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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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gingen sie zur Bar, um auf dem Riesenbildschirm die Nachrichtensendung der örtlichen TV-Station zu verfolgen.
    Es war mindestens genauso laut und voll in dem Lokal wie am Abend zuvor. Als aber das Zeitzeichen acht Uhr signalisierte, ebbte der Lärmpegel schlagartig ab. »Pssst«, zischten die Gäste und die Hälse reckten sich.
    Eine Nachrichtensprecherin teilte die bereits bekannten Fakten mit. Drei Mal hatte sich der Erpresser bisher gemeldet, immer nach dem gleichen Muster. Weder der Weg des Briefes noch der Ort der Anrufe konnten bisher rekonstruiert werden. Dann folgte eine Livereportage aus dem Rathaus, die ein junger Mann mit dem Satz »Es gibt noch immer keine heiße Spur« begann. Als dann auch noch van Well interviewt wurde, kehrten die drei an ihren Tisch zurück.
    »Entweder die wissen wirklich nicht viel mehr …«, sagte Justus und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    »… oder sie behalten für sich, was sie wissen«, ergänzte Peter. »Ich tippe auf Letzteres.«
    Eine Kellnerin brachte Orangensaft und Cracker, über die sich Bob und Peter sofort hermachten.
    Justus massierte seine Schulter. Die beiden anderen beobachteten ihn verstohlen.
    »Wenn Mister Unbekannt …«
    »Bevor wir uns mit Mister Unbekannt befassen«, unterbrach ihn Peter kauend, »wollen wir von dir wissen, was los ist, und zwar ohne Ausflüchte.«
    Bob nickte heftig. »Irgendetwas verheimlichst du doch«, sagte er mit einem leisen Vorwurf in der Stimme, »und damit ist jetzt Schluss.«
    Der Erste Detektiv rutschte verlegen auf seinem Sitz hin und her. Er merkte, dass er rot wurde, so erwartungsvoll und streng sahen ihn Peter und Bob an.
    »Hi«, war plötzlich hinter ihnen eine bekannte Stimme zu vernehmen. Und schon klopfte Chosmo zur Begrüßung mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. Justus war erleichtert. Noch blieb es ihm erspart, von seiner unerfreulichen und wenig rühmlichen Begegnung mit einigen wehrhaften Kakteen zu berichten.
    »Ich bin okay«, stieß er leise hervor. Bob und Peter verzogen ungläubig die Miene, verzichteten aber für den Moment auf weitere Fragen.
    Ruth kam hinzu und legte eine dicke Mappe auf den Tisch. »Wie bestellt.« In knappen Sätzen berichtete sie, dass sie und Chosmo hinter dem Rücken von Mister Rosenblatt Alysias Serie und noch ein paar andere Reportagen von ihr kopiert hatten. Und sie konnte einiges über Hendrik Walton, einen Großindustriellen aus Flagstaff, in Erfahrung bringen, der als Mäzen auch das Musikfestival unterstützte. Vor vier Jahren hatte er eine der modernsten Fabriken Arizonas an den Stadtrand von Sedona gestellt.
    »Verarbeitet wird Baumwolle«, erzählte Ruth weiter, »und zwar zu hochmodernen Industriefiltern. Für Heizkraftwerke, Müllverbrennungen und so weiter. Es gibt aber auch Gerüchte, dass Walton da draußen an der Entwicklung einer neuen Papierart arbeiten lässt.«
    »Was heißt neue Papierart?«, wollte Peter wissen.
    »Wir haben uns mit dem Chef unseres Wirtschaftsressorts unterhalten«, erwiderte Chosmo. »So ganz beiläufig über Ökopapier und anderes, weil der Erpresserbrief, der bei der Tribune eingegangen ist, doch auf Ökopapier geschrieben wurde. Und der hat erzählt, dass ›Walton Industries‹ schon lange mit einer revolutionären Sorte Papier experimentiert. Hier in Sedona sind Forschungsarbeiten allerdings nicht genehmigt, weil das mit noch mehr Wasserverbrauch verbunden wäre, als ohnehin schon in der Vliesproduktion nötig ist.«
    »Gut. Und was wisst ihr über die Wasserrechte?«, schaltete sich Bob ein.
    Ruth holte tief Luft für das nächste Thema. Sedona wurde durch den Oak Creek, aber auch durch einige andere Quellen und etwas Grundwasser versorgt. Alles, was aus dem Oak Creek Tal kam, gehörte der Stadt. Die anderen Quellen waren in privater Hand.
    »Ich hab’ noch was für euch«, sagte Ruth und sah die Jungs herausfordernd an. Mit spitzen Fingern griff sie in die Innentasche ihrer Lederjacke und zog ein Papier heraus. »Was zahlt ihr?«
    Peter äugte über Justus’ Schulter hinweg und riet am schnellsten. »Nicht schlecht«, sagte er anerkennend, »der Liebesbrief vom Erpresser, oder?«
    »In Zahlen«, konterte Ruth.
    Sie reagierten nicht.
    »Also, ich warte.« Fröhlich wedelte sie mit der Kopie des Erpresserbriefs vor ihren Augen hin und her.
    »Wir zahlen nichts«, sagte Justus eine Spur zu streng. Das kesse Mädchen war nicht so ganz sein Fall. Er fand sie einerseits ziemlich nett, andererseits aber auch ganz schön anstrengend

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