Giftiges Wasser
Mathilda von seinen Fähigkeiten auf diesem Gebiet nicht allzu viel hielt. »Nach Sedona durch die Lüfte, nach Sedona durch die –« Peters Hupe schickte einen schrillen Misston in seinen schmelzenden Belcanto.
Justus schnappte seinen Seesack und entkam nur knapp dem freundschaftlichen Klaps der Tante auf die rechte Schulter. Ersatzhalber gab er ihr einen Kuss auf die Wange und lief aus dem Haus.
»Ich ruf an, wenn wir angekommen sind«, schrie er, um das Begrüßungsgeheul von Bob und Peter zu übertönen. Sie winkten und Tante Mathilda winkte zurück.
Bob wollte ausführlich gelobt werden, weil er den beiden anderen zu dem Trip verholfen hatte. Peter machte bereits detaillierte Pläne für den Abend in der fremden Stadt. Er hielt sich für ziemlich unwiderstehlich, und wenn seine Freundin Kelly nicht dabei war, schäkerte er nur zu gerne mit anderen Mädchen.
Allmählich ließ sich Justus von der Vorfreude seiner beiden Freunde anstecken. Und als sie zwanzig Minuten später auf dem Flughafen hinter Ventura ankamen, hatte er sein Missgeschick vom Nachmittag schon fast vergessen.
Überraschung am Flughafen
Peter fand nahe der Abfertigungshalle einen bewachten Parkplatz.
»Immer mir nach«, übernahm Bob wie selbstverständlich das Kommando. Lässig, die schwarze Sonnenbrille auf den braunen Haaren, lehnte er am Wagen und wartete, bis Peter alles abgeschlossen hatte. Im Gänsemarsch trabten sie in das winzige, nicht gerade elegante Gebäude.
»Da drüben.« Peter entdeckte die kleine Gruppe als Erster. Zwei junge Frauen und ein nicht mehr ganz so junger, ziemlich drahtiger Mann, bepackt mit einer Kamera, Kabelrollen, einem Stativ und zwei Scheinwerfern, standen an einem der Schalter. Sie gingen auf den Mann zu.
»Guten Tag«, sagte Justus. »Wir sind die Jungs, die Sax Sendler schickt.«
»Und wir kommen von NTV«, antwortete der Mann freundlich und schüttelte ihm die Hand. Dann drehte er sich zu der blonden Frau um, die hinter ihm stand. »Das ist Jean Baxter. Sie ist die Reporterin. Und unsere Chefin.«
»Hi«, grüßten die drei etwas verlegen. Justus musste an Lys denken. Die hätte ihm jetzt einen Rüffel verpasst, weil er ohne langes Nachdenken einfach angenommen hatte, der Boss sei natürlich der Mann.
»Das ist Chelsea Smith, die Kamerafrau«, fuhr der Mann fort, »und ich heiße Simon Hoover. Ich bin für den Ton zuständig.«
»Hat Sax euch erzählt, worum es geht?«, wollte Jean Baxter wissen.
»Nur ganz kurz«, antwortete Bob, »wo ist er überhaupt?«
»Kommt nach«, sagte die Reporterin. »Er muss heute Abend zu irgendeinem Konzert nach Lancaster.« Sie sah auf ihre poppige Armbanduhr. »Wir haben noch fünfzehn Minuten Zeit. Da drüben ist eine kleine Snackbar, dort können wir alles besprechen.«
Sie deponierten ihr Gepäck am Schalter ihrer Fluglinie und gingen ans andere Ende der Halle. Von hinten betrachtete Justus ihre Arbeitgeberin genauer. Jean war groß und ein klein wenig mollig, was ihm auf Anhieb sympathisch war, und trug einen langen dunkelblonden Zopf. Chelsea war kleiner, hatte einen auffallend schlanken, langen Hals und ihre Haare unter einer schief sitzenden Baseballmütze versteckt. Simon sah aus wie ein Bergsteiger. Er war selbst für kalifornische Verhältnisse ausgesprochen braun gebrannt.
Jean Baxter setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Ich lade euch ein. Natürlich nur, wenn ihr nicht gerade ein viergängiges Menü bestellt.«
»Bestimmt nicht«, versprach Peter. »Und ich mache den Ober. Wem darf ich was bringen? – Eistee für alle? Okay«
»Also«, fing Jean an, als Peter mit sechs vollen Gläsern auf einem Tablett zurückkam. »Wir haben den Auftrag, einen Film über das diesjährige Musikfestival zu drehen.«
»Wissen wir schon«, warf Bob etwas vorlaut ein und erntete einen strengen Blick von Justus.
»Nicht nur über die Musikszene und die Zuschauer«, fuhr Jean fort, »sondern auch darüber, was so ein Festival wirtschaftlich für eine Kleinstadt bedeutet. Was durch Übernachtung und Eintrittspreise reinkommt, aber auch, was zum Beispiel die Entsorgung der zurückbleibenden Müllberge kostet.«
Je länger sie sprach, desto sympathischer wurde Jean den drei ???. Ohne lange drum herumzureden, gab sie ihre Anweisungen. »Einer von euch wird mir bei meinen Notizen helfen, Namen, Adressen und Stichworte mitschreiben, wenn ich Interviews mache. Aber ihr werdet auch Boten sein und Kabelträger und Beleuchter. Und wenn wir Hunger kriegen, schafft ihr
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