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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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mit«, sagte sie und führte Cleo am Unterarm nach draußen hinter die Garage zu den Mülltonnen.
    »Was hast du vor?«
    »Ich habe mir was ausgedacht.«
    Katharina holte die Plastikplane mit dem T-Shirt aus ihrer Tasche und öffnete den Deckel der schwarzen Restmülltonne.
    »Wo hast du die Handschuhe her?«
    Diese Frage hatte sie erwartet.
    »Die hab ich auch im Schrank gefunden, zum Glück. Das Blut… ich fand es irgendwie…«
    Cleo nickte verständnisvoll.
    »Jetzt müssen wir die Sache nur noch ins Rollen bringen.« Katharina schmiss das Plastikpaket in die Mülltonne.
    »Was tust du da? Das ist unser Beweisstück. Das muss doch zur Polizei!«
    Katharina atmete tief ein. Ihr war klar, dass der nun folgende Köder nicht so leicht zu schlucken sein würde. »Ich habe mir überlegt, dass wir damit nicht einfach zur Polizei gehen können.«
    »Warum nicht?«
    »Na ja. Das war nicht in Ordnung, was wir getan haben.«
    »Hmmm. Stimmt.«
    »Und außerdem darf ich nicht zur Polizei, weil ich… weißt du, meine Mutter…«
    Mist! Jetzt fange ich auch noch an zu stottern. Sie wird mir nicht glauben. Sind das Zweifel in ihren Augen?
    Katharina kratzte mit dem Fingernagel festgeklebte Müllreste von der Tonne.
    »Was ist mit deiner Mutter?«
    »Ich hätte für meine Mutter und mich nicht genug Geld, wenn ich bei den Diekamps nicht schwarzarbeiten würde.«
    Katharina sah Cleo prüfend an. In den Augen des anderen Mädchens lag eindeutig Erstaunen.
    »Du musst für deine Mutter sorgen?«
    Blitzartig bog Katharina die Realität so zurecht, wie es ihr am nützlichsten schien.
    »Ja. Meine Mutter ist schon seit Jahren krank. Ich kümmere mich um sie. Sie liegt den ganzen Tag im Bett.« Sie versuchte, möglichst unbeschwert zu klingen, denn sie wollte kein Mitleid, sondern… Ja, was eigentlich? Anerkennung?
    »Und dein Vater?«
    »Der ist schon lange tot.«
    »Oh.«
    »Das macht aber nichts«, meinte Katharina. »Ich hab das im Griff. Also, lassen wir das jetzt mit der Polizei?«
    »Ja, natürlich. Aber was machen wir dann stattdessen?«
    Katharina war erleichtert. Cleo hatte den zweiten Köder geschluckt. Um ehrlich zu sein, war sie auch ein bisschen stolz auf sich, denn die rührselige Geschichte mit ihrer Mutter und ihrem Vater hatte sie exakt in der richtigen Dosierung und zum richtigen Zeitpunkt angebracht.
    »Wir gehen in ein Internetcafé und loggen uns als Anja bei Facebook ein. Was meinst du, wie schnell der Kommissar reagieren wird, wenn wir ihm im Namen von Anja die Freundschaft anbieten!«
    »Krasser Plan!«
    »Und sobald er uns geaddet hat, erzählen wir ihm die Sache mit dem T-Shirt.«
    »Okaaay«, sagte Cleo und sprach erst weiter, nachdem sie kurz überlegt hatte. »Der Kommissar wird nicht rauskriegen, wer das geschrieben hat, aber die Information mit dem Shirt in der Mülltonne bekommen. Der Stiefvater wird gefasst und wir bleiben draußen. Respekt.« Sie nickte anerkennend, hielt aber sofort wieder inne. »Halt! Wir haben Anjas Passwort nicht.«
    »Klar hab ich das.«
    Cleo wich zurück. Ihre Aussage hatte sie verletzt, das erkannte Katharina an der Falte zwischen Cleos Augen und der etwas nach unten geneigten Kopfhaltung. Ist ja auch logisch. Sie musste verdammt noch mal vorsichtiger sein. Es war okay, wenn Cleo glaubte, dass Katharina für Anja wichtiger gewesen war als bisher vermutet, aber Cleo durfte auf keinen Fall annehmen, dass sie Anjas engste Vertraute gewesen war. Das musste Cleos Rolle bleiben, für immer. Neid war das Letzte, was Katharina wollte.
    »Wieso hast du ihr Facebook-Passwort?«, fragte Cleo und sah Katharina durchdringend an.
    Wenn Blicke töten könnten…
    Katharina versuchte ein beschwichtigendes Lächeln, hatte aber keine Ahnung, ob es ihr gelang. »Als sie mal krank im Bett lag und noch keinen Laptop hatte, sollte ich ihr was vorlesen. Sie konnte nicht aufstehen, also hat sie mir ihr Passwort gesagt.«
    Eine billige Lüge, aber sie konnte ja schlecht erzählen, dass sie sich im Laufe der Zeit alle Passwörter und Pin-Nummern von Anja organisiert hatte.
    Es schien zu funktionieren. Cleos Haltung und ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und schließlich sagte sie: »Dann lass uns jetzt sofort in ein Internetcafé fahren. Ich kenne eins in der Nähe vom Bahnhof.«
    Sie nahmen den nächsten Bus in die Stadt und Katharina fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr.

14. Kapitel
    Cleo kannte das Internetcafé bisher nur von außen, weil sie und ihre Freunde alle selbst

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