Gilde der Jäger 01 - Engelskuss
glauben, Leute– als ich ihm die Kehle durchgeschnitten habe, ist es ihm gekommen. Er hält mich für die heißeste Nummer, seit es Blut am Stiel gibt.«
»Das gibt es doch gar nicht, Blut am Stiel.« Musste natürlich von Ransom kommen.
»Eben!« Sie streckte die Hände in den Himmel. »Und ich stehe auch nicht auf diesen gruseligen Vampirmist.«
»Okay, es ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte«, murmelte Sara. »Glaubst du, er reicht eine Beschwerde bei der VSB ein?«
Elena dachte an die Kusshand zurück. »Nein. Dazu macht es ihm viel zu viel Spaß.«
»Gut für die Gilde, weniger gut für dich.« Wieder wippte Sara mit dem Fuß auf und nieder. »Du hältst dich hier in den Kellergewölben versteckt, bis du Raphael verständigt hast und er den Vampir wieder an die Leine nimmt. In der Zwischenzeit nimmt sich Ransom deinen Loverboy vor…«
»Nein«, unterbrach Elena sie.
Ransom richtete sich auf und klopfte sich den Hosenboden ab. »Glaubst du, ich bin ihm nicht gewachsen?« In seiner Stimme war ein scharfer Unterton.
»Hör schon auf mit dem Machogehabe«, fuhr sie ihn an. »Er hat diese Geruchsnummer drauf.« Und Ransom war Jäger von Geburt. Nicht im gleichen Maß wie Elena, aber doch genug, um anfällig zu sein.
Erneut trat Stille ein. Sara schaute von Elena zu Ransom. »Okay, dann machen wir es eben anders. Hilda wird sich um Mr Vamp kümmern, wenn er auftaucht.«
Hilda war ein Mensch. Sie konnte Autos stemmen und gehörte zu den wenigen, die gegen jeden Vampirkniff immun waren.
»Verdammt.« Ransom drehte ihnen den Rücken zu und stieß eine Serie von Flüchen aus, die die Tapete von den Wänden geholt hätten, wenn es welche gegeben hätte. »Da ich hier ja wohl überflüssig bin, gehe ich mich jetzt besaufen.«
Elena legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Du bist nicht überflüssig. Du bist ein sexy Leckerbissen, und ich weiß nicht, ob Dmitri in beide Richtungen tendiert. Also, halte mir mal zugute, dass ich meinen Freund schützen möchte. Ich weiß, du würdest dasselbe auch für mich tun.«
»Schließlich bist du ja nicht diejenige gewesen, die aus dem Hinterhalt mit Gerüchen überfallen wurde und hinterher nackt mit Bisswunden am ganzen Körper aufgewacht ist.«
Nie hätte sie erwartet, dass er diesen Vorfall zur Sprache bringen würde. Bislang hatte er es nicht getan. Vielleicht war diese Nyree besser für ihn, als sie gedacht hatte. »Das stimmt«, murmelte sie. »Ja, es ist besser, du triffst dich in dieser Stimmung nicht mit Nyree. Du tust ihr sonst noch weh. Geh und lass dich volllaufen.«
Er stieß einen verärgerten Seufzer aus.
»Wahrscheinlich ist sie sowieso nicht zu Hause.« Sara formte mit den Lippen »Halt die Klappe«, um ihre beste Freundin davon abzuhalten, sich weiter einzumischen. »Da sie sauer auf dich ist, hat sie sich wahrscheinlich freigenommen– was macht sie noch gleich?«
»Bibliothekarin.«
Ransom ging mit einer Bibliothekarin aus? »Bestimmt hat sie die Gelegenheit genutzt und sich ein kleines sexy…«
Ransom war so schnell, dass sie gerade noch zur Seite springen konnte, als er aus der Garage preschte. Sie rieb sich die Hände. »Meine Arbeit ist damit erledigt.« Zum Glück, denn sie hätte gar nicht gewusst, wohin die Sache mit der sexy angezogenen Bibliothekarin hätte gehen sollen.
»Meint er es ernst mit ihr?«, Sara klang überrascht. »So wie es aussieht, scheint er mehr von ihr zu wollen als nur Sex.«
»Ja.« Mit den Fingern in den Gürtelschlaufen tänzelte Elena auf den Zehenspitzen. »Ich mag aber keine Keller.«
»Dann tut es mir leid.« In diesem Moment war Sara ganz Direktorin. »Aber ich setze nicht das Leben meiner besten Jägerin aufs Spiel– und wehe, du sagst Ransom etwas davon– wegen eines Lustmolchs von Vampir. Rein mit dir in den Fahrstuhl.«
Elena stieg mit Sara zusammen ein und entfernte die Verkleidung, unter der eine zusätzliche Schalttafel verborgen lag. Sie gab das Passwort für das geheime Versteck ein, das praktisch in jedem Gebäude der Gilde existierte, und schob die Verkleidung wieder darüber. »Stimmt es eigentlich, dass die in L.A. ihr Versteck im Fahrstuhlschacht haben?«
Sara nickte. »Winzige Räume, die zwar miteinander verbunden sind, aber fürchterlich eng. Unsere sind besser.«
Die Türen öffneten sich. Auf dieser Ebene befand sich ein System von Gewölben, das so alt war, dass es noch aus der Zeit der ersten amerikanischen Gilde stammte– dieser langen Tradition war es auch
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