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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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Sie tippte die Kennung und das Passwort des Institutsleiters ein und dankte dem Himmel, dass der seine persönlichen Daten schön säuberlich unter der Tastatur aufbewahrte.
    Sie klickte sich durch die Ordner des heutigen Datums und fand den gesuchten Unterordner Mischeder, Henriette und darunter das Dokument: Obduktion_vorläufig. Nachdem sie den Ordner geöffnet hatte, stellte sie fest, dass das gerichtsmedizinische Team der Tagesschicht zu demselben Ergebnis gekommen war wie sie: Suizid und Verdacht auf Alkoholabhängigkeit. Schnell druckte sie den Bericht für ihre Mappe aus.
    Wieder ein Erfolg, freute sie sich und malte kurzerhand einen Smiley auf das Papier. Aber was half es ihr, dass ihre Untersuchungsergebnisse so einwandfrei waren wie früher in der Schule ihre Hausaufgaben – jetzt, da aus ihr eine Mörderin und keine Gerichtsmedizinerin geworden war? Achtlos wie nie pfefferte sie den Bericht in ihre fast volle Mappe und stopfte diese zurück in den Rucksack.
    Was sollte sie jetzt tun? In der Regel ging sie nach Hause, sobald alles geputzt war und sie die Toten untersucht hatte. So sollte es auch heute sein. Einfach nur an der Routine entlanghangeln, dann konnte ihr nichts passieren. Außerdem wollte sie definitiv nicht auf Anja treffen und das wurde umso wahrscheinlicher, je länger sie sich hier aufhielt. Sie nahm ihre Sachen vom Haken und verschwand, noch bevor die Beamten und die Ärztin mit ihren zwei Kleinkriminellen fertig waren.

4. Kapitel
    Cleo wachte auf und fühlte sich, als hätte sie ein Lastwagen überrollt. Der Wecker zeigte 8 Uhr. Kein Wunder, dass sie so k.o. war: Für einen Wochenendmorgen war es mitten in der Nacht. Sie drehte sich um und zog sich das Laken wieder über die Schultern. Im gleichen Moment schoss es ihr durch den Kopf: Anja! Augenblicklich war sie hellwach und setzte sich auf.
    Anja hatte sie tatsächlich versetzt! Krass! Und noch nicht mal eine einzige SMS hatte sie beantwortet. Nach jeder How I met your mother -Folge hatte Cleo ihr eine Nachricht geschrieben, bis sie schließlich vor dem Fernseher eingeschlafen war. Jetzt erinnerte sie sich, wie sie mitten in der Nacht auf dem Sofa aufgewacht und ins Bett gestolpert war. Wahrscheinlich hatten Anja und die anderen im Club richtig viel Spaß gehabt und sie einfach hier sitzen lassen. Wütend ließ sie sich zurück auf die Matratze fallen und zog sich das Laken über den Kopf.
    Die sollen mir doch alle gestohlen bleiben.
    Ein paar Minuten wälzte sie sich hin und her. Jetzt einschlafen und alles vergessen, das wär’s. Aber es wollte einfach nicht klappen. Wut, Enttäuschung und die Angst, tierisch was verpasst zu haben, hielten sie wach und trieben sie trotz dieser unmenschlichen Zeit aus dem Bett. Wenn sie schon nicht schlafen konnte, sollte Anja es erst recht nicht.
    Sie ging ins Wohnzimmer, fischte ihr Handy aus der Sofaritze und schaute auf das Display. Keine SMS, kein Anruf!
    Die spinnt wohl!
    Als wäre das Handy schuld an ihrer Misere, hämmerte Cleo wütend auf die Tasten. Bei Anja ging wieder nur die Mailbox ran. Um den blöden Text nicht hören zu müssen, legte sie schnell wieder auf und versuchte es bei Anja daheim. Nach drei Freizeichen hob jemand ab.
    »Diekamp.«
    »Guten Morgen, Herr Diekamp, hier ist Cleo.«
    »Cleo! Seid ihr aus dem Bett gefallen, oder was?« Lachen. »Was gibt es denn?«
    Sie hatte Anjas Stiefvater noch nie besonders gut leiden können. Sein Lachen klang immer gekünstelt und seine ganze Statur machte ihr Angst. Er war groß und kräftig, irgendwie unberechenbar. All das spiegelte sich sogar in seiner Stimme wieder.
    »Ist Anja da?«
    »Anja? Die ist doch bei dir, soviel ich weiß.«
    »Sie wollte gestern Abend kommen, aber dann hat sie es sich wohl anders überlegt.«
    »Hmmm… komisch. Hier ist sie auch nicht. Hast du es schon bei euren Freunden probiert?«
    »Das mache ich jetzt, danke.«
    »Okay. Tschüss.« Er legte auf.
    Cleo schüttelte den Kopf. Der war ja ganz schön gelassen, wenn man bedachte, dass Anja eine Nacht lang wer weiß wo gewesen war. In dem Moment fiel ihr ein, dass Anja vor zwei Tagen irgendwas über ihren Stiefvater gesagt hatte. Was war das noch mal gewesen? Sie nahm ihr Handy und öffnete den Ordner mit den eingegangenen Nachrichten. Da, eine SMS von Anja, am Mittwoch um 21 Uhr: »Bitte erzähl NIEMANDEM von der Stvater-Sache. Muss erst noch forschen. Da ist was faul. Freitag mehr. A.«
    Vage erinnerte sich Cleo an Mittwochnachmittag: Sie hatte am Computer

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