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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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sehen, obwohl das eigentlich unsinnig war– auch wenn sie wie Märchen-oder Fabelwesen aussahen, sie beherrschten auch die moderne Technik meisterhaft.
    Niemand wusste genau, was an den Geschichten dran war. Dafür, dass die Engel schon seit der Zeit der ersten Höhlenmalereien Teil der Menschheitsgeschichte gewesen waren, umgab sie immer noch der Schleier des Geheimnisses. Wie immer hassten die Menschen Unerklärliches oder Wissenslücken, deshalb hatten sich ihre Artgenossen Tausende von Mythen ausgedacht, um die Existenz von Engel zu erklären. In einigen wurden sie als Sprösslinge der Götter gesehen, in anderen waren sie lediglich eine höher entwickelte Spezies. Nur eines war ganz klar– sie waren die Herrscher dieser Welt, und darüber ließen sie keine Zweifel aufkommen.
    Jetzt sprachen Seine Hoheit im Flüsterton. Verärgert streifte Elena durch das Zimmer. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf die breiten Regale an der Wand gelenkt. Entweder waren sie aus echtem Ebenholz, oder das Holz war so bearbeitet worden, das es so aussah; hier reihte sich Kostbarkeit an Kostbarkeit.
    Eine antike japanische Maske eines Oni, eines Dämonen. Doch diese blickte irgendwie schelmisch drein, als sei sie für ein Kinderfest bestimmt gewesen. Die Maske war kunstvoll gestaltet und mit leuchtenden Farben bemalt, dennoch fühlte Elena das Alter der Maske wie ein schweres Gewicht auf sich lasten. Daneben lag eine einzelne Feder.
    Die Farbe war außergewöhnlich– ein tiefes, reines Blau. In den letzten Monaten hatte es in der Stadt Gerüchte gegeben über einen Engel mit blauen Flügeln, aber an ihnen war gewiss nichts dran– oder vielleicht doch? »Natürlich oder künstlich?«, flüsterte sie mehr zu sich selbst.
    »Oh, sehr natürlich«, erklang Raphaels sanfte Stimme. »Illium war sehr betrübt über den Verlust seiner hochgeschätzten Federn.«
    Ihre Stirn umwölkte sich, als sie sich zu ihm umdrehte. »Warum zerstören Sie etwas so Schönes? Eifersüchtig?«
    In seinen Augen funkelte es heftig, ein tödliches Funkeln. »Sie hätten bestimmt kein Interesse an ihm. Er steht auf unterwürfige Frauen.«
    »Na und? Warum haben Sie ihm die Federn genommen?«
    »Er musste bestraft werden.« Achselzuckend kam Raphael auf sie zu und war nur noch eine halbe Armlänge von ihr entfernt. »Dass er nicht mehr fliegen konnte, das hat ihm am meisten zu schaffen gemacht– die Federn sind innerhalb eines Jahres nachgewachsen.
    »Schnell wie ein Augenzwinkern.«
    Bei ihrer Ironie flaute die Gefahr etwas ab. »Für einen Engel schon.«
    »Sind seine Federn wieder genauso nachgewachsen?« Sie ermahnte sich streng, nicht mehr in seine Augen zu blicken, denn das erleichterte ihm den Zugang zu ihrem Geist. Aber es gelang ihr einfach nicht, auch nicht, als sich die Flammen darin in winzige wirbelnde Klingen verwandelten. »Sind sie es?«, wiederholte sie, und ihre Stimme klang rau, voller Verlangen.
    »Nein«, antwortete er, dabei streckte er die Hand aus und zeichnete mit dem Finger den Umriss ihres Ohres nach. »Die neuen Federn waren noch schöner. Blau mit silbernen Rändern.«
    Wie betrübt seine Stimme klang, Elena musste lachen. »Dieselben Farben habe ich in meinem Schlafzimmer.«
    Zwischen ihnen knisterte und brodelte es. Mit Macht. Erregend. Immer noch sah er ihr in die Augen, strich mit dem Finger zart ihr Kinn hinab bis zu ihrem Hals.
    »Vielleicht laden Sie mich ja mal ein?«
    Er war so schön.
    Aber männlich, sehr männlich.
    Nur einmal kosten.
    In ihr herrschte Dunkelheit, ein dunkler Schatten in ihrem Innersten, seit dem Tag, als sie auf einem blutverschmierten Küchenboden ihre Kindheit für immer hinter sich gelassen hatte.
    Tropf.
    Tropf.
    Tropf.
    »Komm, kleine Jägerin. Koste.«
    »Nein.« Sie riss sich los, ihre Hände glänzten vor Angstschweiß. »Ich bin nur gekommen, um Ihnen die Rose zurückzubringen und mich zu erkundigen, ob Sie Neuigkeiten über Urams Aufenthaltsort haben.«
    Nachdenklich ließ Raphael die Hand sinken. Sie hatte mit Zorn gerechnet, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. »Ich bin gut im Bezwingen von Albträumen.«
    Sie machte sich steif. »Und in ihrer Erschaffung. Sie haben den Vampir stundenlang am Time Square liegen lassen.« Hör auf, Elena, befahl ihre innere Stimme. Um Gottes willen, hör schon auf! Du musst ihn dazu bringen, einen Eid auf deine Sicherheit abzulegen– doch es sprudelte weiter aus ihr heraus. »Sie haben ihn gefoltert.«
    »Ja.« Nicht die Spur von Reue.
    Sie wartete. »Und das ist

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