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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Lächeln auf. Dann stellte sie sich vor.
    »Ich?«, prustete der Fahrer. »Ich komme ins Fernsehen?« Er nahm eine Hand vom Lenkrad und schlug sich auf den Schenkel. »Na klar. Immer. Is’ ja die Wahrheit, Ehrenwort.« Er bog in eine schmale Seitenstraße und hielt vor einem kleinen Park. »Hier ist die Jugendherberge«, deutete er auf die eine Seite, »und dort das Sedona-Sun-Motel .«
    Sie stiegen aus. Über der ganzen Stadt schien eine Klangwolke zu hängen. Es hupte und tutete, schrie, sang und quietschte. Peter war sprachlos, selbst Bob brachte bloß ein inbrünstiges »Ist ja irre!« heraus.
    Jean vereinbarte für morgen früh einen Termin mit dem Fahrer. »Dann seht ihr gleich, wie unsere Arbeit abläuft«, meinte sie zum Abschied zu den Jungen.
    Das NTV-Team marschierte zum Motel hinüber. Chelsea drehte sich noch einmal um. »Passt auf, dass ihr nicht zu spät ins Bett kommt!«
    »Keine Sorge«, rief Peter und winkte ihr zu, »wir haben eine gute Kondition!«
    »Ich glaube«, sagte Justus gedehnt, als die drei ??? durch das schwere Doppeltor der Jugendherberge gingen, »wir sollten Kelly noch heute Abend eine Karte schreiben. Sonst macht sie sich noch Sorgen um ihren Peter.«
    Der beschloss, die Anspielung auf seinen Enthusiasmus für Chelsea zu überhören. Aber Justus ließ nicht locker. »Die Dame ist zu alt für dich, mein Lieber, und außerdem vergeben.«
    Peter und Bob sahen ihn verwundert an.
    »Ein Tipp fürs Leben«, dozierte Justus. »Ein Blick auf Ring und Finger, du irrst dich nie und nimmer.«
    Sie feixten, und Bob wollte gerade anfangen, laut zu überlegen, ob diese Lyrik wohl von Shakespeare oder doch nur von Justus Jonas stammte, als hinter ihnen eine helle Männerstimme auflachte. Sie drehten sich um und standen vor einem freundlichen, asiatisch aussehenden Mann.
    »Ich bin Rick Che, der Direktor hier, und ihr seid sicher die Jungs aus Rocky Beach. Wir haben nur noch ein Zweibettzimmer mit Notbett für euch, aber dafür mit Blick auf die roten Felsen.«
    Das Zimmer im ersten Stock war tatsächlich etwas klein geraten. Als sie ihre Seesäcke verstauen wollten, zeigte sich, dass die Schranktür nur zu öffnen war, wenn mindestens einer entweder im Bett lag oder auf den Flur ging.
    Das Los entschied. Bob musste mit dem Notbett vorlieb nehmen, Peter bezog das untere Stockbett, und Justus kam, wie es dem Chef der drei ??? zustand, nach oben.
    Sie wechselten nur rasch die T-Shirts, wobei Peter mit seinem schwarz-neongrün-karierten eindeutig den Vogel abschoss und Justus mächtig die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht zu stöhnen. Den Blick auf seine nackte Schulter vermied er. Dann brachen sie auf.
    Während Justus Onkel Titus telefonisch über ihre glückliche Ankunft informierte, schnupperten Bob und Peter bereits von der Abendluft, die nun etwas lauer war als bei ihrer Ankunft. Es war noch immer unglaublich laut in den Straßen der Stadt. Sedona zählte nur 3500 Einwohner, war aber schon seit vielen Jahren Anziehungspunkt für Künstler und Kunstgewerbler, die sich hier mit Vorliebe, wenn meist auch nur vorübergehend, niederließen. In der Hauptstraße und den schmalen Seitengassen lockten unzählige Läden, in denen Seidentücher, Silberschmuck, geschnitzte Kunst, Körbe, selbst gewebte Taschen, mundgeblasenes Glas, Tontöpfe oder handgeschöpftes Papier angeboten wurden. Dazwischen gab es vor allem Bars, Bistros und Selbstbedienungsrestaurants.
    Nachdem sie die Hauptstraße einmal rauf und einmal runter inspiziert hatten, wurde es Justus endgültig zu viel. »Hunger«, stöhnte er, als sie an einer üppig mit Palmen dekorierten Kneipe vorbeikamen. Das stimmte zwar nicht, denn er war nur müde und musste immerzu an die möglichen Folgen seines Unfalls denken, aber es klang in den Ohren der anderen äußerst überzeugend. Die hatten sich im Flugzeug von Tante Mathildas Proviant ernährt, und das war nun schon drei Stunden her.
    Peter sah auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. »Für einen kleinen Imbiss gerade die richtige Zeit«, sagte er unternehmungslustig mit einer einladenden Geste in Richtung Eingang. Mexicana prangte in schwungvoller rosaroter Neonschrift darüber.
    Drinnen war es eng. An der Bar standen die Gäste in Dreierreihen und aus dem Lautsprecher dröhnten alte Swing-Nummern. Auf einem großen Bildschirm, der schräg über den Getränkeregalen hing, lief ein Baseballmatch.
    Sie schlängelten sich durch das helle lang gestreckte Lokal, in dem auffallend viele Grünpflanzen

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