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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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In der Nähe der Notaufnahme dürften da immer welche bereitstehen. Dann rollt man den mit einem Laken zugedeckten Körper in die Pathologie und nimmt, nun wieder ganz offiziell, einen anderen mit. In aller Frühe hat man da wohl nicht einmal Zeugen zu befürchten.«
»Einem Bestatter werden die meisten, die ihn und sein Auto als gewohnten Anblick im Krankenhaus wahrnehmen, ohnehin keine Beachtung schenken«, ergänzte Lisa.
Judith Brunner hielt das für ein durchaus mögliches Szenario. Hatten doch sowohl Dr. Renz als auch Dr. Frederich neben einem unbeobachteten Agieren von Weißkitteln auch eine relative Bewegungsfreiheit im Krankenhaus eingeräumt. Sie sagte: »Wir haben also drei identifizierte Mordopfer. Was uns immer noch fehlt, sind Verdächtige. Die Skoda-Fahrer scheiden wohl eher aus, es sei denn, jemand von Ihnen plädiert dafür, dass die Maler mit Holl und Pfeiffer wegen der Renovierung ihrer neuen Wohnung in Streit gerieten.«
Hatte Ritter richtig gehört? Sollte seine Chefin tatsächlich mal einen Witz gemacht haben? Prompt ging er darauf ein: »Da wären wohl eher die Fäuste geflogen als Gift geflossen.«
»Stimmt!«, bestätigte Judith Brunner trocken und fuhr fort: »Bei Botho Ahlsens ist ebenfalls keine Tatbeteiligung erkennbar. Also bleibt uns nur die Legende um Jenny Holl. Was auch immer aus ihr geworden ist, ich will, das sie gefunden wird. Und zwar schnell!«
Das zustimmende Schweigen nutzte Dr. Grede, um noch kurz seinen Bericht los zu werden. Er hatte gestern bereits seine Friedhofsermittlungen abschließen können: Gleich die erste Gärtnerei, die unter dem Namen »Pflanzen-Mischer« schon seit Generationen Pflanzen züchtete, versprach auf einem kleinen, unscheinbaren Pappschild neben einigen Holzkistchen mit zarten Sellerie- und Porreepflänzchen, »Jetzt wieder seltene Gewächse – hinterm zweiten Gewächshaus« anzubieten. Im »Freilandgarten« fand Grede dann die feilgebotenen Exemplare, die ihn vermuten ließen, dass es sich um die vom Friedhof gestohlenen Gehölze handelte. Sie standen nicht bei den übrigen, in größeren Stückzahlen vorrätigen, gleich groß gewachsenen Setzlingen oder den Beerensträuchern, sondern separat, zwischen eingetopften Strauchrosen und jungen Obstbäumchen. Jede der Pflanzen war nur einmal zu haben. »Ungewöhnlich, oder? Also habe ich Werner Uhlig telefonisch zur Gärtnerei gebeten, ihm die Verkaufsstelle beschrieben und er hat ein Japanisches Zierahornbäumchen sofort wiedererkannt. Der Rest war eine Lappalie. Ich konfrontierte den Leiter der Gärtnerei mit unserem Verdacht und der hatte auch gleich eine Idee, wer von seinen Leuten sich da etwas hinzuverdienen würde. Er hatte nämlich unter seinen fünf Lehrlingen ein Pärchen, dem er bereits einen Verweis wegen unerlaubten Fahrens mit dem Gärtnereifahrzeug erteilen musste. Bis dato hatte er aber nur vermutet, dass die beiden gerne Auto fuhren, aber kein eigenes hatten. Nun hat er sich ohne viel Federlesens mit Uhlig auf eine Strafe für die Jungs geeinigt ... Allerdings geben mir die beiden keinen großen Anlass zur Hoffnung. Denn als ich von ihrem Chef als Stellvertretender Leiter der Kreisbehörde der Volkspolizei vorgestellt wurde und sie mit den Vorwürfen konfrontierte, nahmen die das nicht einmal ansatzweise ernst. Sie betrachteten alles als größeren Spaß oder maximal als Kavaliersdelikt. Und dass sie ihre Lehrstelle vielleicht verlieren würden, schreckte die nicht ein bisschen! Erst als Uhlig, der ja eine ganz schön imposante Erscheinung ist, ein paar deutliche Worte an die beiden richtete, hörten die überhaupt mal zu. Dass sie an den nächsten Wochenenden Gärtnerarbeiten auf dem Friedhof zu erledigen haben würden, gefiel ihnen gar nicht. Kommenden Sonnabend erwartet Uhlig die beiden mit den Pflanzen um sieben Uhr früh am Friedhof. Sonst wüsste er ja, wo er sie finden kann!«
Für Lisa waren das alles natürlich keine Neuigkeiten, denn bereits gestern Abend hatte sie aus erster Hand von den Langfingern bei »Pflanzen-Mischer« erfahren. Sie war froh, die Ermittlungen etwas forciert zu haben, und auch dankbar für die Anerkennung, die den Worten von Dr. Grede über Werner Uhlig zu entnehmen war. Auch die anderen in der Runde waren zufrieden, diese Angelegenheit erledigt zu wissen und sich wieder wichtigeren Dingen zuwenden zu können.
»Ich werde mich gleich auf den Weg zu Hella Singer machen. Sie weiß ja noch gar nicht, dass ihr Mann auch vergiftet wurde. Ich hoffe, sie wird mir

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