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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Sein Oberkörper war entblößt, ihm war das Hemd vom Leib gerissen worden. Illium breitete schützend seine Flügel vor ihr aus, bis ihre Welt nur noch aus blutüberströmten männlichen Muskeln und silberblauen, ins Rostrot spielenden Flügeln bestand.
    »Schon wieder habe ich dich enttäuscht«, entgegnete er stattdessen.
    Elena holte ein paarmal tief Luft, legte sich die Hand aufs Herz, immer noch spürte sie den zupackenden Griff der Phantomhand. »Illium, du hast es mit fünf Engeln aufgenommen. Und ihnen die Flügel abgetrennt.« Kaltblütig.
    Er wandte den Kopf, um sie anzusehen, in seinem eisigen Ton war ein schwacher britischer Akzent herauszuhören: »Dir tun sie also leid?«
    »Ich meine ja bloß …« Sie schüttelte den Kopf, suchte nach passenden Worten. »Wenn ich früher in meiner Wohnung saß und den Engeln zusah, wie sie auf dem Turm landeten, habe ich sie immer um ihre Fähigkeit zu fliegen beneidet. Flügel sind etwas ganz Besonderes.«
    »Die wachsen nach«, sagte Illium. »Irgendwann.«
    Seine Herzlosigkeit schockierte sie. Illium musste es ihr angesehen haben, denn er schenkte ihr ein eisiges Lächeln. »Dein kleines Hündchen hat Krallen, Elena. Und das gefällt dir nicht.«
    Es war ein Schlag ins Gesicht, doch genau den hatte sie gebraucht, um wieder klar denken zu können. »Für mich bist du ein Freund. Und die meisten meiner Freunde stecken einen zimperlichen Engel jederzeit in die Tasche.«
    Er blinzelte. Einmal. Zweimal. Und da war es wieder, sein spitzbübisches Lächeln. »Ransom hat sehr lange und sehr schöne Haare. Vielleicht sollten die einmal Bekanntschaft mit Blitz machen.«
    War ja klar, dass Illium seinem Schwert einen Namen gegeben hatte. »Versuchs ruhig, danach fehlt dir aber ein Satz Federn, das kann ich dir versichern.«
    Der blau geflügelte Engel hob sein langes, doppelschneidiges Schwert, als wollte er es in die Scheide auf seinem Rücken stecken. Gerade wollte sie ihn darauf aufmerksam machen, dass ihm seine Scheide abhandengekommen war … da war das Schwert auch schon verschwunden. »Wir haben alle unsere Gaben, Ellie.« Verlegen lächelte er. »Meine ist auch nützlich. Zwar beherrsche ich den Zauber nicht, aber ich kann kleine Gegenstände am Körper verschwinden lassen.«
    Elena fragte sich, ob das hieß, dass auch er eines Tages ein Erzengel sein würde. »Trägst du schon die ganze Zeit, in der wir uns kennen, ein Schwert mit dir herum?«
    Ein Achselzucken. »Ein Schwert, eine Pistole, manchmal einen Krummsäbel. Eignet sich hervorragend zum Köpfen.«
    In Anbetracht dieser blutrünstigen Aufzählung schüttelte Elena den Kopf, hörte aber sofort damit auf, als sich alles um sie zu drehen begann. »Geh und wasch dir das Blut ab, Glockenblümchen.«
    »Erst wenn Raphael zurück ist.«
    Nachdem sie Illium zum Aufbruch gedrängt hatte, drehte Elena eine Runde um den Pavillon. »Ich kann nach Hause laufen.« Ihre Blutergüsse sahen zwar böse aus, doch es hätte schlimmer kommen können – besonders mit ihrem Herzen. Mit dem Handballen rieb sie sich immer wieder über die Brust. Ein Gefühl des Wundseins, aber sonst war alles in Ordnung. »Und da ich nicht selbstmordgefährdet bin, kannst du mich genauso gut nach Hause begleiten.«
    »Der Sire hatte dich gebeten, auf ihn zu warten.«
    Eigentlich, dachte Elena bei sich, war es weniger eine Bitte als ein Befehl gewesen – in der festen Annahme, dass sie ihn befolgen würde. »Illium, eines solltest du über mich wissen, wenn du mit mir befreundet sein willst. Ich werde auf keinen Fall jedem seiner Befehle gehorchen.«
    Tadelnd sah Illium sie an. »Er hat recht, Ellie. Hier bist du nicht sicher.«
    »Ich bin eine geborene Jägerin«, erklärte sie ihm mit rauer Stimme. »Ich bin noch nie sicher gewesen.«
    Oh, meine kleine Jägerin, süße, süße Jägerin.
    Wie ein lästiges Gespinst streifte sie diese Erinnerung ab, wusste dabei aber nur zu gut, dass sie wieder und wieder davon heimgesucht werden würde. Sie ging los. Illium wollte sich ihr in den Weg stellen, doch sie war im Vorteil – nie würde er ihr auch nur ein Haar krümmen.
    Beinahe hätte sie die Engel in diesem Garten vergessen.
    Wie hilflose Vögel lagen sie dort, ihr Blut hatte das Gras besudelt und die Blumenwiese in ein Schlachtfeld verwandelt.
    12
    Schwer hing der Geruch von Blut und Schmerz in der Luft, drang ihr in jede Pore. Auf einmal vermisste Elena ihre Wohnung, die sie in ein kleines Paradies verwandelt hatte, so sehr, dass sie anfing zu

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