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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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an Lys in Rocky Beach. Die bewunderte er, weil sie so hinreißend aussah und schon eine bekannte Schauspielerin war, bevor sie wieder zurück aufs College ging. Und Lys bewunderte ihn, weil er so viel im Kopf hatte, wie sie immer sagte. Ruth war anders, irgendwie kämpferisch und herausfordernd. Das kannte er sonst nur von Jungs.
    Sie stiegen in den Honda. Über der Stadt lag ein seltsamer Dunst. »Alysia schreibt, das kommt vom vielen Bewässern«, knüpfte Bob an die Unterhaltung des vergangenen Abends an. »Es gibt zu viele Golfplätze und Swimmingpools.«
    »Und bewässerte Baumwollfelder«, ergänzte Justus.
    Bob hatte sowohl die Karte des Wasserleitungssystems als auch den Stadtplan eingesteckt und dirigierte Peter ohne Umwege in die M-Street. Sie parkten den Wagen gut zweihundert Meter vor dem Haus, um nicht aufzufallen. Auf der Straße war niemand zu sehen.
    Als sie die drei Stufen zum Hauseingang hinaufstiegen, schlug es vom Glockenturm sieben Uhr. An vielen Fenstern waren noch die Jalousien heruntergezogen, nicht so im Erdgeschoss auf der linken Seite.
    Justus drückte die Klingel. Sie warteten gespannt. Nichts rührte sich. Er läutete noch einmal. Wieder nichts.
    Peter beobachtete die Straße. Dann legte er seinen Zeigefinger auf die Lippen und deutete zum Balkon. Der war nur gut eineinhalb Meter über der Straße.
    »Ich will nur mal ’nen Blick hineinwerfen«, sagte Peter leise. »Ihr passt auf, dass niemand kommt.«
    Sie gingen die wenigen Schritte zurück zum Gehweg. Peter schwang sich mit einem eleganten Klimmzug über die Brüstung.
    Sofort heulte eine Sirene auf.
    »Verdammter Mist!«, rief Bob. Peter flankte formvollendet über die Balkonbrüstung, und im Trab machten sich die drei ??? davon.
    »Langsamer«, zischte Justus, »nicht zu auffällig.«
    Bald hatten sie den gelben Honda erreicht. Verstohlen sahen sie sich um. Noch immer war niemand auf der Straße, trotz des anhaltenden Sirenengeheuls.
    »Wir gehen einfach weiter«, kommandierte Justus. »René ist entweder nicht da oder er will nicht aufmachen. Auf jeden Fall muss einer von uns das Haus im Auge behalten.« Bob und Peter nickten.
    Nach etwa 500 Metern machten sie an einer alten Parkbank unter einigen Platanen halt, um den Gang der Dinge aus sicherer Entfernung zu beobachten. Einige Rollläden waren mittlerweile hochgegangen, aber niemand kümmerte sich um die drei Jungs.
    Justus wollte von Peter wissen, ob er überhaupt etwas gesehen hatte in der Wohnung.
    »Fast nichts. Es war ziemlich dunkel in der Wohnung. Bis auf diese –« Er stockte.
    »Bis auf was?«
    »Am Kleiderständer hing ein merkwürdiges Ding. Sah aus wie, na ja – wie eine Maske.«
    »Eine was?« Justus sah ihn erstaunt an.
    »Eine Maske«, antwortete Peter und kratzte sich am Kopf. »Könnte aus ›Cats‹ stammen. Aber das Ding glänzte so komisch.«
    »Cats?« Bob begriff nicht gleich.
    Peter erinnerte ihn an das Musical, das sie vor zwei Jahren zusammen mit Kelly und Elizabeth gesehen hatten, in dem die Tänzer mit Streifen und Linien so geschminkt waren wie Katzen.
    »Mit Streifen und Linien«, wiederholte Justus leise. Er zupfte an der Lippe, dann klatschte er in die Hände. »Das war keine Maske«, sagte er bestimmt. »Das war der rote Helm des Motorradfahrers von gestern Abend. Ich hab ihn ganz genau gesehen.«
    In der Ferne erstarb endlich die Sirene.
    »Wir gehen zu Marcel«, kommandierte Justus und tippte Bob auf die Brust. »Du, Peter, kümmerst dich um René.«
    »Und das Auto?«
    »Das behältst du, damit du ihm auf den Fersen bleiben kannst, wenn er das Haus verlässt. Wenn nicht, treffen wir uns in einer Stunde hier an der Bank.« Justus gab Peter einen aufmunternden Klaps. »Same time, same station, okay?«
    Erst als sie ihre Uhren verglichen, merkte er, dass er Ruth imitiert hatte. Er schüttelte unwillig den Kopf und hoffte, dass die beiden es nicht mitbekommen hatten. Aber er vermied es, sie anzusehen.
    Justus und Bob sahen Peter nach, wie er die M-Street nach Norden hinaufging, dann bogen sie in eine Seitengasse Richtung K-Street ein. Einige Schulkinder liefen ihnen über den Weg, zwei Frauen machten sich auf zum Einkauf.
    Justus musste unentwegt an den Motorradhelm denken. Dieser Fall war wie ein Puzzle. Er hatte das Gefühl, dass sie schon bald einige entscheidende Teile finden würden.
    »Vielleicht haben wir uns übernommen. Jedenfalls mit der Idee, den Fall im Handumdrehen zu lösen«, erriet Bob seine Gedanken, als sie auf das

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