Und das taten sie auch, und jetzt bekam David zum ersten Mal Gelegenheit, eine marsianische Farm zu sehen. Sie war natürlich ebenso mit einer Kuppel überdacht wie die Stadt. Die größte Höhe der Kuppel betrug vielleicht dreißig Meter, und man konnte das durchsichtige Bauwerk in allen Einzelheiten sehen. Insgesamt bedeckte es eine Fläche von einer halben Quadratmeile.
Nach dem ersten Abend hatte David freilich wenig Zeit, seine Beobachtungen fortzusetzen. Die ganze Farmkuppel schien voll von Männern zu sein, und alle wollten ihre drei Mahlzeiten am Tag. Besonders am Abend, wenn das Tagwerk getan war, schien ihr Appetit kein Ende zu kennen. Und dann stand er immer unbewegt an der Essensausgabe, während die Farmboys mit ihren Plastiktellern an ihm vorbeidefilierten. Die Plastikteller wurden, wie David schließlich herausfand, speziell für den Gebrauch auf marsianischen Farmen hergestellt. Die Wärme einer menschlichen Hand reichte aus, um sie biegsam zu machen, und so konnte man sie um das Essen hüllen, wenn man Nahrung in die Wüste hinaustragen mußte. In diesem Zustand hielten sie das Essen warm und den Sand fern. Unter der Farmkuppel konnte man sie dann wieder glätten und in üblicher Weise benutzen.
Die Farmboys achteten wenig auf David. Nur Bigman, dessen schlanke Gestalt zwischen den Tischen hin und her huschte, wenn er die Salzstreuer auffüllte oder Suppenwürze brachte, winkte ihm manchmal zu. Diese Arbeit war für den Stolz des Kleinen ein schwerer Schlag, aber er ertrug es mit philosophischer Ruhe.
»Es ist ja nur für einen Monat«, hatte er einmal in der Küche erklärt, als sie das Essen vorbereiteten und der Chefkoch sie ein paar Minuten allein gelassen hatte. »Die meisten Leute hier wissen ja, was los ist, und machen es mir nicht schwer. Natürlich sind da auch Griswold, Zukis und deren Freunde – aber das ist mir egal. Die paar Wochen werde ich schon überstehen.«
Und ein andermal sagte er: »Machen Sie sich nichts daraus, daß die Boys Sie nicht mögen. Die wissen, daß Sie von der Erde kommen, aber im Gegensatz zu mir wissen die nicht, daß Sie für einen Erdmenschen ein feiner Kerl sind. Hennes ist die ganze Zeit hinter mir her, und wenn er nicht da ist, dann Griswold, um aufzupassen, daß ich nicht mit denen rede, sonst hätten die es schon von mir erfahren. Aber die kriegen das schon auch noch spitz.«
Doch das dauerte. Für
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