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Giftiges Grün

Giftiges Grün

Titel: Giftiges Grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsemarie Maletzke
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am Hosenboden abzuwischen, und ein bis über die Ellenbogen aufgekrempeltes kariertes Hemd. Seine Hände waren groß, sein Haar lang und von grauen Fäden durchzogen. Man sah ihm an, dass er viel an der frischen Luft war.
    »Ich bin Johann Gerswiller«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich vorhin so unhöflich war.«
    Lina sah an Bertas Lächeln und der Geste, mit der sie ihre Frisur aufstellte, dass der Gärtner Gerswiller ihr gefiel und sie sich gerne länger mit ihm unterhalten würde. Hört das denn nie auf? dachte sie.
    »Sehr erfreut. Berta Weil. Meine Tochter Lina kennen Sie ja von früher. Wir haben einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit gemacht.« Ihr Ärger war spurlos verflogen; sie wirkte wohlig erregt, und da sie nun mit einem von der Zunft sprach, fuhr sie in einem Ton fort, der vertraulich und nur entfernt nach Rüge klang: »Das muss eine herrliche Anlage gewesen sein. Ich sehe, sie hatten Päonien.«
    »Oh ja, die haben wir immer noch, eine ganze Böschung voll, sowohl officinalis als auch tenuifolia.« Mit ausgestrecktem Arm beschrieb er einen Halbkreis um die verwilderte Scholle. Berta Weil sah ihn an, als wolle sie sagen: Und, wo sind sie? Warum unternehmen Sie nichts, junger Mann?! Gerswiller lächelte, als habe er sie völlig verstanden.
    »Es sind über zwei Hektar Ziergarten – ohne den Park und das Arboretum. Ich habe weder den Auftrag noch die Befugnis, mich um die Pfingstrosen zu kümmern. Als Madame Bruant Buchfinkenschlag verließ, sorgte sie freundlicherweise für ihr Personal. Ich wohne da unten in dem kleinen Haus«, – er winkte in den Park hinein – »und kann gerade so viel tun, dass die Wildnis nicht über mir zusammenschlägt.« Er schaute Lina an und sie errötete, weil er sie dabei ertappt hatte, wie sie seinen braunen Arm und seine kräftigen Handgelenke betrachtet hatte. Sein Lächeln war ebenso heiter wie herausfordernd; dabei bildete sich ein Grübchen in der langen Falte seiner linken Wange. Sieh an, dachte Lina, ich bin für den Charme der Gärtner auch nicht unempfänglich.
    »Wann ist Madame Bruant ausgezogen«, fragte sie. »Steht das Haus seitdem leer? Für mich sieht es aus, als hätte da drinnen jemand alles mutwillig kurz und klein geschlagen.«
    »Madame Bruant ist weggezogen, nachdem ihre Tochter hier verunglückt ist. Sie sind doch wegen des Unglücks gekommen, oder? Gestern war schon ein Herr in dieser Sache da, Ihr Cousin, Herr Eilemann. Er hat mich das Gleiche gefragt. Wie kommt es plötzlich zu diesem wieder erwachten Interesse?«
    Lina spürte den Wechsel der Tonart. Und Horst Knatterton Eilemann suchte also auch nach Tante Rose. War das seine heiße Spur? Doch bestimmt hatte er Gerswiller nichts von dem Testament erzählt und dass er hinter dreißigtausend Euro her war.
    »Sie kennen meinen Cousin?«
    »Ich habe seine Mutter gekannt. Sie kam oft zu Besuch. Aber warum sind Sie hier?«
    »Mein Onkel Heinrich ist vor kurzem gestorben«, sagte Lina. »Er war überzeugt, dass der Tod von Marion Bruant kein Unfall war, und wünschte, dass seine Familie die Sache aufklärt.«
    »Ja?«, sagte Gerswiller. So weit war er also auch im Bilde.
    »Wir wollten Frau Weil besuchen – Madame Bruant, also, meine Tante. Wir hatten gehofft, dass sie noch immer hier wohnt,« fuhr Lina fort, der sein Schweigen den Wind aus den Segeln nahm.
    »Und weil Heinrich Weil sich nicht mehr nach Buchfinkenschlag getraut hat, wollen Sie nun mit Madame Bruants Hilfe ein Unglück aufklären, das über dreißig Jahre zurückliegt?«
    »Sich nicht getraut?«, erwiderte Lina empört. »Sie hat ihm ja das Haus verboten. Sie hat ihn praktisch fortgejagt.«
    »Ach ja? Hat er auch gesagt, warum?«
    »Nicht streiten!«, rief Berta Weil, »ganz sicher wollte mein Schwager Madame Bruant mit seinen letzten Worten nur sagen, dass ihn an dem furchtbaren Unglück keine Schuld trifft.«
    »Allmächtiger!«, sagte Gerswiller und schaute die beiden Frauen an wie der Pfarrer, der den Konfirmanden die Sünde erklären soll. »Was ist denn das für eine Geschichte?« Sein Blick hielt Linas Augen fest. »Ich erzähle Ihnen eine andere, wenn es Sie interessiert. Haben Sie Lust, einen Tee bei mir zu trinken?« Ihre Mutter war wieder die Schnellere.
    »Das wäre nett. Wir kommen gerne.« Hinter seinem Rücken beschied sie Lina mit einem Kopfrucken, nicht herumzustehen, nahm ihren Arm und beide folgten Johann Gerswiller durch den restlichen Garten, auf einen Weg, der an den Ruinen von Backsteinhäusern mit

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