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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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ihr zu Lebzeiten gelungen ist, vielleicht«, er zuckte hilflos die Schultern, »ich weiß es nicht.«
    »Mom war ich scheißegal«, murrte das Mädchen und spielte an den Reglern der Musikanlage. Dann griff sie eine Zigarettenpackung, die jedoch nur noch Tabakkrümel enthielt, und zerknüllte diese mit einem leisen Fluch.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Ralph und richtete sich ächzend auf, denn einmal mehr hatte er außer Acht gelassen, dass seine Schulter ihm jede Belastung mit stechendem Schmerz heimzahlte.
    »Was weißt du schon, du hast sie ja nicht gekannt«, wisperte Janine.
    »Ich weiß dafür, dass du
mir
nicht egal bist«, antwortete er versöhnlich.
Brüderlich.
    Sie blinzelte in seine Richtung, ein erstes Zeichen des Einlenkens vielleicht, jedenfalls war aus ihrer Stimme jede Feindseligkeit gewichen, als sie sagte: »Du kennst mich doch kaum.«
    »Vielleicht gerade deshalb«, schmunzelte Angersbach augenzwinkernd. Dann zog er das Mädchen aus heiterem Himmel in eine feste Umarmung.
    Jede große Reise …

[home]
    Freitag, 8 . März
    M it rigorosem Schwung riss Sabine Kaufmann das Papier von dem Flipchart. Das mit unzähligen Verbindungslinien und Kreisen geschmückte Schaubild war nach und nach zu einer unüberschaubaren Krakelei mutiert, und sie konnte es nicht länger ertragen.
    »Weg damit«, kommentierte sie, »ich will diesen gordischen Knoten nicht länger sehen.«
    »Kann ich gut verstehen«, erwiderte Angersbach schmunzelnd. Dabei war er derjenige, der das Board in dem kleinen Büro im Blickfeld hatte.
    Sie waren vor wenigen Minuten im Büro eingetroffen, und Angersbach hatte gerade ein Telefonat mit dem Abschleppdienst geführt, der sich um die Bergung seines Lada kümmern sollte. Mit einem Poltern war Weitzel hineingetreten, die Metallfüße der Staffelei, an der das Whiteboard befestigt war, stießen lautstark an den Türrahmen.
    »Was sollen wir damit?«, hatte Sabine irritiert gefragt, als der junge Beamte sich seiner Last entledigt hatte.
    »Möbs’ Idee«, lächelte dieser und zuckte unbeschwert mit den Achseln. »Vielleicht erhofft er sich ja einen Geistesblitz.«
    Sabine stieß einen grimmigen Fluch aus, nachdem sie für einige Sekunden auf das bunte, verworrene Schaubild geblickt hatte. Die zahllosen Verbindungen verschiedenfarbiger Linien erinnerten an ein Wollknäuel, das man den Krallen einer Katze entrissen hatte. Ein einziges Chaos.
    Als Nächstes war das Reißen des Papiers an der Gummierung zu vernehmen, und die Seite segelte zu Boden.
    Sabine überlegte kurz, ob sie eine neue Liste beginnen sollte, doch das konnte bis zur nächsten Besprechung warten. Ein Besuch bei Claudia Reitmeyer stand an, außerdem musste sie mit ihrem Kollegen über das Gespräch mit dem Anwalt reden. Und sie brannte darauf zu erfahren, wie der gestrige Abend im Hause Angersbach verlaufen war. Kratz- und Bisswunden jedenfalls wies ihr robuster Kollege nicht auf. Insgeheim gestand sich die Kommissarin ein, dass sie ihn zu mögen begann, so ungehobelt er auch sein konnte. Und sie stellte fest, dass sie auf einen Besuch bei Frau Reitmeyer nicht die geringste Lust verspürte.
Die
würde sie wohl nie mögen, aber das war zum Glück auch nicht nötig.
    Sabines Blick fiel auf einen flachen Karton, in dem sich die Korrespondenz und der Kalender Ulf Reitmeyers befanden. Unterlagen, deren Analyse Zeit und Geld gekostet und dennoch zu nichts geführt hatte. Angersbach schien ihren Blick verfolgt zu haben, denn er fragte: »Nehmen wir den Kram nachher mit?«
    »Meinetwegen«, nickte die Kommissarin.
    »Wissen Sie, was mich dabei stört?«, fragte er weiter.
    »Hm?«
    »Frau Reitmeyer hat uns bei unserem ersten Treffen, ohne zu zögern, diese Unterlagen mitgegeben. Würde jemand so handeln, der um betrügerische Vorgänge in seiner Firma weiß?«
    Sabine strengte ihr Erinnerungsvermögen an. »Sie hat uns die Unterlagen aber erst nach der Vernehmungspause ausgehändigt, in der wir das Haus verlassen hatten. Entweder da oder noch vor unserem Eintreffen hätte sie genügend Zeit gehabt, um die Dokumente vorzusortieren. Des Weiteren hat Reitmeyer senior seinen Etikettenschwindel garantiert nicht schriftlich dokumentiert.«
    Angersbach nickte. »Stimmt auch wieder.«
    Sabine entschloss sich, die Papiere dennoch erneut durchzublättern. Sie hob den Karton auf den Schreibtisch und kippte ihn auf den Kopf.
    »Dr. Brüning hat mich gestern Abend zu sich gebeten«, eröffnete sie dabei beiläufig, und Angersbach

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