Giftiges Wasser
zurück und entschloss sich endgültig, Ruth nun doch sympathisch zu finden.
Sie setzten sich ins Auto. Peter übernahm das Steuer. »Was nun?«, fragte er unschlüssig.
»Man müsste wissen, wo Alysia gewohnt hat«, überlegte Bob laut.
»Wissen wir aber nicht«, gab Justus zurück. Er war müde und wollte am liebsten ins Bett. »Wir sollten den Brief mit unseren Schriftproben vergleichen und alles Weitere auf morgen verschieben. Außerdem haben wir noch diese ganze Mappe.« Er klopfte auf die Unterlagen, die Ruth und Chosmo ihnen überlassen hatten.
Auch Bob und Peter waren für die Rückkehr in die Jugendherberge. Sicher chauffierte sie der Zweite Detektiv durch die belebte Stadt. Sie holten noch drei Flaschen Limo aus der Küche, gingen auf ihr Zimmer und breiteten die Briefkopien und alle Schriftproben auf dem oberen Stockbett aus. Das Licht war nicht besonders gut. Bob montierte kurzerhand die gläserne Kugel der Deckenlampe ab.
Im hellen Schein der nackten Glühbirne brauchten sie nicht lange, um die Übereinstimmungen im Schriftbild zu erkennen, die es zwischen einer ihrer Schriftproben und der ersten Hälfte des Erpresserbriefs gab.
»Das haben wir auf diesem seltenen Exemplar aus Frankreich getippt«, erinnerte Justus. Immerhin, hatte der Mann im Laden erzählt, war davon in Sedona im Laufe der Jahre ein gutes Dutzend verkauft worden. Die höheren i-Punkte des zweiten Briefteils konnten sie jedoch auf keiner der Schriftproben entdecken.
Während Peter und Bob auf dem Boden lümmelten, um in den Unterlagen zu schmökern, machte es sich Justus auf seinem Bett bequem und starrte weiterhin auf den Erpresserbrief.
»Kommt mir französisch vor«, sagte er nach einiger Zeit.
»Spanisch«, warf Bob ein, »du meinst wohl spanisch.«
»Sehr witzig.« Justus setzte sich auf und sah von oben auf die beiden Freunde herab. Er ließ sich nicht beirren. »… nicht erfüllt werden, fällt das fête de la musique aus«, murmelte er. Mit einem Satz sprang er auf. »Natürlich«, rief er, »das ist es! Überall, in der ganzen Stadt, hängen die Plakate für das Konzert. In allen möglichen Sprachen steht in Kinderschrift das Wort ›Musikfest‹ darauf zu lesen. Sogar in Japanisch, Chinesisch und in Wer-weiß-was.«
Bob wollte ihn fragen, woher er das wisse und ob er neuerdings auch dieser asiatischen Sprachen mächtig sei, hielt sich dann aber zurück.
»Die französische Form auf den Plakaten ist falsch«, sagte Justus mit großer Bestimmtheit. »Das ist mir schon gestern Abend aufgefallen. Bei ›fête‹ fehlt das Dach über dem ersten ›e‹. Nur unser Erpresser, der schreibt es richtig.«
Jetzt hatte sich auch Bob erhoben. Seit zwei Jahren lernten sie in der High School Französisch. Allerdings mit durchaus wechselndem Erfolg.
»Also ist der Erpresser Franzose«, resümierte Peter, »oder er hat im Unterricht besser aufgepasst als ich.«
»Und ich«, ergänzte Bob. »Mir wäre das im Leben nicht aufgefallen.«
»Na, da werde ich wohl gleich nach den Ferien Monsieur Franklin einige diskrete Hinweise auf das äußerst dürftige Leistungsvermögen der Schüler Peter Shaw und Bob Andrews geben müssen«, zog Justus die Freunde auf.
Sie schwiegen eine Weile. Bob und Peter vertieften sich wieder in Alysias Serie und die Berichte über Walton. Einige waren bebildert.
»Bisher kennen wir nur einen einzigen Franzosen«, nahm Peter den Faden wieder auf, »Mister Jaubert.«
»Aber das kann doch nun wirklich nicht der Erpresser sein«, warf Bob ein. Justus gab ihm recht.
»Ihr habt Hank vergessen, der hatte doch auch einen Akzent«, schaltete sich Peter ein. »Und außerdem, diese ganze Familie Hancock hat etwas Französisches, jedenfalls was die Vornamen betrifft.«
»Das ist wahr«, sagte Justus langsam. Unauffällig massierte er sich die hartnäckig schmerzende Schulter und wunderte sich, dass ihn die beiden noch nicht wieder dazu gelöchert hatten.
»Hier«, staunte Peter, »das müsst ihr lesen. Alysia hatte eine Reportage über den Wasserverbrauch in Arizona geschrieben.«
»Hört, hört«, meinte Justus spitz, »im Flugzeug habt ihr euch noch über mich lustig gemacht.«
Peter überging den Einwurf. »Sehr spannend ist das. Über 100 Pumpen transportieren seit 1991 Wasser über 500 Kilometer weit aus dem Colorado nach Phoenix.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ihr glaubt nicht, was dieses Bauwerk gekostet hat.«
Jetzt beugte sich auch Bob über den Artikel. »Die Welt ist verrückt«, sagte er
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