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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Stunden, die ihnen blieben, um einander grenzenlos aufzunehmen.
»Warte auf mich, bitte.« Den Schmerz bei seinen Abschiedsworten spürte Laura jeden Tag, wenn sie allein ins Bett ging. Doch gelang es ihm, in den unendlichen Zeiten seiner Abwesenheit auf verschiedenste Art bei ihr zu bleiben – und so hatte eines Abends ein Päckchen mit dem Buch auf ihrem Kopfkissen gelegen.
Laura trank den letzten Schluck Kaffee und nahm seinen Brief zur Hand, las die wenigen Worte und strich behutsam über die Zeilen. Sie wollte unbedingt glauben, dass er recht behielt.
Laura merkte, dass sie die Gedanken betrübten. So stand sie lieber auf und machte sich ans Aufräumen.
Wilhelmina, die sich bis dahin auf ihrem Schoß verwöhnen ließ, fand sich urplötzlich am Boden wieder. Auf der Stelle sprang sie zurück auf den frei gewordenen Sessel. Mit immer wieder zufallenden Augen beobachtete sie argwöhnisch, ob sich auch nicht allzu viel in ihrer Küche veränderte.

Laura verbrachte ein wenig Zeit im Bad und zog sich dann gemächlich an. Während sie den Tisch abräumte, klopfte es an der Haustür, doch keiner kam ins Haus.
Nanu? Wer besuchte sie denn auf diese ungewöhnliche Weise? Die Nachbarn kamen sonst, einen Gruß in den Flur rufend, eigentlich immer gleich in die Küche. Doch niemand erschien.
Neugierig ging Laura nachsehen. »Leon!« Sie war überrascht. Er hatte sich noch nie bei ihr blicken lassen. Und wie er sie ansah? Hoffentlich bringt er keine schlechten Nachrichten. »Guten Morgen! Komm doch rein.«
Leons Lächeln wirkte verlegen. »Hallo! Guck nicht so! Alles ist in bester Ordnung. Ich wollte dich nur mal was fragen.«
Er schloss die Tür und folgte Laura in die Küche. Interessiert sah er sich um. »Sehr behaglich«, kommentierte er drauflos, »hier sitzt ihr sicher oft gemütlich zusammen.«
Laura wunderte sich. Was war mit Leon los? Er hatte auf sie bisher nicht wie der häusliche Typ gewirkt. »Setz dich doch. Hast du schon gefrühstückt?«, fragte sie. »Möchtest du einen Kaffee oder einen Tee? Das Wasser ist schnell heiß.«
Leon entschied sich für Kaffee. »Wie ist das eigentlich so, unter einem Dach mit einer Hauptkommissarin zu wohnen?«, fragte er unbefangen.
»Na, eigentlich wohnt sie hier und ich komme eher ab und zu auf Besuch«, schränkte Laura ein, »Judith Brunner ist eine sehr angenehme Mitbewohnerin. Und ich bin wirklich beruhigt, dass sich jemand um das Haus kümmert, wenn ich nicht da bin. Wir verstehen uns prima.«
»Onkel Botho schwärmt ja auch mächtig von ihr. Und das will schon was heißen! Der hat ganz schöne Ansprüche, also, bis man den so beeindruckt ... Die Kommissarin scheint wirklich gut zu sein, bei dem, was sie tut.«
»Stimmt. Das kann ich nur bestätigen.« Laura begriff noch immer nicht, was er von ihr wollte. Warum horchte Leon sie über Judith aus?
»Und mit Walter Dreyer scheint deine Kommissarin ja auch bestens auszukommen. Der ist, seit sie seine Chefin ist, immer richtig gut drauf.« Er zwinkerte ihr zu.
Oh! Höchste Zeit, das Thema zu wechseln, dachte Laura. Sie servierte Leon seinen Kaffee und setzte sich zu ihm an den Küchentisch. »Dann kannst du dir ja daran ein Beispiel nehmen, wenn du später mal für einige Leute Verantwortung trägst. Dein eigener Chef bist du ja inzwischen, wie Astrid mir erzählt hat. Architekt und Abrissexperte; sogar als Landschaftsgärtner versuchst du dich – ich höre nur Gutes von deiner Arbeit.«
Leon freute das Lob. »Weißt du, es macht mir riesigen Spaß, Laura. Ich hätte nie gedacht, dass mich mal etwas so fesseln kann. Mein Kopf ist voll von Ideen und ich kann öfter kaum schlafen, so begeistert mich die Aussicht, den alten Park zu rekonstruieren und die Gärtnerei wieder aufzubauen.«
»Ich finde dein Projekt großartig. Das kann dem ganzen Anwesen nur gut tun, und wer weiß, vielleicht wird ja wieder ein florierender Betrieb draus. Früher soll die Gärtnerei so richtig was hergemacht haben. Meine Großeltern schwärmten oft von den Pflanzen! Seltene Sorten waren dabei, und trotzdem ist immer alles angewachsen. Ein paar der alten Gehölze und Bäume stehen noch in meinem Garten hinterm Haus.«
»Tatsächlich?! Würdest du mir die mal zeigen? Bitte!« Leon wäre fast aufgesprungen.
Laura freute sein Enthusiasmus, obgleich sie sich ihn nicht erklären konnte. »Gerne. Komm! Verrätst du mir dann auch, warum du eigentlich zu mir gekommen bist?«
»Genau deswegen! Wegen so etwas bin ich hier.«
Sie traten auf den sonnigen Hof

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