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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Hände sauber zu reiben. Das verdammte Glitzerzeug blieb an ihr kleben. »Das kann man abwaschen.«
    »Vielleicht.«
    »Dann hoffe mal lieber darauf– eine Jägerin, die im Dunkeln leuchtet, ist nicht gerade unauffällig.«
    In seinen Augen flackerte männliche Begierde auf. »Ich könnte es ja ablecken.«
    Damit erweckte er die letzten verglühenden Funken in ihr wieder zum Leben, ihr wurden wieder die Knie weich. »Nein, danke.« Ja, bitte, murmelte ihr Körper. »Ich muss sowieso duschen.«
    Von einem Herzschlag zum nächsten wechselte sein Gesichtsausdruck von Ernsthaftigkeit zu purer Sinnlichkeit. »Ich schrubbe dir den Rücken.«
    »Ein Erzengel lässt sich dazu herab, einer Jägerin den Rücken zu schrubben?« Sie zog eine Braue in die Höhe.
    »Das hat natürlich seinen Preis.«
    »Natürlich.«
    Unvermittelt blickte er auf. »Anscheinend müssen wir unser Gespräch verschieben.«
    Sie wandte sich in dieselbe Richtung, konnte aber bloß einen unglaublich blauen Himmel erkennen. »Wer ist denn diesmal da oben?«
    »Niemand, um den du dir Gedanken machen müsstest.« Seine Arroganz war samt und sonders zurückgekehrt. Dann entfaltete er die Flügel, und sie sah ihn atemlos an.
    Jemanden so Schönen dürfte es gar nicht geben, dachte sie. Das war unerträglich.
    Schön bin ich nur für dich.
    Diesmal befahl sie ihm nicht, aus ihrem Kopf zu verschwinden. Mit ihrem neuen Schild warf sie ihn einfach hinaus.
    Er blinzelte, sonst war sein Gesicht ausdruckslos. »Ich dachte schon, ich hätte mir deinen kleinen Kniff eingebildet.«
    »Wohl doch nicht.« Vor Stolz musste sie so grinsen, dass sie schon befürchtete, ihr Gesicht würde Risse bekommen. Himmel, wenn sie das tatsächlich fertigbrachte… Doch dann setzte ihr Verstand endlich wieder ein. Sie bekam solche Kopfschmerzen davon, also sollte sie nicht länger so dumm sein und sich ihre Tricks lieber für wirklich brenzlige Situationen aufheben. »Bescheuerte Vernunft.«
    Raphael lächelte, doch sein Lächeln hatte etwas Grausames an sich, eine Mahnung daran, dass der Mann, mit dem sie eben herumgeknutscht hatte, auch der Erzengel von New York war, auch der Mann, der sie über einen tiefen Abgrund gehalten und ihr vom Tod vorgesäuselt hatte. »Iss jetzt«, sagte er. »Ich leiste dir gleich wieder Gesellschaft.«
    Als er über den Rand trat, überkam sie wieder das starke Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben. Diesmal rührte sie sich nicht vom Fleck, auch wenn sich ihr Magen vor Angst zusammenzog. Aber da war er wieder, stieg auf, und sie spürte den Luftzug seiner ausgebreiteten Flügel im Gesicht. Alles in ihr drängte sie, ihm hinterherzusehen, doch sie wandte sich ab, denn sie war sich nur allzu bewusst, dass der Grat, auf dem sie wandelte, sehr schmal war.
    Raphael begehrte sie, aber das hatte mit seinen Pflichten als Erzengel von New York nichts zu tun, das durfte sie keinesfalls vergessen– selbst wenn sie die Jagd auf Uram überlebte, war sie wahrscheinlich trotzdem dem Tode geweiht. Einfach, weil sie zu viel wusste. Und die Sache mit dem Eid hatte sie Raphael gegenüber noch nicht einmal angesprochen. Verdammt. Auf dem Weg zum Frühstückstisch zögerte sie kurz. Sollte sie den Weg zum Fahrstuhl nehmen oder in den offenen Himmel?
    Schließlich wählte sie den Fahrstuhl. Mit allem, was ihr aus dem Fahrstuhl entgegenkam, würde sie schon fertig werden, aber sie wusste verdammt gut, dass sie einen Kampf mit einem Erzengel nicht überleben würde. Als Erstes ergriff sie das Messer ihres Bestecks und steckte es in ihren Stiefel. Zwar war es gerade mal scharf genug, um damit Schinken zu schneiden, aber zur Not würde es schon einigen Schaden anrichten können. Dann aß sie. Essen war Energie, und für die Jagd musste sie im Vollbesitz ihrer Kräfte sein. Sie bekam einen Adrenalinstoß, gepaart mit dem Gefühl eiskalter Angst– aber das putschte sie noch mehr auf.
    Schließlich war sie eine geborene Jägerin– dafür war sie gemacht.
    Hinter ihr raschelte es, ihr Jägerinstinkt war geweckt. »Warum schleichen Sie hier herum, Dmitri?« In dem Moment, in dem er aus dem Fahrstuhl gestiegen war, hatte sie ihn schon gerochen.
    »Wo ist Raphael?«
    Überrascht von seinem schroffen Ton, beobachtete sie ihn, als er zu ihr an den Tisch kam. Alle Eleganz der Erotik, alles, was sein wahres Wesen sonst wie Zuckerguss überzog und verbarg, war verschwunden. Sie blickte in sein schönes Gesicht und wusste, dass er Könige hatte stürzen und Reiche aufblühen sehen.

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