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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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auch davon, womit sie sie füttert.«
    »Fleisch«, flüsterte sie. »Menschenfleisch?«
    »Oder Vampirfleisch. Es scheint keinen Unterschied zu machen.« Bislang gab es noch keine Hinweise darauf, dass auch Engel für Lijuans Lieblinge geopfert wurden, aber Raphael würde dem ältesten Erzengel auch eine solche Schändlichkeit zutrauen.
    In diesem Moment hob Elena den Kopf. »Sturm«, flüsterte sie. »Jason riecht nach Regenschauern, nach Blitz und Feuer.«
    »Hat sich deine neue Fähigkeit stabilisiert?«
    »Nein.« Mit den Augen folgte sie Jasons Sinkflug, wenngleich der schwarz geflügelte Engel bislang nur ein Schatten am Firmament war. »Sie kommt und geht. Meistens geht sie.« Sie drückte ihre Lippen auf seine Wange. »Aber du bist immer der Regen und der Wind in mir gewesen. Ich schmecke dich, wenn ich schlafe, wenn ich wach bin, wenn ich atme.«
    Wenn Jason jetzt nicht gerade gelandet wäre, hätte Raphael sich Elena geschnappt und sich an ihrem einzigartigen Duft berauscht. So strich er ihr nur mit der Hand über den Nacken, fuhr mit den Lippen über ihr Ohr. Heute Nacht werde ich dich verzehren, Elena. Sei bereit für mich – ich werde nicht eher Ruhe geben, bis du schreist vor Lust.
    Er spürte, wie ihr Herz aussetzte und ihr Atem kurz wurde. Aber seine Jägerin hatte sich immer noch jeder Herausforderung gestellt. Jederzeit, Himmelsknabe.
    34
    »Sire.« Jason klappte seine Flügel ein und wartete auf die Aufforderung, Bericht zu erstatten.
    Raphael begrüßte ihn mit einem Nicken. »Komm, wir unterhalten uns drinnen.« Lijuan würde sie weder persönlich noch mit technischen Hilfsmitteln in ihrem Wohnzimmer bespitzeln, das würde der seltsame Ehrenkodex ihr verbieten. Die Privatsphäre von Gästen war ihr heilig.
    Elena lehnte mit dem Rücken an der Anrichte, Raphael und Jason gesellten sich zu ihr. Jasons Tätowierung war schon wieder fast vollständig erneuert worden, seine linke Gesichtshälfte war ein richtiges Kunstwerk. Man sah ihm an, dass seine Vorfahren aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen stammten. Unter den Engeln galten seine Eltern als das Liebespaar schlechthin. Und eine Zeit lang waren sie das wohl auch gewesen.
    »Haben deine Männer noch mehr herausfinden können?«, fragte Raphael den Meisterspitzel.
    »Was immer in dem Raum in Lijuans Festung verborgen war«, sagte der schwarz geflügelte Engel mit klarer, wohltönender Stimme, »sie hat es inzwischen herschaffen lassen.«
    »Ist es einer der Wiedergeborenen?«
    »Ja, aber offensichtlich ein ganz besonderer, denn der Transport wurde sorgfältig bewacht.« Deutliche Abscheu lag in seinen nächsten Worten, trübte den reinen Klang der Stimme. »Man hört immer wieder Berichte über junge Frauen, die auf den Karawanenwegen verschwinden.«
    »Versorgt Lijuan ihre Wiedergeborenen mit Lebendfutter?« Zwar war das Töten von Menschen nicht verboten, aber auf diese Weise und für diesen Zweck … selbst Charisemnon wäre davon angewidert.
    »Bis jetzt haben wir noch keine Überreste finden können, um unseren Verdacht zu erhärten«, sagte Jason. »Doch das Verschwinden stimmt genau mit der Reiseroute der Karawane überein – und sie wollten ihre Toten, solche, die die Dorfbewohner erst kürzlich bestattet hatten.«
    »Lijuan wird als Göttin verehrt«, sagte Raphael und dachte dabei an einen anderen Erzengel, der sich auch für einen Gott gehalten hatte. »Die Dorfbewohner würden sich nie laut beschweren.«
    »Bestimmt nicht.« Als Jason den Kopf senkte, verfing sich das Licht in seinem offenen, pechschwarzen Haar. »Aber das ist noch nicht das Schlimmste.«
    »Noch etwas Schlimmeres?«, fragte Elena entsetzt.
    Jason hob den Kopf. »Es geht das Gerücht um, ein Gerücht, das sich hartnäckig hält, dass Sterbliche, die zu ihrem engsten Kreis zählen und die nicht auserwählt wurden, Vampire zu werden …«
    »Oh mein Gott!«, flüsterte Elena. »Wollen sie etwa wiedergeboren werden?«
    »Anscheinend werden sie von den jüngeren Wiedergeborenen dazu verführt«, sagte Jason bekräftigend. »Von denen, die langfristig in einem lebensähnlichen Zustand gehalten werden, indem man ihnen Fleisch zu essen gibt.«
    »Die Jungen oder die Alten?«, fragte Raphael.
    »Die Älteren, aber dabei wird es bestimmt nicht bleiben.«
    »Warum?« Elena sah Raphael verständnislos an. »Die müssen doch wissen oder zumindest ahnen, dass sie auf diese Weise ein viel kürzeres Leben haben als normal.«
    Jason antwortete ihr, noch bevor Raphael dazu kam.

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