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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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»Eifersüchtig?«
    »Nein. Ich habe es nicht nötig, mich mit Raphaels Überresten zu begnügen.«
    Sie kniff die Augen zusammen, aber er war noch nicht am Ende.
    »Sie können jetzt wohl kaum noch über die zu Gericht sitzen, die Vampire als Liebhaber bevorzugen.« Sein Duft umspielte sie, eine schleichende Verführung. »Nicht, wenn Sie Raphaels Farben auf der Haut tragen.«
    An diesen verdammten Staub hatte sie gar nicht mehr gedacht. Sie rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Ihre Finger glitzerten weiß und golden. Die Versuchung, die Finger an die Lippen zu führen und in den Mund zu stecken, war so stark, dass sie sich krampfhaft an ihren Hosenbeinen festhielt. Der Staub hinterließ Streifen auf dem schwarzen Stoff, hell glitzernde Beweise. Dmitri hatte recht– sie hatte ihre Unschuld bereits verloren.
    Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich einem Vampir an den Hals werfen würde, auch wenn er Sex und Sünde verströmte. »Hören Sie sofort auf, sonst ziehe ich Ihnen Ihre Reißzähne, wenn Sie schlafen«, sagte sie leise. »Ich meine es ernst, Dmitri.«
    Der Duft wand sich um ihren Körper, sickerte ihr direkt in die Haut und ins Blut. »Sie reagieren sehr empfindlich, äußerst empfindlich. Sie müssen unserer Schönheit schon in sehr jungen Jahren ausgesetzt gewesen sein.« Auf einmal klang seine Stimme verärgert, als gefiele ihm diese Vorstellung überhaupt nicht. »Wer war es?« Der Duft verschwand.
    Tropf.
    Tropf.
    Tropf.
    Komm, kleine Jägerin. Koste.
    Ihr drehte sich der Magen um. Seinen Geruch hatte sie völlig vergessen, die Erinnerung an das beschämend heiße Gefühl zwischen den Beinen tief vergraben, als Kind hatte sie das nicht verstanden. »Er ist tot«, flüsterte sie und hatte ihre Augen starr auf Raphael gerichtet, der gerade gelandet war und nun rasch auf sie zukam.
    »Haben Sie ihn getötet?«
    »Würden Sie ihn rächen wollen, wenn es so wäre?«
    »Nein. Ich bin vielleicht ein Ungeheuer«, sagte er mit seltsam sanfter Stimme, »aber keins, das sich an Kindern vergreift.«
    Als Raphael näher kam, verstummten beide. Panische Angst ergriff sie, als sie ihn so sah– er leuchtete, getränkt von heißer, weißer Energie, die von Tod kündete. Sie rückte ihren Stuhl nach hinten und stand auf.
    Doch das Messer ließ sie im Stiefel. Unnötig, ihn gegen sich aufzubringen, wenn seine Wut vielleicht gar nicht ihr galt. »Was ist los, Raphael«, fragte sie, als er an den Tisch trat.
    In seinen Augen loderten blaue Flammen, doch er schaute nicht sie, sondern Dmitri an. »Wo sind die Leichen?«
    »Brooklyn. Es waren…«
    »Sieben«, unterbrach Raphael ihn. »Michaela hat heute Morgen eine Speziallieferung von sieben Herzen erhalten.«
    23
    »Steckt Uram dahinter?«, fragte Elena und versuchte, dabei nicht an die ekelerregende »Lieferung« zu denken. »Ist er…?«
    »Später.« Mit einer Handbewegung schnitt ihr Raphael das Wort ab. »Erst einmal gehen wir zum Tatort, um zu sehen, ob du seine Spur aufnehmen kannst.«
    »Er ist ein Erzengel. Ich kann Vampire wittern«, sagte sie jetzt schon zum tausendsten Mal, doch weder der Erzengel noch der Vampir schenkten ihren Worten Beachtung.
    »Ich habe den Transport bereits angeordnet«, sagte Dmitri und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass hinter diesen Worten mehr steckte, als sie verstand.
    Raphael schüttelte den Kopf. »Ich bringe sie jetzt schon hin. Je länger wir warten, desto mehr wird sich von seinem Geruch verflüchtigt haben.« Er streckte die Hand aus. »Komm, Elena.«
    Sie brachte keine Einwände vor, die Neugier hatte sie gepackt. »Dann los.«
    Und so fand sie sich an Raphaels Brust geschmiegt wieder, während er zu einem abgelegenen Lagerhaus in einem unbekannten Stadtteil in Brooklyn flog. Die meiste Zeit über hielt sie die Augen geschlossen, denn er zog wieder seine unsichtbare Nummer ab, die diesmal auch sie mit einschloss. Sich nicht sehen zu können löste bei ihr Übelkeitsattacken aus.
    »Riechst du ihn?« Das war das Erste, was er fragte, nachdem sie auf einem mit einzelnen Grasbüscheln bewachsenen Sandstreifen gelandet waren und er ihr auf die Beine geholfen hatte.
    Sie sog die Luft tief ein und wurde von den vielen Gerüchen schier überwältigt. »Zu viele Vampire. Da ist es schwieriger, die Gerüche voneinander zu unterscheiden.« Zwar sah sie keinen der Vampire, sah überhaupt keine lebende Seele, aber sie wusste, dass sie da waren– auch wenn das weiß Gott kein Ort war, an dem man seine Tage

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